James Shaw Jr. zeigt seine Hand, die verletzt wurde, als er einen Mann entwaffnete, der in einem Restaurant mit einem Gewehr das Feuer eröffnet hatte. Foto: The Tennessean/AP

Als ein Angreifer in einem Waffel-Restaurant in den USA mehrere Menschen erschießt, stellt sich ihm ein Kunde in den Weg. Laut Polizei rettet James Shaw Jr. viele Leben. Aber der Täter ist flüchtig.

Nashville -

Er wird als Held gefeiert: Ein 29-Jähriger hat nach tödlichen Schüssen in einem Waffel-Restaurant in den USA dem Angreifer die Waffe entrissen und damit wohl viele Leben gerettet. Der Gast James Shaw Jr. stellte sich dem Täter in den Weg, nachdem dieser in der Nacht zum Sonntag (Ortszeit) in Nashville im US-Bundesstaat Tennessee vier Menschen erschossen und mindestens vier weitere verletzt hatte. Der Täter war laut Polizeiangaben von Sonntagabend (Ortszeit) auf der Flucht, möglicherweise wieder bewaffnet, und wurde mit einem Großaufgebot gesucht.

Der Schütze war nach offiziellen Angaben um 3.25 Uhr Ortszeit (10.25 Uhr MESZ) mit einem Pickup-Truck am Restaurant der Kette Waffle House eingetroffen. Einige Minuten lang saß er Berichten zufolge beobachtend in seinem Wagen. Dann sei er ausgestiegen, habe zwei Menschen auf dem Parkplatz vor dem Restaurant und einen in den Räumlichkeiten erschossen, sagte Don Aaron von der Polizei Nashville vor Medien. Das vierte Opfer sei im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen. Polizeibilder zeigten ein Sturmgewehr.

Das Eingreifen von Shaw Jr. verhinderte noch mehr Opfer. „Keine Frage - er hat dadurch viele Leben gerettet. Er ist ein Held“, sagte Aaron von der Polizei. Der 29-jährige Retter selbst sagte vor Medien, er habe die Schüsse zunächst für das Krachen fallender Teller gehalten. Als er einen Menschen am Boden liegen sah, sei er erst in Richtung der Toiletten geflüchtet. In einer Feuerpause aber habe er dem Schützen das Gewehr entrissen und es hinter eine Theke geworfen.

Täter flüchtig, Motiv unklar

„Ich wollte nur leben, das ist alles, was ich wollte“, sagte der Vater einer Vierjährigen. Er habe den Angreifer auch aus dem Restaurant gedrängt. Ein Schuss hatte zuvor seinen Arm gestreift. „Ich bin kein Held“, sagte er bei einer Pressekonferenz. „Ich habe das aus Egoismus getan, ich habe es getan, um mich selbst zu retten.“ Er wolle nur ehrlich sein: „Ich will nicht, dass Menschen glauben, ich sei der Terminator, Superman oder etwas Vergleichbares.“ Er sei sehr glücklich, dass er Menschenleben habe retten können.

Der mutmaßliche Täter aus dem Bundesstaat Illinois sei bereits im Juli nahe dem Weißen Haus festgenommen worden, als er einen gesperrten Sicherheitsbereich betrat, berichtete die „Washington Post“. Er habe versucht, US-Präsident Donald Trump zu treffen. Daraufhin seien dem Mann der Waffenschein entzogen und seine Waffen abgenommen worden.

Dem Bericht zufolge händigten die Behörden dem Vater des Verdächtigen die Schusswaffen aber wieder aus. Dieser habe zugegeben, sie seinem Sohn zurückgegeben zu haben: „Eine seiner Waffen, eine Pistole, gilt noch immer als vermisst“, schrieb die Polizei Nashville auf Twitter.

Der Täter sei zu Fuß geflohen, sagte Aaron. Zunächst hieß es, er sei dabei nackt gewesen. Später erklärte die Polizei, der Gesuchte habe sich laut Augenzeugen wohl zu Hause schwarze Hosen übergezogen und trage kein Hemd, habe in einer Jacke aber zusätzliche Munition bei sich. Das Motiv der Tat war zunächst unklar.