Fordert vom Land Zuschüsse für VVS-Fahrkarten: Stuttgarts OB Fritz Kuhn Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Stuttgarts OB Fritz Kuhn (Grüne) fordert vom Land Zuschüsse für das Jobticket des Verkehrsverbundes. Umsteiger auf Bus und Bahn sollen helfen, die zu hohen Feinstaubwerte zu drücken. Das Land ist nicht nur begeistert.

Stuttgart - Das neue, seit April 2014 erhältliche Jobticket im Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) ist bei den Beschäftigten der Landeshauptstadt ein Renner. Von den 19 000 Angestellten hatten zuvor rund 4000 eine Jahreskarte gelöst.

Mit dem Zuschuss der Stadt, der die ersten beiden Zonen auf 30 Euro verbilligt, haben laut OB Fritz Kuhn weitere 4000 die Fahrkarte gelöst. Der VVS verbilligt sie gegenüber dem nicht vom Arbeitgeber bezuschussten Jahresticket um zehn Prozent. Die Stadt schießt pro Beschäftigten und Monat im Schnitt 27,60 Euro zu. In der Summe kostet das pro Jahr rund 2,2 Millionen Euro.

Kuhn (Grüne) fordert vehementen Einsatz vom Land. „Ich fordere, dass das Land bei den Landesbehörden jetzt auch ein Jobticket macht“, sagte Kuhn am Dienstagabend beim Neujahrsempfang des Grünen-Kreisverbandes im Hospitalhof vor vollem Haus. Die Abgeordnete und Kreisvorsitzende Muhterem Aras hatte der Stadtchef gleich auf seiner Seite: „Mit vier Stuttgarter Abgeordneten und den Ministern Hermann und Untersteller machen wir das Jobticket gerne“, sagte Aras.

Die Minister, die bei der Wahl 2016 in Stuttgart wieder (Franz Untersteller, Umwelt) und erstmals (Winfried Hermann, Verkehr) ein Mandat erringen wollen, sagten erst mal nichts. Auf dem Weg zum Fingerfood wurde Untersteller dann deutlich: „Der Kuhn sagt das mit dem Jobticket so leicht“, grantelte der Minister. Hermann gab sich vorsichtig. Man prüfe das natürlich, habe extra eine Stelle für betriebliches Mobilitätsmanagement geschaffen.

Die Prüfung im Verkehrsministerium ist nicht die erste. Bereits im Juni 2013 hatte das Finanz- und Wirtschaftsministerium des stellvertretenden Ministerpräsidenten Nils Schmid (SPD) einen möglichen Landeszuschuss untersucht. „Der Minister möchte sich nicht äußern, weil keine Zahlen vorliegen“, hieß es damals. Die gab es allerdings schon. Das Land hat 182 000 Beamte und 95 000 Beschäftige an den Unikliniken, die rechnerisch wegen der angeratenen Gleichbehandlung pro Jahr Anspruch auf 120 Euro Zuschuss für den Nahverkehr hätten. Zehn Euro ist der monatliche Mindestzuschuss, mit dem die Verbilligung beim VVS ausgelöst wird. Bei 33 Millionen pro Jahr könnte Schmid, der den Landeshaushalt sanieren muss, den Daumen gesenkt haben.

Nach offizieller Sprachregelung wird im Hause Schmid noch heute gerechnet. „Die Prüfungen sind sehr komplex und nicht abgeschlossen“, sagt die Sprecherin. Das Verkehrsministerium ist auskunftsfreudiger und klarer: „Die Prüfung ergab damals, dass das viel zu teuer ist, deshalb soll ein Zuschuss jetzt auf Umweltzonen beschränkt werden.“

Das sind von Mannheim bis Freiburg und Heidelberg bis Ulm mehr als zwei Dutzend. Ein knapp zweistelliger Millionenbetrag dürfte weiterhin auflaufen. Der Umweltnutzen, glaubt Hermann, „wäre substanziell“. In Tübingen hat Grünen-OB Boris Palmer das Land überzeugen können. Dort fließen drei Jahre lang pro Jahr 150 000 Euro für Beschäftige am Uni-Klinikum.