Damit das Umsteigen vom Bus auf die Bahn besser klappt soll es Zuschüsse Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Den Kampf gegen den Verkehrskollaps auf den Straßen will der Verband Region Stuttgart auch mit der intelligenten Verknüpfung alternativer Verkehrsmittel beeinflussen. Zurzeit können sich Kommunen für Finanzspritzen bewerben, die ihre Bahnhöfe zu sogenannten Mobilitätspunkten umgestalten wollen.

Stuttgart - Den Kampf gegen den Verkehrskollaps auf den Straßen will der Verband Region Stuttgart auch mit der intelligenten Verknüpfung alternativer Verkehrsmittel beeinflussen. Zurzeit können sich Kommunen für Finanzspritzen bewerben, die ihre Bahnhöfe zu sogenannten Mobilitätspunkten umgestalten wollen.

Es sollte ein Bahnhof da sein, egal, ob da Regionalzüge, S-Bahnen, Stadtbahnen, noch kleinere Bahnen oder gleich mehrere Schienenverkehrsmittel halten. Und es sollten möglichst viele Menschen dort ein- und aussteigen – wie zum Beispiel in Ludwigsburg mit allein fast 34 000 S-Bahn-Fahrgästen täglich. Wer diese Voraussetzungen erfüllt, kann sich bis zum Herbst um namhafte Zuschüsse beim Verband Region Stuttgart bewerben, um seine Station zum Vorzeigebahnhof umzugestalten.

„Es geht um Verknüpfungspunkte des öffentlichen Nahverkehrs mit einem reichhaltigen Angebot an Dienstleistungen“, sagt Jürgen Wurmthaler, „und darum, das Unbequeme bequem zu machen – nämlich das Umsteigen.“ Rund 400 000 Fahrgäste täglich nutzen die S-Bahn, etwa die Hälfte davon muss nach den Angaben des Direktors für Wirtschaft und Infrastruktur umsteigen. Das Umsteigen aber gilt als Hindernis für die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs – und soll entsprechend einfach gemacht werden. Damit Fahrgäste bleiben und möglichst viele neue dazukommen.

Mit seinem Konzept hat der Verband bereits die Europäische Union überzeugt, die im Januar bis zu 3,1 Millionen Euro für sogenannte Mobilitätspunkte in Esslingen, Fellbach, Ludwigsburg, Schorndorf und Eislingen in Aussicht gestellt hat. Dieser Antrag muss bis Ende des Jahres konkreter werden.

Weil die Regionalversammlung noch mehr Vorzeigebahnhöfe will, hat sie sich im Frühjahr dafür entschieden, ihr eigenes Förderprogramm für nachhaltige Mobilität zu überarbeiten. Mit diesem waren nicht mehr alle Fraktionen zufrieden, unter anderem, weil unter den bisherigen 29 Projekten ziemlich viele Abstell- und Ausleihstationen für Fahrräder mit elektrischem Hilfsmotor – sogenannte Pedelecs – sind. Jetzt stehen von anfänglich 7,5 Millionen Euro Fördergeld noch knapp 3,5 Millionen für Mobilitätspunkte zur Verfügung.

Bestandteile können etwa Anschlussbusse, Taxis, Miet-Autos, Carsharing-Angebote, Fahrrad- und Pedelec-Verleih, Park-and-ride- und Bike-and-ride-Plätze, Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge, aber auch Anschlussinformationen mit Echtzeitanzeige oder freies WLAN sein. „Das geht bis zur Paketstation, an die man sich seine Pakete schicken lassen kann und wo man diese vor dem Umstieg auf den Bus abholt“, sagt Jürgen Wurmthaler. Damit entfiele der separate Weg zur Poststation. Grundlage für eine bequeme Anwendung ist die gebündelte Information über einen Info- und Buchungspunkt am Bahnhof, eine Plattform im Internet und einfachen Zugang sowie Abrechnung über die neue Polygo-Card des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) im Kreditkarten-Format.

Die Bewerbungsfrist läuft bis Ende Oktober, eine Entscheidung fällen die Regionalräte bis Ende des Jahres. Bis dahin soll auch klar sein, ob Projekte sowohl vom Programm der Region als auch von jenem der EU profitieren könnten. Und wie viele Vorzeigebahnhöfe es werden. Wurmthaler rechnet mit höchstens „vier oder fünf“ zusätzlich zu den fünf von der EU bezuschussten. Der Verkehrsexperte ist sich aber jetzt schon sicher, dass der Wettbewerb funktioniert: „Wir haben bereits sehr ernsthafte Interessenbekundungen.“ Der Kampf gegen den Verkehrskollaps kann weitergehen.