Der neue Discounter an der Galileistraße soll ein Flachdach und bodentiefe Fenster bekommen. Foto: Aldi GmbH

Das Unternehmen Aldi baut einen neuen Laden an der Galileistraße in Stuttgart-Dürrlewang. Der Nachteil: während der Bauzeit von etwa neun Monaten gibt es in dem Stadtteil keine Nahversorgung.

Dürrlewang - Der Bezirksbeirat von Stuttgart-Vaihingen hat es so gewollt. In der Juni-Sitzung hatte Detlef Bosau bei den „Fünf Minuten für die Bürger“ angeregt, dass Aldi auch in Vaihingen über den Neubau seiner Filiale an der Galileistraße berichtet. Diese liegt zwar auf Möhringer Gemarkung. Die Kunden kommen aber vor allem aus Dürrlewang, so die Argumentation des Anwohners. Er ergänzte damals: „Die Modernisierung ist nötig. Aber was passiert, wenn die Filiale für acht bis neun Monate schließt? Wir stünden dann monatelang ganz ohne Nahversorgung da.“ Auch die Vaihinger Bezirksbeiräte sahen das kritisch und forderten einen Bericht.

Dieser Forderung kam Lars Podehl, der Leiter Filialentwicklung bei Aldi, in der jüngsten Sitzung nach. Mehrere Stunden lang hatte er bereits ausgeharrt, ehe Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt den Tagesordnungspunkt aufrief.

Der Aldi genießt Bestandsschutz

Die Ausgangslage ist klar. Die Filiale an der Galileistraße ist mittlerweile 20 Jahre alt und entspricht nicht mehr den Anforderungen. Das neue Gebäude soll größer werden, die Verkaufsfläche bleibt gleich. Denn eigentlich ist Einzelhandel im Gewerbegebiet Vaihingen-Möhringen gar nicht zulässig, Aldi genießt allerdings Bestandsschutz. Das Unternehmen hat sich das Grundstück für die nächsten 30 Jahre gesichert. „Wir bauen für die Zukunft. Wir wollen einen zeitgemäßen Auftritt, der die nächsten Jahrzehnte Bestand hat“, sagte Podehl.

Der Nachteil: Die Bauzeit beträgt etwa ein Dreivierteljahr. „Wir machen in dieser Filiale viel Umsatz. Den wollen wir natürlich gern auffangen“, sagte Podehl. Aldi habe weitere Standorte in der unmittelbaren Nähe, so zum Beispiel in der Vaihinger Schwabengalerie und am Südheimer Platz in Stuttgart-Heslach. Einige Kunden würden sicher dorthin abwandern, sagte der Filialentwicklungsleiter.

Der Laden an der Osterbronnstraße steht nicht zur Verfügung

Aldi denkt aber auch über eine Interimsfiliale nach. „Wir sind in Kontakt mit der Wirtschaftsförderung und dem Liegenschaftsamt“, sagte Podehl. Das Unternehmen habe bereits eine Wiese in unmittelbarer Nähe neben der abzureißenden Filiale angeboten bekommen. „Das Areal ist aber viel zu klein“, sagte Podehl und ergänzte: Die Verkaufsfläche wäre für das Aldi-Sortiment nicht ausreichend, und es würde so gut wie keine Parkplätze geben. „Mittlerweile haben wir einen Makler eingeschaltet“, sagte Podehl. Dieser habe dem Discounter Büros in einem ersten Obergeschoss angeboten. Podehl: „Das ist für uns natürlich nicht praktikabel.“

Aldi habe auch Interesse an der derzeit leer stehenden Ladenfläche an der Osterbronnstraße. „Die würden wir sofort nehmen“, sagte Podehl. Er habe aber die Auskunft bekommen, dass diese nicht verfügbar sei. Der Grund dafür war Podehl nicht bekannt. Die Vaihinger Bezirksbeiräte wussten freilich mehr. Denn auf der Fläche will der Aldi-Konkurrent Lidl bauen. „Das höre ich heute zum ersten Mal“, sagte Podehl, dem damit freilich einleuchtete, dass Aldi den Laden für eine Interimslösung nicht bekommt.

Bezirksbeiräte drängen auf Interimsstandort

Eyüp Ölcer (Freie Wähler) sah das anders. „Das muss doch trotzdem möglich sein. Schließlich geht es hier um die Sicherstellung der Nahversorgung“, sagte er. Ulrich Bayer wollte wissen, ob Aldi auch eine Modernisierung der Filiale in der Schwabengalerie plane. Das sei bereits vorgesehen, antwortete Podehl. Zudem werde Aldi seine dortige Verkaufsfläche dann auch gleich vergrößern und eine derzeit leer stehende Ladenfläche dazu mieten.

Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt meinte, dass die vorübergehende Schließung der Filiale an der Galileistraße beim Stadtteilfest in Dürrlewang kein Thema gewesen sei. Diese Auskunft habe er von der Stadtplanerin Heike Mössner bekommen, die für das Stadtteilsanierungsprogramm Soziale Stadt Dürrlewang zuständig ist. „Das ist schon ein Thema“ entgegnete Gerhard Wick (SÖS/Linke-plus). Die Tatsache, dass die Menschen das Problem nicht ins Stadtteilbüro getragen haben, bedeute nicht, dass es kein Problem gebe. „Wir sollten darauf drängen, dass es ein Ersatzstandort für den Aldi gefunden wird“, sagte Wick. So wurde es im Protokoll vermerkt.