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Antibakteriell wirkendes Nanosilber ist in vielen Produkten, ohne dass Verbraucher davon wissen.

Stuttgart - Unterwäsche, Kühlschränke, Spielzeug: Immer mehr Produkte enthalten Nanosilberpartikel, die Bakterien abtöten, aber auch Umwelt und Gesundheit belasten. Oft weist nur das Wort antibakteriell Verbraucher auf die Miniteilchen hin - auch, weil diese gern vermeintlich sterile Produkte kaufen.

Silber wirkt antibakteriell. Für Nanosilber gilt wie für alle Nanopartikel: Die Teilchen sind mehr als 1000-fach kleiner als der Durchmesser eines menschlichen Haars. Trägt man Nanosilber in Millionstel Millimeter dünnen Schichten auf das Gewebe von Strümpfen oder in Kühlschränken auf, zerstört es Bakterien und hemmt den Geruch. Das funktioniert mit den Nanoteilchen deswegen so gut, weil sie im Verhältnis zu ihrer minimalen Größe eine riesige Oberfläche haben und somit noch mehr Ionen abgeben können als normales Silber - die keimtötende Wirkung verstärkt sich.

Wegen dieser antibakteriellen Wirkung wird Nanosilber laut einer Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung von einem Großteil der Verbraucher positiv beurteilt - im Gegensatz zu anderen Nanopartikeln. "Der Begriff antibakteriell, mit dem gern geworben wird, ist beim Verbraucher anders als Nano positiv besetzt", sagt Jurek Vengels, Experte für Chemie und Nanotechnologie beim Umweltverband BUND.

Deswegen ist Nanosilber das Nanomaterial, das am häufigsten und in einer sehr breiten Produktpalette zu finden ist. Etwa eine Tonne Silber wird schätzungsweise jedes Jahr für Nanoprodukte verarbeitet. Die Tendenz ist nach einer aktuellen Untersuchung des BUND stark steigend. Von Zahnpasta über Unterwäsche bis hin zu Frischhaltedosen und Computertastaturen sind international über 300 Produkte mit Nanosilber auf dem Markt, die meisten davon gibt es auch in Deutschland. Die Zahl ist auch deswegen so hoch, weil viele Verbraucher eine immer sterilere Umgebung wollen - und sich von der Wirkung des Nanosilbers in die Irre führen lassen.