Cowboys, Tiger, Clowns und Hörnleshasen füllten die Kirchenbänke. Foto: Eveline Blohmer

Guggenmusik und Lachen erfüllt das voll besetzte Gotteshaus St. Josef bei der Narrenmesse in Stuttgart-Feuerbach.

Feuerbach - Wenn das Glockengeläut von Pauken und Trompeten übertönt wird, am Fuße des Altars Masken auf ihre Segnung warten und die Kollekte unter anderem von Robin Hood eingesammelt wird, ist Narrenmesse in der katholischen Kirche St. Josef in Feuerbach. In heiterer Tradition laden die First Guggen Band Stuttgart und die Narrenzunft Feuerbach am Sonntag vor dem Schmotzigen Donnerstag dazu ein. So sind denn auch am Sonntag die Kirchenbänke wieder rappelvoll gewesen mit Cowboys, Tigern, Clowns und mehr aus allen Altersklassen, die sich den Segen von oben für die Fasnet holen wollten. Die Organisatoren hatten im Vorfeld einen Überraschungsgast angekündigt: Mit dabei waren in diesem Jahr neben dem Feuerbacher Talkrabb die Weilemer Hörnleshasa, zu diesem Anlass extra „über den Lindenbach her geschwommen“, wie ihr Vorstand Volker Blanke bei seiner Einführung in die Geschichte der Weilimdorfer Narrenzunft sagte.

Eine ungleich beschwerlichere Anreise hatte jedoch der biblische Stargast, mit dem wohl keiner gerechnet hatte: Petrus‘ Schwiegermutter war durch Zeit und Raum gereist, um den närrischen Gläubigen oder gläubigen Narren zu berichten, „was gwäa isch in Kapharnaum“ und wie sie die Dinge heute so sieht.

Ein biblischer Stargast

Dabei nahm die Frau, die unter ihrer zotteligen schwarzen Haarpracht eine erstaunliche Ähnlichkeit mit Pfarrer Matthias Hambücher aufwies, kein Blatt vor den Mund – immerhin hatte sie sich, wie sie zugab, vorab mit einem Bier im Wichtel Mut angetrunken: Ihr Schwiegersohn sei dem Jesus verfallen gewesen, nicht nur intellektuell – „ist der Petrus etwa homosexuell?“, habe sie damals gedacht. Verheiratet sei der erste Papst aber auf jeden Fall gewesen, erklärte seine Schwiegermutter höchstpersönlich und sprach sich für die Abschaffung des Zölibats aus und, mit Verweis auf die Apostelin Junia, für die Zulassung von Frauen fürs Priesteramt. Nach einem Schlenker über die gegenwärtige Politik zur „MeToo“-Bewegung gegen sexuelle Diskriminierung und dem Appell, dass es nicht darauf ankomme, was einer ist, sondern wie, gab die emotionale Rednerin mit männlicher Stimme ihrem Publikum einen guten Rat: „Gebt alle Acht aufeinander, sonst seid Ihr verloren!“

Nun gehören Wandlungen ja zur Heiligen Messe, und so war es denn auch nicht weiter verwunderlich, dass sich Petrus‘ Schwiegermutter unter dem frenetischen Applaus ihres Publikums in Pfarrer Matthias Hambücher verwandelte. Zum zweiten Mal hatte der Pfarrer der katholischen Gesamtkirchengemeinde Nordwest, zu der neben St. Josef und St. Monika in Feuerbach auch St. Theresia in Weilimdorf und Salvator in Giebel gehören, eine Narrenmesse gehalten und die Kirchgänger von seinem Talent als Büttenredner überzeugt. Und auch an Beweisen, dass die Feuerbacher Katholiken feiern können, mangelte es nicht: Wenn die First Guggen Band Stuttgart mit Hits wie „Girls just wanna have fun“ loslegte, wurde mitgeklatscht, mitgetanzt und bisweilen auch mitgesungen. Die Fürbitte, man möge immer den richtigen Ton finden, wurde für die Feuerbacher Musiker offenbar umgehend erhört.

Und wenn der liebe Gott bei der Narrenmesse in St. Josef genauso viel Spaß hatte wie seine Feuerbacher und Weilimdorfer Schäfchen respektive Häschen, erfüllt er sicher auch die Bitte um frohe und unbeschwerte Tage.