Per Mertesacker kehrt gegen Polen in die Nationalelf zurück: Wer ist der beste Partner für ihn?
Stuttgart - Die Reise in die Zukunft war für Per Mertesacker ein Rückgriff auf die eigene Vergangenheit. Als der Abwehrspieler von Werder Bremen vergangene Woche für zehn Millionen Euro Ablöse zum FC Arsenal wechselte, fiel ihm seine Tante Ute ein. Als der lange Blonde zwölf Jahre alt war, besuchte er sie mit seiner Familie in London. Natürlich kehrte er nicht ohne Fußballtrikot von der Insel zurück. Im Sportgeschäft griffen Per und sein Bruder wahllos ins Regal - der Bruder erwischte ein Shirt von Manchester United, Per eines vom FC Arsenal. Seitdem waren die Gunners "der Verein, für den ich geschwärmt habe".
Auch eine Woche später mag Mertesacker (26) kaum glauben, dass sein Jugendtraum jetzt in Erfüllung geht: einmal für Arsenal zu spielen. "Glückwunsch", sagte Joachim Löw, "das ist ein sehr guter Schritt." Für den 75-maligen Nationalspieler Mertesacker, aber auch für den Bundestrainer. Arsenal legt Wert auf einen schnellen, technisch hochwertigen Fußball - wie Löw bei der Nationalelf. Das kann beiden bei der EM 2012 nur zugutekommen. Denn mit Besorgnis hat der Bundestrainer beim 6:2-Sieg gegen Österreich konstatiert: nach vorne ist alles hui, nach hinten manches pfui. Sorgen bereitet speziell die Innenverteidigung, in der Mats Hummels und Holger Badstuber etliche Abstimmungsprobleme hatten.
Chance für Boateng
Und so empfindet es Löw als überaus beruhigend, dass im Test-Länderspiel gegen Polen der Mann seines Vertrauens zurückkehrt. "Ich schätze Per enorm. Er genießt bei uns Trainern sehr großes Vertrauen, weil auf ihn stets Verlass war", sagt Löw über seine Stammkraft bei den WM-Turnieren 2006 und 2010.
Seit Mai musste Mertesacker, der nach der WM in Südafrika zusammen mit Holger Badstuber die Innenverteidigung bildete, einer Fersenverletzung Tribut zollen. Die Alternativen - mal Mats Hummels und Arne Friedrich, mal Hummels und Badstuber - überzeugten nicht. Vor allem ließen sie in jedem Spiel mindestens ein Gegentor zu. Umso schärfer entbrennt nun der Kampf um den Platz neben Per Mertesacker.
In Polen soll Jerome Boateng (23) eine Chance erhalten, der von Bayern München als Innenverteidiger verpflichtet wurde. Benedikt Höwedes (23), der gegen Österreich bis zu seiner Verletzung die rechte Abwehrseite bearbeitete, spielt bei Schalke ebenfalls zentral, muss sich im Nationalteam aber umstellen. Hummels (22) konnte bei seinen bisher neun Länderspielen nicht so überzeugen wie im Trikot des deutschen Meisters Borussia Dortmund. Arne Friedrich (32) spielt nicht nur wegen seiner Verletzungsanfälligkeit nur noch eine Nebenrolle. Bleibt Holger Badstuber (22): Der Münchner, der bei der WM 2010 nach zwei Spielen auf die Bank musste, hat in Löws Augen enorme Fortschritte gemacht, gerade in der Spieleröffnung. Die ist Löw mindestens so wichtig wie ein intelligentes Abwehrverhalten - damit künftig noch mehr rauschende Fußballfeste drin sind wie gegen Österreich.