Am Samstag öffnet der Lidl in der Landhausstraße zum letzten Mal. Anschließend wird die Ladenfläche für einen Cap-Markt umgebaut. Foto: Jürgen Brand

Der Lidl-Markt in Gaisburg schließt bereits am kommenden Samstag endgültig. Seit einigen Tagen werden die Kunden per Plakat darüber informiert. Ein Nachfolger, der die Nahversorgung in Gaisburg sichert, ist gefunden.

S-Ost - Wann macht der Lidl zu? Was kommt danach? Wo soll ich dann einkaufen? – Das Thema hat viele Gaisburger, die ihren Alltagsbedarf seit Jahren regelmäßig in dem Discounter an der Landhausstraße gleich bei der Stadtbahnhaltestelle Gaisburg einkaufen, seit Monaten beschäftigt. Seit wenigen Tagen verkündet ein Plakat am Eingang, dass es jetzt ganz schnell geht: Schon am kommenden Samstag, 26. September, um 16 Uhr schließt der Markt endgültig. Ein Nachfolger steht inzwischen fest: Am 3. Dezember wird dort ein Cap-Markt eröffnet. Bis dahin müssen die Gaisburger zum Einkaufen auf die Angebote am Ostendplatz und in der Ostendstraße (Rewe, Rewe City, Norma) oder in Gablenberg (Aldi) ausweichen.

Info für die Kunden Foto: J.Brand

Das Hin und Her um den Gaisburger Lidl hat sich über Jahre hingezogen und zu einem Trauerspiel entwickelt. Den Markt in der Landhausstraße gibt es seit 1992. Etwa von 2011 an – üblicherweise werden in der Branche Pachtverträge über zehn Jahre abgeschlossen – gingen im Stadtteil immer wieder Gerüchte um, dass der Discounter schließen würde. Dann gab es plötzlich eine ganz andere Entwicklung: Lidl wollte sogar erweitern, stellte die Pläne Anfang 2013 im Bezirksbeirat vor, der damalige Baubürgermeister Matthias Hahn persönlich setzte sich für eine möglichst rasche Baugenehmigung ein. Diese wurde im Juli 2013 erteilt. Danach passierte – nichts.

Eigentümer, Bezirksvorsteher und Wirtschaftsförderung

Anfang 2014 wurde dann immer klarer, dass der Supermarkt früher oder später geschlossen würde. Eine Lidl-Sprecherin teilte damals auf Anfrage mit: „Zwischenzeitlich haben sich unsere Standortanforderungen deutlich geändert, sodass wir die Planung für einen Umbau beziehungsweise eine Erweiterung der Filiale in der Landhausstraße verwerfen mussten.“ Seitdem bemühten sich der Eigentümer des Gebäudes, Günter Gamerdinger, die Wirtschaftsförderung der Stadt und die Bezirksvorsteher – zunächst Martin Körner, jetzt Tatjana Strohmaier – um einen Nachfolger, um auch weiter die Nahversorgung in Gaisburg zu sichern .

Gamerdinger bestätigt, dass sowohl Rewe als auch Tegut Interesse an dem Standort gezeigt hätten. Voraussetzung dafür wäre allerdings der einst von Lidl geplante und dann wieder verworfene Erweiterungsbau gewesen, mit entsprechender Verzögerung. „Ich wollte nicht so lange warten“, sagt Gamerdinger, der in den heutigen Supermarkt-Räumen einst das stadtweit bekannte Café Schaber betrieb. Einen Lebensmittelmarkt gibt es hier schon seit den späten 1960er Jahren.

Volles Sortiment im Cap-Markt

Den Zuschlag bekam schließlich ein Cap-Markt. Die Wirtschaftsförderung der Stadt hatte mit der Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen Süd, kurz GDW Süd, die Franchise-Geber für das Cap-Markt-Konzept ist, Kontakt aufgenommen. Der Sitz der Genossenschaft ist gar nicht weit von dem künftigen neuen Cap-Markt entfernt, in der Haußmannstraße in der Nähe des Ostendplatzes. Thomas Heckmann von der gdw sagt: „Das wird ein ganz typischer Cap-Markt, der die Nahversorgung im Stadtteil sichert, mit vollem Sortiment.“

In Stuttgart gibt es bereits sechs Cap-Märkte, in Weilimdorf, am Fasanenhof, in Riedenberg, Ober- und Untertürkheim sowie im Stuttgarter Westen. In den Märkten arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. In den 100 Cap-Märkten bundesweit arbeiten knapp 1400 Menschen, rund 800 davon mit Behinderung. Beliefert werden die Märkte von der Edeka. Die 500 Quadratmeter große Ladenfläche in Gaisburg wird für den Cap-Markt umgebaut, neue Böden werden verlegt, die Decke wird neu gemacht. Die Eröffnung ist für 3. Dezember geplant, das Angebot wird mindestens 1500 Artikel des täglichen Bedarfs umfassen, auch Back-, Wurst- und Fleischwaren im SB-Bereich. Betrieben wird der Markt von dem Sozialunternehmen Neue Arbeit als Franchisenehmer. Die Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Ost, Tatjana Strohmaier, freut sich auf den Cap-Markt: „Ich bin froh, dass eine Lösung für Gaisburg gefunden wurde.“