Der Bauer Gerlach befreit die Häswartin Monika Haug vom Staub der vier anderen Jahreszeiten. Foto: Eveline Blohmer

Die Narrenzunft Hörnleshasa in Stuttgart-Weilimdorf hat mit dem Häsabstauben die Fasnetskampagne begonnen. Seit dem vergangenen Jahr ist die Mitgliederzahl steil nach oben gegangen.

Weilimdorf - Dem Hasen im Allgemeinen sind Nachwuchssorgen eher unbekannt. Da macht auch der Weilemer Hörnleshas im Speziellen keine Ausnahme: Ein stolzer Wurf von acht neuen Hasen präsentiert sich an diesem Dreikönigstag am Hörnleshasa-Brunnen. Damit wächst die Schar der Hästräger in der erst knapp 13 Jahre alten Narrenzunft auf 21 an: „Seit dem vergangenen Jahr geht die Mitgliederzahl steil nach oben“, sagt Pressehas Sabrina Pallas. So manche Vereine und nicht wenige Kleintierzüchter wären neidisch.

Doch um eine züchterische Leistungsschau geht es am späten Samstagnachmittag nicht: Die 20 Hörnleshasa und ihr Hüter, der Bauer Gerlach, haben sich zu ihrem traditionellen Häsabstauben versammelt, das in der schwäbisch-alemannischen Fasnet die Kampagne einläutet. Läuten können auch die Weilimdorfer Narren: Der Klang ihrer Schellengurte erreicht noch die entferntesten Löffel.

Hasenschwänzchen und eine große Stoff-Karotte

Zu einem ordentlichen Hörnleshas-Häs, das jeder Träger bei sich zu Hause aufbewahrt, gehören außerdem der kuschelige Anzug samt weißer Blume, also Hasenschwänzchen, und eine große Stoff-Karotte. Aber eine Zierde seiner Gattung wird der Hörnleshas erst durch die individuell geschnitzte Larve mit den runden Hasenbäckchen und den namensgebenden Hörnchen, die er erst nach dem Häsabstauben tragen darf. Bevor Monika Haug ihres Häswartinnen-Amtes waltet und die Häser kontrolliert, erinnert der Vorsitzende Volker Blanke im Schein der Fackeln auf der Hasen-Bier-Kiste an den Bauern Gerlach: Dieser einstige Bewohner der heutigen Dachtlerstraße fiel nicht nur durch gelbe Lederhosen, blaue Weste und hohe Stulpenstiefel auf, sondern brachte den Weilimdorfern auch den Spottnamen Hörnleshas ein, weil er einen Hasen mit Hörnern auf seinem Stückle gesehen zu haben glaubte.

Heute verkörpert Jürgen Bolkart den Bauern Gerlach und gelobt – vom Muff der anderen vier Jahreszeiten befreit – auf seine Schar gut aufzupassen, sie zu ehren, zusammenzuhalten und ihnen jeden Wunsch zu erfüllen „bis dass der Aschermittwoch uns scheidet“. Danach geht es den Hörnleshasa mit Staubwedel und prüfendem Blick ans Fell. Die beiden Nähtage unterm Jahr haben sich offenbar ausgezahlt: Alles entspricht der Häs- und Maskenordung der Narrenzunft Weilemer Hörnleshasa.

Jedem zur Freud und niemand zum Leid

Zum Hörnleshasa-Dasein gehört aber nicht nur das Outfit: „Das muss in Fleisch und Blut übergehen“, sagt Volker Blanke und reicht den Neuzugängen Hörnleshasa-Blut zum Trinken und Hasenköttel zum Essen. Da das Motto der Narrenzunft aber lautet: „Jedem zur Freud und niemand zum Leid“, handelt es sich dabei lediglich um Punsch und Schokogebäck.

Nachwuchspflege können sie, die Hörnleshasa. Einer der Neuzugänge, so erzählt der Zunfthas Blanke, war schon binnen zweier Stunden in Gesellschaft der Hasa soweit, selbst einer zu werden. Schnuffel, der auch in der Zeitung nur Schnuffel heißen möchte, saß am Dreikönigstag 2017 dabei, als die Hörnleshasa die staubige Angelegenheit noch befeuchteten. Man darf gespannt sein, wie viele junge Hüpfer die vergangene Samstagnacht dem Verein für die nächste Kampagne einbrachte.