Ihren Start im Narrenmuseum hatte Claudia Kneer in unruhigen Zeiten: Mitten in der Coronapandemie. Sie selbst ist Mitglied der Schellenteufel. Foto: Jürgen Bach

Im Weiler Narrenmuseum geht es nur um eins: Die Fasnet. Vor der neuen Saison können Besucher hier ihr Grundwissen auffrischen.

Schon ist es passiert und das Wort so rausgerutscht: „Es heißt Häs, nicht Kostüm“, korrigiert Claudia Kneer mit freundlichem Schmunzeln. Seit zwei Jahren leitet sie das Narrenmuseum in Weil der Stadt, viel länger ist sie aber schon Mitglied der Schellenteufel, die das Museum hauptsächlich betreuen. Dass die Besucher des Museums in Sachen Vokabular hin und wieder danebengreifen, ist nicht ungewöhnlich: Denn wer sich die Ausstellung anschaut, der erfährt erst einmal eine ganze Menge über die Weiler Fasnet.

Was macht die Weiler Fasnet besonders?

Kaum eine Tradition wird in Weil der Stadt so sehr gelebt wie die Fasnet, seit 2020 ist sie sogar als immaterielles Kulturerbe gelistet. Auf die Unesco-Liste hatte es die schwäbisch-alemannische Fastnacht zwar bereits einige Jahre zuvor geschafft, in Weil der Stadt wird diese Tradition jedoch mit Elementen des rheinischen Karnevals kombiniert und hat damit ein ganz besonderes Alleinstellungsmerkmal. Die ersten Fasnetgruppen organisierten sich in Weil der Stadt um die Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert. Seitdem sind immer wieder neue Gruppen entstanden – und zusammengewachsen. Heute sind die Gruppen innerhalb einer großen Narrenzunft, der AHA, organisiert.

Was gibt es im Museum zu sehen?

Um die Geschichte der Weiler Fasnet geht es auch im Narrenmuseum. Im Obergeschoss des Museums zeigen bunt angezogene Figuren das Häs der Gruppen – von der gelb-rot-schwarzen Uniform des AHA Balletts über den mit Stoffblättern besetzten Anzug der Steckentäler bis hin zum braunen Kunstfell der Bären. Letztere sind bei Kindern besonders beliebt, erzählt Kneer. „Weil sie flauschig sind.“ Ein Zeitstrahl und Tafeln an den Wänden umreißen die Historie der Gruppen. Auch Ausstellungselemente zur Fasnets-stimmung und der traditionellen Fasnetsverbrennung sind schön anzusehen, richtig lohnt sich der Besuch aber mit einer Führung durch die Museumsräume.

Denn dann erfahren Besucher besonders interessante Fakten und Geschichten rund um Häs, Fasnetstraditionen und Vereinsleben. Etwa, dass bei der Fasnet ganz früher echte Bären an Ketten durch die Stadt geführt wurden, bis Ende des 19. Jahrhunderts, schätzt Kneer. Oder dass die Schlehengeister bei der Fasnet meist Ballons aus Schweinsblasen mit sich trugen, weil man früher vor Beginn der Fastenzeit noch einmal geschlachtet hat und das ganze Tier verwerten wollte. Auch um die Holzmasken, die einige Gruppen als Teil des Häs tragen, geht es in der Ausstellung. Die werden für jedes Mitglied handgeschnitzt und bemalt – und sind teilweise bis zu zweieinhalb Kilo schwer. Gruseln muss sich vor den Masken der Teufel, Schelme und Hexen aber niemand. „Bei uns lachen alle Masken“, sagt Kneer.

Was kommt 2023?

Neben der Dauerausstellung im Obergeschoss gibt es im Erdgeschoss auch Platz für eine Wechselausstellung. „Wir versuchen, sie einmal im Jahr neu zu gestalten“, berichtet Claudia Kneer. Die aktuelle Wechselausstellung ist allerdings schon länger zu sehen, weil sie während der Coronapandemie nicht getauscht wurde. Die vergangenen zwei Jahre haben auch das Narrenmuseum vor Herausforderungen gestellt, nicht zuletzt, weil sich die ehrenamtlichen Mitarbeiter plötzlich um Corona-Verordnungen und Kontrollen Gedanken machen mussten. Dafür ist das Museum inzwischen digitaler geworden – und hat auch moderne Audioguides und Bildschirme in die Ausstellung integriert.

Im Januar soll außerdem eine ganz neue Wechselausstellung eingerichtet werden. Thematisiert wird ein Dreifachjubiläum, dass die Weiler Narren nur alle elf Jahre feiern können: Im neuen Jahr werden die Hexen 66, die Bären 44 und die Schellenteufel 33 Jahre alt. Närrischer geht es kaum.

Besuch im Narrenmuseum

Serie
 Winterzeit ist Drinnenzeit – aber an tristen Tagen muss niemand zuhause auf dem eigenen Sofa verweilen. Wir haben uns in der Region Stuttgart auf die Suche nach Ausflugstipps und Aktivitäten gemacht, die auch bei Kälte und Schmuddelwetter zum Hinfahren und Mitmachen einladen. Wetten, das auch für Sie etwas dabei ist?

Öffnungszeiten
 Das Narrenmuseum hat jeden ersten und dritten Sonntag im Monat von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Ausnahme sind Feiertage. Führungen für Gruppen, die jeweils 45 bis 60 Minuten dauern, gibt es auf Anfrage.

Preise
 Der Eintritt zum Narrenmuseum ist kostenlos, Spenden sind willkommen.

Anfahrt und Kontakt
  Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, steigt in die S 6 und fährt bis zur Endstation. Das Museum liegt in unmittelbarer Nähe zur Weiler Altstadt in der Stuttgarter Straße 60. Zu erreichen ist das Museum unter der Telefonnummer 0 71 52 / 6 13 15 52. Mehr Informationen gibt es unter www.narrenzunft-aha.de .