Am Wallgraben in Stuttgart-Vaihingen gibt es jetzt neue Kreisverkehre – und mitten hindurch Gleise, auf denen fortan Stadtbahnen der Linie U 12 verkehren. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

In das Gewerbegebiet Möhringen/Vaihingen kommt Bewegung: Auf der verlängerten Stadtbahnlinie U 12 Richtung Dürrlewang wird der Betrieb aufgenommen. Doch gegen die Staus im Synergiepark sind wahrscheinlich noch mehr Maßnahmen notwendig.

Stuttgart - Die Stadtbahnhaltestelle direkt vor der Tür zu haben, mag wegen der Furcht vor Lärm nicht alle Anwohner erfreuen. Für Unternehmen bedeutet das Standortqualität. Der Anschluss der künftigen Daimler-Bürohäuser an das Stadtbahnnetz durch die Verlängerung der Linie U 12 am Wallgraben sei klasse, schwärmt Hugo Daiber, Chef der Daimler Real Estate GmbH – „nicht zu vergleichen mit dem Anschluss des Daimler-Standorts an der Möhringer Landhauskreuzung durch die U 3“. Am Wallgraben könne man sich in die Stadtbahn setzen und nach 22 Minuten am Hauptbahnhof aussteigen.

Preisend mit viel schönen Reden, um mit dem Dichter Justinus Kerner zu sprechen, werden die 1100 Meter der Verlängerungsstrecke an diesem Freitag um 15 Uhr eröffnet werden: mit OB Fritz Kuhn (Grüne) und einem hochrangigen Vertreter aus dem Verkehrsministerium. Danach ist in der Nähe der Endhaltestelle Dürrlewang Straßenfest. Von 15 Uhr bis Betriebsschluss der SSB darf man mit den Stadtbahnen zwischen Vaihingen, Möhringen und Dürrlewang gratis fahren, ebenso mit Bussen der Linie 81 zwischen Bahnhof Vaihingen und Dürrlewang.

Etwas Großes für Dürrlewang

Der Aufwand zeigt, dass man das Ereignis als etwas Großes für das Gewerbegebiet und Dürrlewang begreift. „Das bringt uns gewaltig voran“, sagt Günter Sabow von der Wirtschafts- und Industrievereinigung Stuttgart, die Sachwalterin des Gebietes ist. Dass dieses in den nächsten Jahren von rund 22 000 „in Richtung 40 000 Arbeitsplätze“ zulegen werde, dass zuletzt Allianz und Daimler Neubauten für je 4000 Arbeitsplätze ankündigten, wäre ohne Bau des U-12-Astes nicht denkbar gewesen. Nun müsse es aber einen weiteren riesigen Ruck geben, weitere Maßnahmen. Dazu zählt Sabow den Ausbau der Nord-Süd-Straße und eine Gesamtplanung, die über die Autobahn hinweg nach Leinfelden ausgreift. Er und andere warten auf ein großes Verkehrskonzept.

Stephan Oehler, der Chef-Verkehrsplaner der Stadt, arbeitet daran. Das Konzept werde über die Bahngleise beim Bahnhof Vaihingen hinüber den Ortskern von Vaihingen einbeziehen, sagt er. Man werde es aber nicht mehr 2016 hinkriegen, sondern erst 2017. Zu allererst werde man erheben, wie sich die Stadtbahn auf das übrige Verkehrsgeschehen im staugeplagten Gewerbegebiet auswirkt. Dazu brauche man Verkehrszählungen nach den Sommerferien. Man müsse beobachten, wie viele Autofahrer auf den ÖPNV umsteigen. Ob die neuen Kreisverkehre funktionieren. Danach wird es dann um ein Arsenal von Maßnahmen zum Ausbau von Fußgänger-, Rad- und Busverkehr gehen und um den Bedarf an Parkhäusern. Auf lange Sicht auch um E-Mobile, Leihfahrzeuge und selbstfahrende Autos.

Gegner schauen genau auf das Projekt

Wie die Kreisverkehre funktionieren, wird auch Gabriele Geiger aus Dürrlewang beobachten, die immer Gegnerin des Stadtbahnprojektes war. Der Grund: der Aufwand von 25 Millionen Euro werde an der falschen Stelle getrieben. Viele Pendler wären nur mit einer neuen S-Bahn-Linie Richtung Tübingen zum Umsteigen zu bewegen. Am ständigen Stau auf der Nord-Süd-Straße und im Gewerbegebiet ändere sich nichts. Auch jetzt sagt Gabriele Geiger noch, das Gewerbegebiet bleibe ein „verkehrsmäßiger Moloch“. Die neuen Kreisverkehre ergäben eine komplizierte Strecke.