Jubel nach dem 1:0: Mario Gomez. Foto: AP

Die deutsche Nationalelf besiegte Israel im letzten Testspiel vor der EM mit 2:0 und überzeugte dabei nicht.

Leipzig - Irgendwie war fast alles schwerfällig im Spiel des Nationalteams. Die Bewegungen, die Pässe, die Laufwege – vieles wirkte uninspiriert, fahrig und unstrukturiert gegen die schwache Mannschaft aus Israel. Die Aktionen der Deutschen nach vorne waren ungenau, es gab viele Fehlpässe und Ballverluste – kurz: Die Generalprobe vor dem EM-Auftakt am 9. Juni gegen Portugal war nicht mehr als eine glanzlose Pflichterfüllung gegen einen Gegner, der sich tief in der eigenen Hälfte staffelte und von Beginn an nur auf Schadensbegrenzung aus war. Der 2:0-Erfolg, es war nicht mehr als ein schmuckloser Arbeitssieg.

Mund abputzen, abhaken, so muss die Devise jetzt lauten in der letzten Vorbereitungswoche, in der Bundestrainer Joachim Löw noch einige Arbeit vor sich haben wird. „Wir wollen zum Start der EM topfit sein und uns als Mannschaft präsentieren“, sagte Innenverteidiger Per Mertesacker, der den Vorzug vor Mats Hummels erhielt: „Das ist alles, was zählt für uns.“

Irgendwie ist es ja auch verständlich, dass beim deutschen Team nicht viel rund lief gegen Israel. Zwei Wochen harte Vorbereitung stecken den Spielern in den Knochen. Da fällt jeder Sprint schwer, die Konzentration leidet, die Bereitschaft, den letzten Meter doch noch zu gehen, ist oft nicht da. Alles ist auf den EM-Auftakt ausgerichtet – und obendrein sind die Profis des FC Bayern München aufgrund der Teilnahme am Finale der Champions League ja erst seit kurzem bei der Mannschaft.

So manches Rädchen greift in dieser Phase vor einem Turnier noch nicht ins andere, es hakt hier und da – alles normal mitten in der Vorbereitung. Und doch gibt es ein paar Punkte in der Partie gegen die Israelis, die dem Bundestrainer mehr als nur eine Sorgenfalte bereitet haben dürften. Da war der pomadige und oft einfallslose Auftritt seiner Elf, die sich zwar Chancen erspielte, dabei aber selten zwingend war.

Und da war die Tatsache, dass es wenige Spieler gab, die Initiative ergriffen, als es nicht lief. Spieler, die versuchten, die Partie irgendwie an sich zu reißen. Sami Khedira war neben Linksverteidiger Philipp Lahm einer, der nicht abtauchte. Der Mittelfeldmann von Real Madrid übernahm Verantwortung Mitte der ersten Hälfte, als sich das deutsche Team zwar festgesetzt hatte in der gegnerischen Hälfte, aber bis auf den Pfostenschuss von Rechtsverteidiger Jérôme Boateng keine zwingenden Torchancen herausspielte. Der ehemalige VfB-Profi brachte sich ein in der Offensive, setzte zu ein paar Vollsprints in die Spitze an, sorgte für Torgefahr, wollte den Erfolg erzwingen.

Es verwunderte kaum, dass es der starke Khedira war, der nach 40 Minuten mit einem tollen Steilpass das Tor durch Mario Gomez vorbereitete – der Stürmer des FC Bayern drosch den Ball aus acht Metern unter die Latte. Khedira war ein Lichtblick im deutschen Spiel. Bastian Schweinsteiger fehlte wegen seines Blutergusses in der Wade verletzt, sein Einsatz beim EM-Auftakt gegen Portugal ist fraglich – da dürfte es Joachim Löw beruhigen, dass in Khedira ein Spieler mit Führungsqualitäten heranzuwachsen scheint, der für Schweinsteiger als Mittelfeldchef in die Bresche springen kann.

Von Toni Kroos kann man das nach seinen durchwachsenen Auftritten in den vergangenen Wochen wohl nicht behaupten – der Münchner enttäuschte auch gegen Israel und brachte kaum Struktur ins Spiel der Deutschen. Ähnlich schwach agierte auch Mesut Özil. Der offensive Mittelfeldmann von Real Madrid war noch unauffälliger als Kroos , er muss seine Form vor dem EM-Auftakt schnell verbessern, wenn er dem Team wie in der Vergangenheit seine genialen Momente und die Inspiration verleihen will.

Für die sorgte nach seiner Einwechslung Außenstürmer André Schürrle, der seine starke Leistung mit einem satten Schuss zum 2:0 (82.) krönte.

„Es ist noch nicht alles rund gelaufen bei uns, wir müssen uns noch steigern – aber der Sieg gibt uns jetzt ein bisschen Rückenwind“, sagte Bundestrainer Joachim Löw.