Hmmm – bist Du auch mit dabei?! Foto: Gottfried /Stoppel

Beim Narrensprung durch die Waiblinger Innenstadt und beim Nachtumzug durch die beleuchteten Gassen Murrhardts lassen es die Hästräger und Gardemädchen wieder richtig krachen – zur Freude Tausender Zuschauer.

Schuldig in allen Punkten! So zumindest befand es das Waiblinger Narrengericht am Schmotzigen Donnerstag beim Rathaussturm und ließ den Waiblinger Oberbürgermeister Sebastian Wolf von der Garde abführen. Für den großen Narrensprung am Samstagmittag erhielt der Schultes von den Rems-Hexen und Salathengsten dann allerdings wieder Freigang – vermutlich wegen guter Führung.

Und so übernahm der OB mit dem Präsidenten der Waiblinger Faschingsgesellschaft (WFG), Dieter Streitenberger, und anderen Helfern den Empfang der Zunftmeister. Knapp 90 Gruppen aus der Region hatten sich zum Umzug durch die Innenstadt blicken lassen und waren in ihre bunten Häs geschlüpft, um nach zwei Jahren erzwungener Pandemiepause wieder die Kuh fliegen zu lassen.

Entsprechend gespannt warteten Wikinger, Prinzessinnen, Pinguine, Feen, Cowboys und Supermänner auf den Start des Umzugs, der pünktlich um 14.30 Uhr begann. „Sie kommen, sie kommen!“, riefen die Kinder quietschvergnügt, als der Umzug angeführt von den Rems-Hexen der Faschingsgesellschaft Waiblingen an der Weingärtner Vorstadt um die Ecke bog. Traditionell erhielt der OB die „Null“, er wollte aber keine Nullnummer sein und überließ den Narren den Vorrang auf der Straße. WFG-Ehrenpräsident Peter Utri nutzte am Rande die Gelegenheit, sich bei Polizei, Feuerwehr, Verwaltung und anderen Helfern zu bedanken, die für Sicherheit und Sauberkeit sorgten. Nicht zu vergessen die örtliche Straßenreinigung, deren Mitarbeiter am Ende das Aufräumen übernommen hatten. „Wenn Sie das alles bezahlen müssten, dann können sie so eine Veranstaltung gleich vergessen“, sagte Utri.

Bloß pünktlich zum Umzug nach Waiblingen

Großzügig zeigten sich auch die laut Veranstaltern rund 2500 Teilnehmenden, die allerlei Süßigkeiten in die Menge warfen und wildeste Narrenrufe von sich gaben: „Sa-He!“, „Rootze Helau!“, „Kreuz–Blitz!“ und „Recha Spitz!“ schallte es lautstark durch die Gassen.

Die Teufel und Kreuzblitzhexen seien schon am Donnerstag losgelaufen, damit sie es pünktlich nach Waiblingen schaffen. „Auf der B14 mussten wir sogar rennen und sind geblitzt worden“, berichtete einer der Hästräger. Ein anderer, der im selben Reisebus gesessen hatte, bestätigte den Wahrheitsgehalt der Geschichte.

Kein Witz: Eine Gruppe Narren schleuderte statt Bonbons trockene Spätzle in die Menge. „Die Spätzle waren angeblich billiger als Schokolade“, sagt Rems-Hexe Christine Stein, deren Ehemann Benjamin als Zunftmeister und Mitorganisator einige Stoßgebete gen Himmel geschickt haben mag, ebenso wie Präsident Jörg Knöllinger von der Waiblinger Karnevalsgesellschaft, die mit der WKG, den Umzug auf die Beine stellt. Er verriet: „Ich habe fünf Tage lang gebettelt, dass es nicht regnet.“ Die Scharen von Zuschauern am Straßenrand waren jedenfalls dankbar, dass heuer endlich wieder ausgelassen gefeiert werden durfte und ließen sich von den schrecklichsten Hexennasen und Teufelsfratzen (möglichst) nicht ängstigen. Im Gegenteil: Viele sorgten verkleidet mit für die ausgelassene Stimmung.

Murreder Hinterwäldler als tolle Gasgeber

Nicht minder stimmungsvoll und mit stattlichen 47 Gruppen wurde am Samstagabend durch die Murrhardter Altstadt gezogen. Die Narrenzunft „Murreder Henderwäldler“ hatten geladen, und nach einer gut besuchten Narrenmesse ging der Umzug mit rund 1200 Teilnehmern unter den beleuchteten Fachwerkgiebeln höchst eindrucksvoll vonstatten. Zwar hatte Petrus das Wasser nicht halten können, aber was juckt einen Narren ein bisschen Regen? Nicht die Bohne. Genau. Und auch in Sachen Schabernack ließen sich die Gäste, zum Teil sogar aus Bayern angereist, nicht lumpen: Da wurden mit einem freundlichen „Gurrrrrr“ die Haare verstrubbelt oder die Besucher anderweitig erschreckt. Zur Wiedergutmachung gab’s Süßes oder gar ein Tänzchen. Am Ende des Umzugs empfing Bürgermeister Armin Mößner mit den beiden Vorsitzenden der Murrhardter Narrenzunft, Diana Spreu und Matthias Schlichenmaier, die anderen Zunftmeister. Zu Ende war die Nacht damit noch lange nicht: Die Party ging für alle, die noch Lust und Laune hatten, in und um die Festhalle weiter. Die vielen Guggenmusiker, die ebenfalls für beste Stimmung gesorgt hatten, durften da durchschnaufen – zwei Discjockeys übernahmen das Kommando.

Die Fastenzeit muss noch warten

Doch auch die schönste Narrenzeit muss am Aschermittwoch ihr Ende finden. Die Murreder Henderwäldler verspeisen dann zum Abschluss noch gemeinsam Fastnachtshühnchen. „Das Grillen übernimmt für uns ein Imbisswagen“, verrät die Vorsitzende Diana Spreu. Und auf die Frage, ob danach brav bis Ostern gefastet wird, antwortet sie mit einem Augenzwinkern: „Der eine fastet mehr, der andere weniger!“