Matthias Leber, der Leiter des DB-Abo-Centers (li.) und VVS-Geschäftsführer Horst Stammler (re.) überreichen eine überdimensionale Polygo-Card an den 200 000 Abonnenten Volker Graf. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die Zahl der Abonnements beim Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart steigt kontinuierlich an – in vielen Segmenten. Weiteren Schub könnte eine neue Tarifstruktur bringen.

Stuttgart - Die 200 000 ist voll. So viele Fahrgäste mit einem Abonnement hat der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) nun. Immer mehr Menschen setzten auf Bus und Bahn, um Stau und Feinstaub zu vermeiden, heißt es. Seit im Jahr 2011 die Konditionen umgestellt wurden – zwölf Monate fahren, zehn zahlen –, stiegen die Abo-Zahlen kontinuierlich an. „Immer mehr Stammkunden nutzen unser Angebot“, freut sich VVS-Geschäftsführer Horst Stammler.

Mit den Abos für Schüler und Studierende sowie den Monats-Tickets kämen insgesamt 600 000 Stammkunden zusammen, mittlerweile sei jeder vierte Bürger der Region regelmäßig mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. „Das heißt auch: Drei Viertel der Menschen wollen noch erobert werden!“ Bis zum Ende der Feinstaubsaison am 15. April gibt es daher nicht nur ein ermäßigtes Umwelt-Tagesticket, sondern für Abo-Neueinsteiger einen Freimonat dazu.

Trend zum Abo in vielen Segmenten

Der Trend zum VVS-Abo zieht sich durch viele Segmente. Im Berufsverkehr sind die Zahlen um neun Prozent gestiegen, auch im Seniorenabo. Das Jedermann-Abo sowie das Neun-Uhr-Abo um je drei Prozent. Das Ausbildungs-Abo hat um 25 Prozent zugelegt.

Die Kunden goutierten, betont Matthias Leber, Leiter des DB-Abo-Centers, dass die VVS-Abos seit Sommer 2015 als elektronisches Ticket auf der Polygo-Card ausgegeben werden. Der alte Verbundpass aus Papier mit Märkchen entfiel, der Wechsel ins Abo ist an 365 Tagen im Jahr möglich. „Es müssen lediglich die Daten auf dem Chip geändert werden. Das gilt auch für Wochen- und Monats-Tickets.“ Und da die Multimodalität zunehme, also verschiedene Mobilitätsformen genutzt würden, seien Carsharing (nicht alle Anbieter) oder Leihfahrrad von der Polygo-Card abgedeckt. Wenn am 1. Mai das erneuerte Verleihsystem für Fahrräder und Pedelecs in Stuttgart und Region startet, erhalten Karteninhaber die ersten 30 Minuten kostenlos.

Kapazitäten werden ausgebaut

Mehr Abo-Kunden bedeuten aber auch den Ausbau von Kapazitäten im ÖPNV. „Ein ständiges Thema! In der Hauptverkehrszeit sind einige Streckenabschnitte sehr voll“, so Stammler. Zehn neue S-Bahn-Fahrzeuge und 20 neue Stadtbahnwagen seien angeschafft worden, ab Jahresende werde eine neue Linie, die U 16, von Fellbach nach Cannstatt weitergeführt, um die U 1 und die U 13 zu entlasten. „Die Stadt Stuttgart hat 72,5 Millionen Euro bereitgestellt.“ Zudem solle die Expressbuslinie X 1von Cannstatt in die Innenstadt fahren, eng getaktet. Um die U 1 mit Doppelzügen zu bestücken, müssten die Bahnsteige verlängert werden.

Tarifzonenreform steht an

Beim VVS ist die Tarifzonenreform in Stuttgart – es soll nur noch eine Zone geben – Anlass, die Zonen der Region zu überprüfen. „Dass das für jeden günstiger wird, wird wohl nicht möglich sein“, so Stammler. „Aber wer öfters fährt, wird belohnt.“ Ziel sei, viele ins Abo zu bekommen. Weil aber, vor allem auf dem Land, noch Leute auf das Auto angewiesen seien, müsse man auch Park-and-ride-Plätze ausbauen. „Ziel muss sein, in einigen Jahren von den oft voll belegten 15 000 Plätzen auf 20 000 zu kommen. Der Verband der Region Stuttgart hat das übernommen.“

Beim VVS geht man davon aus, dass das Leipziger Urteil, das Fahrverbote erlaubt, noch mehr Zulauf bringt. Die vom Bund in einem Brief an die EU-Kommission angestoßene Diskussion über kostenlosen öffentlichen Nahverkehr aber sei nicht durchdacht, sprich gegenfinanziert. „Das wären 13 Milliarden Euro allein, um Fahrgeldeinnahmen zu kompensieren – utopisch, dass der Bund das macht“, so Stammler. In Berlin spricht derzeit auch keiner mehr davon. „Aber die Richtung stimmt“, so Stammler. „Im Koalitionsvertrag ist eine deutliche Erhöhung der Mittel für das Gemeindeverkehrs-Finanzierungs-Gesetz vorgesehen.“