Diskussionsbedarf: Die Fußball-Nationalspieler Benedikt Höwedes (li.), Shkodran Mustafi Foto: dpa

Bundestrainer Löw experimentiert in der Abwehr weiter mit der vorerst misslungenen Dreierkette – auch wenn der Erfolg womöglich noch Jahre auf sich warten lässt.

Stuttgart - Ein Bundestrainer denkt mittel- bis langfristig. Und er denkt in Turnier-Zyklen. 2016 ist wieder EM, 2018 kommt die nächste WM. So lange läuft der Vertrag von Joachim Löw. Und spätestens dann will er den Weltmeister wieder auf höchstes Niveau geführt haben – um den Weltmeistertitel in Russland erfolgreich zu verteidigen.

Deshalb verwundert es nicht, wenn Joachim Löw über seinen fürs Erste misslungenen Versuch mit der Dreier-Abwehrkette, die bei gegnerischem Ballbesitz zu einer Vierer- oder Fünferkette wächst, sagt: „Das wird künftig eine Variante sein – vielleicht in anderthalb Jahren, vielleicht auch erst in drei Jahren.“

Diese Zeitspannen verdeutlichen, wie weit die Umsetzung der Mannschaft von Löws Vorstellungen noch entfernt ist. Der Versuch beim 2:2 gegen den Asienmeister mit Shkodran Mustafi rechts, Benedikt Höwedes zentral und Holger Badstuber links war jedenfalls keine Offenbarung – was für Löws Begriffe gar nicht anders sein kann: „Man kann nicht erwarten, dass alles auf Knopfdruck funktioniert, wenn man das nur einmal trainiert hat, und dann nicht mal methodisch. Um das einzustudieren, braucht es Zeit.“ Eben die eineinhalb Jahre bis zur EM. Oder drei Jahre bis zur WM. Bis dahin sei er „bereit, das Risiko in Testspielen einzugehen und Fehler hinzunehmen“.

Mustafi wirkt zuweilen überfordert

Fehler sah er gegen Australien genügend. Mustafi wirkte unsicherer als innen, zuweilen überfordert. Die Abstände zum zentralen, für diese Position aber viel zu langsamen Höwedes waren zu groß. Badstuber war nach seiner langen Verletzungspause noch zu sehr mit sich beschäftigt. Technische Defizite, mangelndes Tempo und eine unglückliche Raumaufteilung – das geht selten gut. Schon gar nicht gegen eine Mannschaft, die mit schnellen Stürmern im 4-3-3-System in die Räume stößt.

„Die haben das wirklich gut gemacht“, sagte Mustafi, „mit drei Mann vorne zu pressen, traut sich gegen Deutschland nicht jede Mannschaft.“ Umso deutlicher offenbarte das die deutschen Defizite, die auch im Mittelfeld lagen. Bei Ballverlust wäre es für sie schon hilfreich zu wissen, was bei Ballgewinn in der Spieleröffnung zu tun ist und wie sie bei Ballverlust zu stehen und sich zu bewegen haben.

„Wir werden das in Zukunft immer mal wieder ausprobieren“, sagt Löw. Im EM-Qualifikationsspiel gegen Georgien an diesem Sonntag (18 Uhr/RTL) kehrt er wohlweislich zur bewährten Viererkette zurück. Deshalb ruht der Feldversuch bis zu den nächsten Länderspielen am 10. Juni gegen die USA und am 13. Juni gegen Gibraltar.