Großer Bahnhof: Anfang Oktober wurde der neue Zug der Zahnradbahn in Betrieb genommen. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die bisherigen Züge der Zahnradbahn sind reif fürs Museum. Aber bei den Nachfolgern läuft es noch nicht ganz rund. Die SSB sprechen von „Anlaufschwierigkeiten“.

Die Zahnradbahn zwischen Marienplatz und Degerloch gerät trotz neuen Fahrzeugs immer wieder aus dem Takt. Bei den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) spricht man gut einen Monat nach Inbetriebnahme des Zugs von „Anlaufschwierigkeiten“.

Keine reine Touristenlinie

Fahrgäste der Linie 10 im SSB-Netz mussten zuletzt viel Geduld aufbringen. Weil die bisherigen drei Zahnradbahnzüge nach gut 40 Jahren stetem Auf und Ab am Ende ihrer Funktionsfähigkeit angekommen waren, die längst bestellten Bahnen aber noch nicht zum Einsatz kommen konnten, mussten die SSB häufig den Takt ausdünnen. Statt alle 15 Minuten ging die Zacke dann nur alle halbe Stunde auf Fahrt. Die kürzeste Verbindung zwischen dem Stuttgarter Süden und Degerloch ist aber nicht nur bei wenig zeitkritischen Touristen beliebt, sondern wird auch von regulären Pendlern genutzt.

Mit der Inbetriebnahme der neuen, eigens für die SSB angefertigten drei Bahnen des Schweizer Schienenspezialisten Stadler sollten die Ausfälle der Vergangenheit angehören. Knapp 20 Millionen Euro investierte der kommunale Verkehrsbetrieb mit Unterstützung von Stadt und Land in eine neue Flotte samt vergrößerten Fahrradtransportwagen und „einem Ersatzteilpaket“ wie die SSB bei der Bekanntgabe des Auftrags im Dezember 2018 erklärten.

Rücksprache mit den Lieferanten

Ob auf diesen Fundus schon zurückgegriffen werden musste, ist unklar. Tatsache aber ist, dass der Störungsmelder des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) trotz des neuen Fahrzeugs immer wieder anschlägt. Die dort verwendete Formulierung „Keine Zahnradbahn mit barrierearmem Einstieg im Einsatz“ zeigt an, wenn nur ein Zug der älteren Generation unterwegs ist. Bei diesen müssen Fahrgäste noch Stufen überwinden, bei den neuen Fahrzeugen geht es ebenerdig ins Innere. „An dem seit 8.10. eingesetzten neuen Fahrzeug 1102 gab es eine Türstörung und andere kleinere Störungen“, erklärt SSB-Sprecher Hans-Joachim Knupfer. Man habe das Fahrzeug von der Strecke genommen, um die Störung zu beheben. Dafür brauchen die SSB zuweilen allerdings die Expertise Dritter. „Verschiedentlich ist dabei Rücksprache mit den Lieferanten des Fahrzeugherstellers nötig“, so Knupfer.

SSB sprechen von Erprobungsphase

Beim Nahverkehrsunternehmen gibt man sich trotz der Einschränkungen aber gelassen. „Es handelt sich um Anlaufschwierigkeiten, die bei frisch eingesetzten fabrikneuen Schienenfahrzeugen üblicherweise nicht auszuschließen sind“, sagt Knupfer. Er weist außerdem darauf hin, dass sich das „Fahrzeug formal noch in der Erprobungsphase“ befinde. Eines der Vorgängermodelle hat mittlerweile seinen Platz im Straßenbahnmuseum in Bad Cannstatt gefunden. Für die beiden anderen Bahnen hatten die SSB Abnehmer gesucht.