Verkehrsberuhigung allein reicht nicht, um den Teilort zu entlasten. Foto: factum/Granville

Die Neckarterrassen sind fast komplett aufgesiedelt und in der Markung Schauinsland soll ein weiteres Neubaugebiet entstehen. Ist Neckarweihingen also ein aufstrebender Ortsteil? Zuvor müssten die Probeme mit der Nahversorgung und dem Verkehr geregelt werden.

Ludwigsburg - Die Neckarterrassen sind fast komplett aufgesiedelt, und in der Markung Schauinsland soll ein weiteres Neubaugebiet entstehen. Ist Neckarweihingen also ein aufstrebender Ortsteil? Anke Mielke, die erst im August in den Vorort von Ludwigsburg gezogen ist, befürchtet, nein. Sie glaubt, wie viele andere Neckarweihinger, dass die Nahversorgung schon bisher zu wünschen übrig ließ. Nun wird an diesem Samstag auch noch der Nettomarkt und zum Monatsende die Sparkassenfiliale an der Hauptstraße geschlossen.

Weite Wege für ältere Bürger

Die Neubürgerin wollte ihre Sorgen der Stadtverwaltung mitteilen und hat sich deshalb in der Rubrik „Frag den OB“ auf der städtischen Homepage zu Wort gemeldet. Die beiden Schließungen seien auch darum sehr ärgerlich, weil sowohl die Bankfiliale als auch der Discounter stets gut besucht gewesen seien. Viele Stadtteilbewohner haben seither in diese Klage eingestimmt.

Die zu Edeka gehörende Firmengruppe Netto wollte die Schließung nicht öffentlich begründen. Man darf jedoch sicher davon ausgehen, dass dem Management die Frequenz in dieser Filiale nicht hoch genug gewesen ist. Die Ludwigsburger Kreissparkasse (KSK) begründet ihre Entscheidung damit, dass inzwischen etwa 70 Prozent der Kunden die Geldgeschäfte online abwickelten und dass man sich künftig auf eine Filiale in Neckarweihingen – und zwar die an der Theodor-Storm-Straße – beschränken werde. Nachdem man alle Fürs und Wider abgewägt habe, sei man zu dem Schluss gekommen, dass dies die für Kunden und Mitarbeiter beste Lösung sei, sagt der KSK-Sprecher Gustav-Herbert Binder. Und er ergänzt, dass der Verlust der Bankfiliale durch einen zweiten Geldautomaten dort in der Nähe zumindest abgemildert werden soll: „Aber wir sind noch auf der Suche nach einem passenden Standort“, sagt Binder. Im übrigen befinde sich der verbleibende Bankschalter nur wenige Gehminuten von der Filiale entfernt, die geschlossen wird.

Das sehen die Bürger anders. Vor allem ältere Menschen hätten damit Probleme, kritisieren sie. Wer nicht motorisiert sei, müsse nun von einem Ende der langen Hauptstraße zum anderen laufen. Und wer mit dem Auto komme, verschärfe damit die ohnehin beträchtlichen Verkehrs- und Parkplatzprobleme in der Theodor-Storm-Straße.

Eine Spätfolge des Bürgerentscheids?

Darauf habe die Stadt keinen Einfluss, sagt die Rathaussprecherin Meike Wätjen. Ebenso wenig wie auf den Wegzug des Discounters. „Die Wirtschaftsförderung wird weiterhin versuchen, einen Nachmieter für den bisherigen Standort zu gewinnen“, sagt sie. Die Chancen schätze man jedoch als sehr gering ein. Die Verwaltung werde dennoch weiterhin „versuchen, die Grundversorgung im Ortskern generell sicher zu stellen“. Die Entwicklung des Verkehrs werde man im Auge behalten, verspricht die Verwaltung, bleibt im weiteren aber sehr vage: „Sollte sich in Zukunft zeigen, dass Maßnahmen ergriffen werden müssen, wird die Stadt entsprechende Überlegungen dazu anstellen“, heißt es im Antwortschreiben an Anke Mielke.

Auch Maik Stefan Braumann, CDU-Stadtrat und Neckarweihinger, findet diese weitere Verschlechterung bei der Nahversorgung bedauerlich. Für ihn ist es aber auch ein Problem mit Ansage: Braumann erinnert an den Bürgerentscheid von 2012, in dem sich eine Mehrheit gegen einen Supermarkt an der Schwarzwaldstraße ausgesprochen habe. An diesem Standort hätte man immerhin ein Einzugsgebiet mit 4000 Bewohnern abdecken können, während den dann realisierten Edeka-Standort an den Neckarterrassen nur 2300 Personen leicht zu Fuß erreichen könnten. Braumann setzt seine Hoffnung nun auf eine verbesserte Busanbindung: „Die wird es aber sicher nicht vor 2019 geben.“