Die Gäubahnstrecke in Stuttgart ist wirklich eine Panoramastrecke – und für sie überlegt man sich neue Nutzungen für die Zeit nach dem Bau von Stuttgart 21. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Bis Ende September will die Region entscheiden, wie im S-Bahn-Verkehr bis 2021 der ganztägige Viertelstundentakt erreicht werden soll. Bereits beschlossen ist, die künftige Verwendung der Gäubahnstrecke in Stuttgart untersuchen zu lassen.

Stuttgart - Eigentlich sollten die Regionalräte am Mittwoch für den öffentlichen Nahverkehr im Raum Stuttgart Großes beschließen. Nach dem Bekenntnis, bis 2021 den Viertelstundentakt in den Hauptverkehrszeiten von Montag bis Freitag einzuführen, sollten sie die einzelnen Schritte der Umsetzung fixieren – zu welchen Tageszeiten dieser Takt wann eingeführt wird. Doch so weit kam es im Verkehrsausschuss der Region nicht.

Die Verbandsspitze und die Fraktionen hatten in letzter Minute entschieden, dass die Vollversammlung Ende September tätig werden solle. Das sei, hieß es, der finanziellen Bedeutung geschuldet. Doch die scheint noch gar nicht abschätzbar zu sein. Denn hinter den Kulissen war die Rede davon, der Verkehrsverbund VVS müsse erst noch Zahlen beibringen. Deshalb habe es „Reibereien“ gegeben.

Land zahlt für Machbarkeitsstudie mit

Ein paar Weichen stellte man dennoch. So wurde die Verwaltung ermächtigt, eine Machbarkeitsstudie einzuholen. Dabei geht es um einen künftigen Schienenverkehr im Halbstundentakt auf dem Streckenabschnitt der Gäubahn in Stuttgart, wenn er nach der Inbetriebnahme von S 21 nicht mehr für Gäubahnzüge genutzt wird.

Die Prüfung zielt auf eine Anbindung dieser Panoramastrecke an die Gleise vom Hauptbahnhof nach Cannstatt und Feuerbach. Gefragt wird, welche Bauwerke man brauchen würde, was das alles kostet und welche neuen Linien sich denken lassen. Damit verbunden sind eine mögliche Bahnsteigerhöhung in Cannstatt und ein Wendegleis in Feuerbach. Zudem soll die Studie die Überlegung prüfen, in der geplanten S-Bahn-Haltestelle Mittnachtstraße mit einem dritten Gleis den Betrieb zu verbessern. Schließlich geht es um die Frage, ob in den Stationen der S-Bahn-Stammstrecke in Stuttgart, auch im Tunnel, zusätzliche Außenbahnsteige sinnvoll wären, um das Aus- und Einsteigen zu beschleunigen.

Der Verband rechnet mit Kosten, die nahezu bis 200 000 Euro reichen könnten. Von dem Anteil, der auf die Untersuchung der Panoramastrecke entfällt, will das Land die Hälfte übernehmen. Das liegt daran, dass diese Trasse für Metropolexpresszüge in Frage kommt – und dafür ist das Land zuständig laut dem sogenannten ÖPNV-Pakt, den es mit der Landeshauptstadt und der Region geschlossen hat.

Anbindung von Tiefbahnhof nicht erwünscht

Die Regionalräte können sich viel vorstellen, nicht aber den Anschluss der Panoramastrecke an den neuen Tiefbahnhof, was aber auch Gegenstand der Studie sein soll. Dahinter verberge sich die Frage nach der künftigen Streckenführung für die Gäubahn und somit ein Thema des Landes, meinte Thomas Leipnitz (SPD). Gebraucht werde die Strecke für die Weiterentwicklung des Nahverkehrs. Wolfgang Hoepfner (Linke) meinte, der Anschluss des Tiefbahnhofs würde sowieso nicht bezahlbar sein. „Diese Anknüpfung wäre nicht sinnvoll“, sagte auch Armin Serwani (FDP). Für Bernhard Maier (Freie Wähler) geht es um „Tangentialverbindungen“ des Nahverkehrs am Stuttgarter Zentrum vorbei.

Beschlossen wurde auch, die Frühanbindung des Daimler-Standorts Sindelfingen (jährliche Kosten: 124 000 Euro) unbefristet fortzuführen, ebenso die Spätanbindung des Flughafens (178 000 Euro) und die Ergänzung des Fahrtenangebots auf der Schusterbahn (130 000 Euro). Für mehr S-Bahn-Kapazität im Freizeitverkehr durch längere Züge soll die Verwaltung gemeinsam mit DB Regio AG ein Konzept ausarbeiten, wofür man im Haushalt 2017 rund 500 000 Euro vorsehen will.