Leroy Sanés Formkrise hält an. Foto: imago//Matthias Koch

Der Offensivmann gibt mit seinem Auftreten weiter Rätsel auf. In Budapest verschärft sich seine Krise.

Leroy Sané wollte nicht sprechen am späten Samstagabend in Budapest. Als einer der ersten deutschen Nationalspieler kam er in der Puskas-Arena aus der schmalen Kabinentür und ging durch die klimatisierten Katakomben nach draußen in die Schwüle der Nacht. Als Sané dann längst im Mannschaftsbus Platz genommen hatte, schritt der DFB-Direktor Oliver Bierhoff drinnen im Stadion aus der Umkleide und redete ruhig, aber sehr bestimmt über den Problemfall im deutschen Kader.

An klaren Botschaften an den Mann, der mit seinem Auftreten seit Monaten neue Rätsel aufgibt, mangelte es nicht beim DFB-Direktor. Der Bundestrainer Hansi Flick „ist sehr aufbauend und versucht immer wieder auch, die Spieler für sich zu gewinnen“, sagte Bierhoff also: „Aber irgendwann muss man auch sagen, das ist es jetzt, und da muss ein Spieler was draus machen.“

Die Geduld scheint aufgebraucht

Das war die erste Botschaft an Sané, der Bierhoff die nächste folgen ließ. „Es ist für Leroy keine leichte Situation“, sagte er weiter: „ Wir helfen ihm, aber er muss sich natürlich auch selbst helfen – am Ende musst du dich als Spieler da rauskämpfen.“

Da raus, aus dem Tal einer Karriere. Die traurige Juni-Geschichte des Leroy Sané hatte vorher in Budapest ihren Tiefpunkt erreicht. Zum Auftakt in die Nations League in Italien (1:1) war Sané noch von Anfang an aufgelaufen, enttäuschte aber komplett. Gegen England drei Tage später (1:1) wurde der Flügelspieler erst kurz vor Schluss eingewechselt. Und nun gegen Ungarn saß der Offensivmann 90 Minuten lang auf der Bank. Flick brachte in der Schlussphase lieber die Offensivkräfte Julian Brandt, Karim Adeyemi und Lukas Nmecha – so viel zum Stellenwert Sanés.

Dass der Hochbegabte nur noch eine untergeordnete Rolle spielt, liegt dabei nicht nur an seinen Leistungen auf der großen Bühne, sondern auch an Auftritten rund um die jüngsten Trainingseinheiten. So wirkte Sané im DFB-Camp von Herzogenaurach zuletzt seltsam unmotiviert. Man könnte sagen, dass er körperlich anwesend war: Mehr aber auch nicht.

Hochbegabt, aber ohne Durchschlagskraft

Ein Tor gelang dem Außenstürmer für die DFB-Elf im Jahr 2022 obendrein noch nicht – es sind Probleme, die die Verantwortlichen des FC Bayern kennen. So hatte Sané in München nach einem starken ersten Halbjahr in der vergangenen Runde abgebaut. Eine Erklärung dafür hat der Trainer Julian Nagelsmann noch nicht gefunden.

Vor dem Nations-League-Spiel der DFB-Elf gegen Ungarn nun kam Sané zum Warmmachen mehr als fünf Minuten später als alle anderen Akteure auf den Platz. Erst gegen Ende der Partie durfte er sich noch einmal ein bisschen dehnen. Er wirkte auch da nicht besonders engagiert.

„Bei Leroy darf man seine Körpersprache nicht überinterpretieren“, sagte Bierhoff am Ende dazu: „Das ist so seine Art – aber wichtig ist, dass er trotz dieser Körpersprache die Leistung bringen muss.“