Schiefer Turm vom Ruhestein: Weiter Blick über den Park Foto: bloomimages

Der Nationalpark Schwarzwald will seine Gäste in drei bis vier Jahren spektakulär empfangen: Dann soll das neue Besucher- und Informationszentrum fertig sein, das auf den ersten Blick zeigt, woraus der Schwarzwald besteht.

Seebach - Acht Holzklötze, scheinbar beliebig übereinander gefallen: Diese Idee hat die Jury im Wettbewerb für ein Besucher- und Informationszentrum des Nationalparks Nordschwarzwald am meisten überzeugt. Der Entwurf erhielt dieser Tage den ersten Preis, womit die Wahrscheinlichkeit, dass er realisiert wird, ziemlich hoch ist. Noch in diesem Frühjahr soll der Vertrag unter Dach und Fach sein.

Der Grundgedanke stammt von dem Architekturbüro Sturm und Wartzeck im hessischen Dipperz bei Fulda. „Wir kommen aus der Rhön und haben in dem Mittelgebirge früher mehrere Projekte mit Holz verwirklicht“, sagte Jörg Sturm, einer der beiden Geschäftsführer, unserer Zeitung. Die Absicht sei, das Thema Urwald architektonisch zu visualisieren.

Weil das Land als Bauherr darauf bestand, dass sich interdisziplinäre Teams aus Architekten, Statikern, Klimatechnikern und Landschaftsarchitekten bewerben, haben sich Sturm und Wartzeck drei Partner gesucht: das Stuttgarter Büro Schlaich Bergermann für die Tragwerksplanung, das Ingenieurbüro EWT aus Grebenhain bei Giessen für die technische Ausrüstung sowie die Landschaftsarchitektur GmbH aus Bonn.

Das Team setzte sich letztlich gegen mehr als 160 Konkurrenten durch, wobei das Preisgericht sieben Teilnehmer mit Preisen oder Anerkennungen auszeichnete. „Alle wesentlichen Belange von der Einbindung in die Landschaft über die Organisation und Konstruktion des Gebäudes bis zur Nachhaltigkeit werden hervorragend umgesetzt“, heißt es in der Begründung.

Von besonderer Bedeutung sei die durchgängige und materialgerechte Verwendung des Baustoffes Holz, erklärte dieser Tage der Minister für ländlichen Raum, Alexander Bonde (Grüne). Das vom Land gewählte Motto des Parks „Eine Spur wilder“ komme so auch in der Architektur des Besucherzentrums zum Ausdruck. Die Gebäudeteile sind durchgängig mit Holzschindeln verkleidet – eine im Schwarzwald bis heute gebräuchliche Technik.

Der Preis sichert noch nicht den Auftrag

Formal ist mit dem ersten Preis allerdings noch keine Auftragsvergabe verbunden. Die muss den gesetzlichen Vorgaben entsprechend zunächst mit den Preisträgern ausgehandelt werden – vor allem anhand von wirtschaftlichen Kriterien. Dennoch ist es eher die Regel als die Ausnahme, dass der Hauptpreisträger das Projekt auch realisiert – zumal offenbar der politische Wille dazu besteht. Bonde sprach dieser Tage von einem „faszinierenden Entwurf“, der hervorragend zum Nationalpark passe. Das Besucherzentrum werde eine eindrucksvolle Anlaufstelle.

Auf etwa 17,5 Millionen Euro werden die Kosten des in 900 Höhenmeter liegenden Gebäudekomplexes taxiert. Er soll direkt gegenüber dem jetzigen Parkplatz am Naturschutzzentrum Ruhestein entstehen. Die Obergrenze für die Gesamtbaukosten des Besucherzentrums einschließlich der Räume für die Verwaltung beträgt 20,5 Millionen Euro.

Das Zentrum soll – wie in allen Nationalparks der Welt üblich – für Besucher die zentrale Anlaufstelle sein, wo sie sich einstimmen, informieren und auch stärken können. Auf den rund 3000 Quadratmetern Nutzfläche ist auch ein gastronomisches Angebot vorgesehen. Auch ein Shop soll darin Platz finden. Hauptattraktion könnten ein schräger stehender Aussichtsturm sowie eine Art Skywalk werden: eine Plattform über den Baumwipfeln.

Federführend für die Ausführung ist das Amt für Vermögen und Bau Pforzheim. Baubeginn soll 2016 sein, der Zeitplan sieht die Eröffnung bereits im Frühjahr 2018 vor – was laut Architekt Sturm „sehr ambitioniert“ ist .

Der Nationalpark Schwarzwald besteht seit 1. Januar 2014 aus zwei Regionen von insgesamt 10 000 Hektar rund um den Ruhestein und um die Ortschaft Herrenwies.