Hier soll der neue S-Bahnhof in Neuhausen entstehen, das Areal im Zwickel von Bahnhof- und Robert-Bosch-Straße ist freigeräumt. Foto: Caroline Holowiecki

Von 2027 an soll die S-Bahn von Bernhausen nach Neuhausen fahren. Über den Baufortschritt und die Potenziale für die Filderebene gibt es Neuigkeiten. Ans Eingemachte geht es erst im nächsten Jahr.

Man sieht, dass man nichts sieht. Das Gelände im Zwickel zwischen der Bahnhof- und der Robert-Bosch-Straße in Neuhausen ist ratzeputz leer geräumt. Die Schuppen, die hier einst standen, sind abgebrochen. Der Blick reicht ungebremst zu schmucklosen Bauzäunen und den Wohnhäusern, die das platte Grundstück säumen. Hier soll er entstehen, der neue S-Bahnhof in Neuhausen. 2027 sollen die ersten Züge aus Richtung Filderstadt einfahren. Noch ist es ruhig auf dem Areal, und es wird tatsächlich auch noch eine ganze Weile ruhig bleiben.

Bäume sind gefällt und Eidechsen umgesiedelt

Aktuell befindet sich das 210-Millionen-Euro-Megaprojekt immer noch in der Vorbereitungsphase. Entlang der gut vier Kilometer langen Strecke, die künftig Bernhausen, Sielmingen und Neuhausen verbinden wird, wurden Bäume gefällt, im vergangenen Sommer wurden streng geschützte Eidechsen umgesiedelt. Flache schwarze Plastikbarrieren rund ums Baufeld in Neuhausen sollen verhindern, dass die Reptilien sich ihr ehemaliges Zuhause zurückerobern. Auch die obligatorischen archäologischen Untersuchungen schreiten voran. Ein Hockergrab aus der Jungsteinzeit wurde gefunden und dokumentiert, zudem einzelne Scherben. „Nichts, was uns Verzögerungen bringt“, sagte Daniel Kohler, der Projektleiter bei der ausführenden Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), nun bei einem Vor-Ort-Termin, den Andrea Lindlohr, Grünen-Landtagsabgeordnete und Staatssekretärin im Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen, organisiert hatte.

Im Moment läuft das Vergabeverfahren. Hunderte Grundstücke müssen zudem gekauft werden, stellte Thomas Moser, Technischer SSB-Vorstand, klar. „Wie viele Grundstücke wir erwerben müssen, ist exorbitant“, sagte er. Die Bauvorbereitungszeit soll laut Daniel Kohler in diesem August mit der Errichtung von Baustraße und dem Umverlegen des Geh- und Radwegs starten. Ans Eingemachte soll es nahe der Pfäffle-Kreuzung in Neuhausen aber erst 2024 gehen. Dann sollen die Baugruben ausgehoben werden. Auch auf der Strecke, wo die Züge auf ihrer Fahrt später zwischen Tunneln und Trögen wechseln werden, soll bald geschafft werden. „Wir werden an jeder Ecke gleichzeitig anfangen“, kündigte Daniel Kohler an. Aktuell sei alles im Zeitplan, es gibt aber potenzielle Stolperfallen, etwa bei der Materialbeschaffung der Baufirmen. Auch zu viel Baulärm könnte das Projekt zurückwerfen, „erste Messungen erfüllen aber unsere Prognosen“, sagte Daniel Kohler. Bei den Grundstücken sei man ebenfalls auf die Kooperation der Eigentümer angewiesen.

In Summe ist das Projekt für den ÖPNV auf der Filderebene ein Schritt nach vorn. Jahrzehntelang ist über die S-Bahn-Verlängerung gesprochen worden, nun wird sie tatsächlich umgesetzt. „Schienenprojekte brauchen einen langen Atem“, sagte Andrea Lindlohr. Sie und ihre Parteikollegen auf Gemeinde- und Kreisebene waren sich mit dem Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel einig, der sagte: „Die Verkehrswende ist ein großes Ziel.“ Treibhausemissionen, die einzig noch im Verkehrssektor stiegen, müssten gesenkt werden. In der S-Bahn-Verlängerung wird Potenzial gesehen, erklärte Jürgen Wurmthaler, Verkehrsdirektor beim Verband Region Stuttgart. Bislang seien 7000 Menschen pro Tag zwischen Bernhausen und Flughafen unterwegs, erwartet würden künftig 11 000. Ein Anfang laut Jürgen Wurmthaler, denn „wir sind trotzdem noch weit weg von dem, was unser Ziel ist“. Angestrebt werde eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen.

Der Nahverkehr soll besser vernetzt werden

Damit es mit der sogenannten Filderdrehscheibe klappt, ist in seinen Augen wichtig, dass das Umsteigen optimiert wird. Er warb für längere Umsteigezeiten. Auch stadtplanerisch müsse die S-Bahn gut angebunden werden. „Wenn es gelingt, dicht zu bauen, werden wir viele Fahrgäste haben“, sagte Jürgen Wurmthaler. Auftrieb gibt dem Ganzen auch, dass der Kreistagsausschuss just in der vergangenen Woche beschlossen hat, eine Machbarkeitsstudie und Potenzialanalyse für eine Verlängerung der Stadtbahnlinie U 7 von Nellingen ins Neckartal samt Verknüpfung nach Denkendorf in Auftrag zu geben. „Es ist ganz ernsthaft in der Prüfung, dass wir das weiterverfolgen“, sagte Marion Leuze-Mohr, die Erste Landesbeamtin, vor Ort. Langfristiges Ziel: eine bessere ÖPNV-Vernetzung. „Wir müssen in den Blick nehmen, dass Endhaltepunkte nicht Endhaltepunkte bleiben“, sagte Matthias Gastel. Zudem kündigte Leuze-Mohr eine Neuordnung der Buslinien rund um den S-Bahnhof Neuhausen an: „Es wird neue geben.“

Warum aus der S 2 künftig die S 3 wird

Fahrplan-Abstimmung
Noch verkehrt zwischen dem Stuttgarter Hauptbahnhof und Filderstadt-Bernhausen die S-Bahn-Linie 2, von 2025 an, wenn der S-21-Durchgangsbahnhof in Betrieb genommen werden soll, soll es die S 3 sein, die auf die Filderebene fährt. Das ist das Ergebnis der Abstimmungen zum S-21-Fahrplan.

Konzept
 Um das neue S-Bahn-Konzept samt Verlängerung nach Neuhausen zeitlich hinzubekommen, müssen laut Jürgen Wurmthaler, dem Verkehrsdirektor beim Verband Region Stuttgart, die beiden Arme aus dem Remstal getauscht werden. Das bedeutet: Die S-Bahn aus Backnang fährt dann künftig nach Bernhausen beziehungsweise von 2027 an nach Neuhausen. Bislang ist es die aus Schorndorf.