Vertrautes Duo: Joachim Löw (li.) und Lukas Podolski. Foto:  

Der WM-Triumph ist abgehakt, jetzt warten neue Aufgaben auf Bundestrainer Joachim Löw und seine Weltmeister. Auch die Rückkehrer Holger Badstuber und Ilkay Gündogan sind wieder dabei.

Stuttgart - Joachim Löw, das kam wenig überraschend, belohnt Holger Badstuber und Ilkay Gündogan für ihr großes Durchhaltevermögen nach langen und schwerwiegenden Verletzungen mit dem Comeback im Nationalteam. Der Bundestrainer berief die beiden Profis vom FC Bayern München und von Borussia Dortmund in seinen 23-köpfigen Kader für die ersten Länderspiele des Jahres am kommenden Mittwoch in Kaiserslautern gegen Asien-Meister Australien (20.30 Uhr/ZDF) sowie vier Tage später in der EM-Qualifikation in Tiflis gegen Georgien (18 Uhr/RTL). Mit noch 16 Weltmeistern um den ebenfalls zurückkehrenden Kapitän Bastian Schweinsteiger, aber ohne Neulinge eröffnet Löw den Endspurt des Weltmeisters zur EM 2016 in Frankreich. So weit, so unspektakulär.

Was Löw in den vergangenen Tagen angekündigt hatte und nun in die Tat umsetzte, sorgt dagegen für reichlich Gesprächsstoff: die Nominierung von Lukas Podolski. Löw steht zumindest zum Jahresauftakt weiter treu zum 29 Jahre alten Weltmeister, der bei Inter Mailand auf der Suche nach der Form ist und nicht einmal für die Europa League gemeldet wurde – und damit auch das Achtelfinal-Rückspiel gegen den VfL Wolfsburg (1:2) auf der Tribüne verfolgen musste.

Podolski ist nach seinem Wechsel vom FC Arsenal zur Randfigur verkommen, seine Auftritte sind schwach und uninspiriert – wenn er denn überhaupt mal ran darf und nicht wie zuletzt auf der Bank oder auf der Tribüne sitzt. Auch zuvor konnte Podolski beim FC Arsenal nicht überzeugen – und bei der Weltmeisterschaft in Brasilien war er allenfalls noch der Gute-Laune-Onkel, der außerhalb des Platzes und auf der Ersatzbank für gute Stimmung sorgte. Zu viel mehr reichte es nicht.

Umso überraschender kommt nun seine Nominierung. „Lukas hat immer noch unser Vertrauen, und wir hoffen, die Tage bei uns geben ihm Aufwind und Kraft“, sagt Löw dazu und ergänzt: „Die Nationalelf war immer ein Halt für Lukas. Ich denke, dass er jetzt auch mal unsere Unterstützung benötigt – die hat er sich verdient.“

Löw und Podolski – das ist eine spezielle Trainer-Spieler-Beziehung. Als Löw 2004 beim DFB anfing, war Poldi gerade Nationalspieler geworden. Seit fast elf Jahren arbeiten sie zusammen. Keinen Spieler setzte Löw in der Nationalelf häufiger ein als den 121-maligen Nationalspieler (89 Spiele/34 Tore). Nicht zuletzt Löw hatte Podolski zum vorzeitigen Abschied beim FC Arsenal gedrängt. „Lukas ist jetzt seit über zehn Jahren bei der Nationalelf dabei. Er hat immer volles Engagement für Deutschland gezeigt, nie Länderspiele abgesagt, hat im Training und den Spielen immer alles gegeben. Das hat auch einen Wert für mich“, sagt Löw, der von einem Freifahrtschein in die Kuschel-Oase aber nichts wissen will. Er habe Podolski „gesagt, dass am Ende die Leistung stimmen muss, um weiter nominiert zu werden“.

Der langjährige Podolski-Kumpel Bastian Schweinsteiger, der erstmals nach seiner Beförderung zum Kapitän das deutsche Team in der kommenden Woche auch auf dem Spielfeld anführen kann, muss sich solche Sorgen nicht machen. Seit dem WM-Finale gegen Argentinien konnte der Bayern-Profi zwar kein Länderspiel mehr bestreiten, dennoch ist er bei Löw gesetzt. „Ihn wieder dabeizuhaben ist für uns ein großer Gewinn“, sagt der Bundestrainer, „wir brauchen ihn, auf dem Platz genauso wie außerhalb.“

Der FC Bayern München wird auch auf dem Weg zur EM das Gerüst der Nationalmannschaft stellen – dennoch betont Löw, dass „wir eine Mannschaft haben, die ein bisschen im Umbruch ist“. Der Coach selbst sorgte mit seiner Vertragsunterschrift bis zur nächsten WM 2018 in Russland für Kontinuität. Die ersten zwei von insgesamt zehn Länderspielen 2015 sollen nun den weiteren Weg weisen: „Die Aufgabe ist, ein neues Team zu formen, mit einigen neuen Reizen und neuen Ideen.“