Seit anderthalb Jahren ist die Natur hier sich selbst überlassen: Der Nationalpark Schwarzwald. Foto: dpa

Anderthalb Jahre nach dem Start ist der Großteil der Baden-Württemberg dem Nationalpark im Schwarzwald wohlgesonnen. Die meisten Kritiker gibt es in unmittelbarer Nachbarschaft. Das ergibt eine Umfrage.

Stuttgart - Nach teils heftigen Debatten im Landtag und Demonstrationen sind die Baden-Württemberger laut einer Studie mit dem Nationalpark Schwarzwald versöhnt. Der Widerstand gegen das grün-rote Prestigeprojekt scheint anderthalb Jahre nach dem Start gebrochen. Nur noch sieben Prozent der repräsentativ Befragten im Land sehen das Projekt noch negativ, wie Naturschutzminister Alexander Bonde (Grüne) am Freitag in Stuttgart mitteilte. Viele Bedenken seien offenbar widerlegt worden, das Verständnis gewachsen. Knapp zwei Drittel bewerten den Park als „gut“ oder „sehr gut“, berichtete der Freiburger Soziologie-Professor Baldo Blinkert aus seiner Studie.

Rund 10.000 Hektar Schwarzwald östlich von Baden-Baden sollen wieder Urwald werden. Direkt am Nationalpark ist die Ablehnung des Parks nach wie vor am höchsten: 14 Prozent. Vor allem aus Reihen der Säger dort war Protest gegen das Projekt laut geworden. Auch im Landtag war die Einrichtung eines ersten Nationalparks im Südwesten hoch umstritten. Für den Fall einer Regierungsübernahme 2016 kündigte die oppositionelle CDU bereits Änderungen am Zuschnitt an. Bonde spiele mit „gezinkten Karten“, sagte Friedrich Bullinger für die FDP-Fraktion. Der Minister lege Statistiken „nach seinem Gusto aus“.

60 Prozent planen einen Besuch

Jeder zehnte Baden-Württemberger war schon im Nationalpark. Insgesamt 60 Prozent planten einen Besuch, heißt es in der 130 starken Studie, die von der Nationalparkverwaltung in Auftrag gegeben worden war. 68 Prozent in Baden-Württemberg kennen den Nationalpark, 52 Prozent bewerten die Arbeit des Teams dort positiv.

Die Besucher wurden auch befragt, was ihnen gut gefallen hat und was nicht. 58 Prozent lobten den Schutz der Natur, 39 Prozent die Naturerlebnisse und 20 Prozent die Ausstattung des Parks mit Wegen oder Infotafeln. 66 Prozent sagten, sie wüssten nicht, was ihnen nicht gefallen hätte. 16 Prozent kritisierten, dass der Schutzgedanke für die Natur „nicht konsequent genug“ verfolgt werde. Sechs hingegen sagten, der Schutzgedanke werde „zu konsequent“ umgesetzt.

„Der Nationalpark wird nicht mehr infrage gestellt“, lautete das Fazit von Parkleiter Thomas Waldenspuhl zu den Zahlen. Dass 32 Prozent den Park noch nicht kennen, müsse Ansporn für sein Team sein, die Öffentlichkeitsarbeit zu verstärken.

Der Naturschutz-Experte der Grünen, Markus Rösler, sprach von einer „phänomenal schnellen Akzeptanz für ein solches Naturschutzprojekt“. Viele anfängliche Sorgen existierten quasi nicht mehr: „Von Betretungsverboten, Borkenkäfern oder schlechten Prognosen für den Tourismus ist kaum noch etwas zu hören.“ Laut Grünen-Landeschefin Thekla Walker ist die Studie schlicht „beschämend für die CDU“. Der Nationalpark in seiner jetzigen Form funktioniere, hieß es beim Naturschutzbund Nabu. Dessen Landeschef Andre Baumann sagte: „Der Nationalpark ist in den Herzen der Menschen angekommen.“