Der Allianzstandort im Stuttgarter Westen: Er liegt für Nutzer von Bahnen und Bussen verkehrsgünstig in der Nähe der Haltestelle Feuersee. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Rund 620 Unternehmen im Gebiet des Verkehrsverbunds VVS machen es schon. Jetzt will auch der Allianz-Konzern die Fahrten seiner Beschäftigten mit Bussen und Bahnen fördern.

Stuttgart - Der Kreis der Unternehmen, die das Firmenticket des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) mit Zuschüssen unterstützen, wird größer. Die Allianz-Versicherung in Stuttgart bereitet zurzeit ihren Einstieg vor. Darauf hat Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) jetzt hingewiesen, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der VVS ist. Die Betriebsräte von Allianz rechnen nach Informationen unserer Zeitung damit, dass der Arbeitgeber den Beschäftigten von August 2017 an den Erwerb von Dauertickets für Bahnen und Busse fördert.

Dann, heißt es, wird es um beide Standorte des Konzerns in Stuttgart gehen: An der Reinsburgstraße im Stuttgarter Westen sitzt die Allianz-Lebensversicherungs AG, im Bereich Uhlandstraße in der Stadtmitte betreut die Allianz Deutschland AG Sachversicherungen. An beiden Orten arbeiten jeweils rund 2000 Menschen für das Unternehmen.

Grundsatzentscheidung ist getroffen

Die Grundsatzentscheidung für die Beteiligung der Allianz am Firmenticketmodell sei bereits gefallen, sagte Anna Sleegers von der Unternehmenskommunikation in Frankfurt/Main unserer Zeitung. Die Details würden gerade mit den Betriebsratsgremien besprochen. Aus heutiger Sicht würden von der Neuerung die rund 2500 Stuttgarter Allianz-Mitarbeiter profitieren, die bereits mit Bussen oder Bahnen kämen. Aber man hoffe, dass bald noch mehr Mitarbeiter das Auto stehen lassen, denn die Allianz wolle einen Beitrag zur Lösung des Feinstaubproblems in Stuttgart leisten.

Auf zusätzliche Kunden bei der Allianz hofft auch Horst Stammler. Der VVS-Geschäftsführer bleibt allerdings pragmatisch. Bei dem Unternehmen gebe es bereits eine hohe Zahl von VVS-Fahrgästen. Die müsse man erst einmal halten, wenn die Allianz einmal umziehe. Das Unternehmen will alle Mitarbeiter an den beiden Standorten abziehen und in Büroneubauten am Rande des Synergieparks Möhringen/Vaihingen zusammenziehen. Der Umzug dürfte allerdings noch zwei bis drei Jahre auf sich warten lassen. Im Moment läuft der Architektenwettbewerb.

Versicherungskonzern will Stellen verlagern

Einen besser durch den Nahverkehr erschlossenen Standort als den an der Reinsburgstraße gebe es nicht, sagt Stammler zur Begründung, warum man erst einmal die jetzige Kundenzahl halten wolle.

Zur Reinsburgstraße kommt man nach einem kurzen Fußweg von der S-Bahnstation Feuersee – und die ist Teil der S-Bahnstammstrecke mit sechs Linien. Der Standort Uhlandstraße ist auch nicht schlecht erschlossen. Er liegt dicht bei den Stadtbahnhaltestellen Charlottenplatz und Olgaeck.

Welche Wege sich die Allianz-Mitarbeiter einmal suchen werden, wenn ihr Arbeitsplatz in Vaihingen ist, traut sich noch niemand richtig abzuschätzen. Im Synergiepark gibt es heute schon rund 22 000 Arbeitsplätze. Neben der Allianz will dort auch die Daimler AG rund 4000 Stellen ansiedeln. Die Linienbusse stehen mitunter im Stau. Für das ganze Gebiet wird dringend ein neues Mobilitätskonzept benötigt.

Wenn Arbeitgeber zahlen, erhöht der VVS den Rabatt

In diesem Zusammenhang denken die Grünen sogar über eine Seilbahnverbindung zwischen dem ehemaligen IBM-Areal am Autobahnkreuz, dem Bahnhof Stuttgart-Vaihingen und einem möglichen Parkhaus an der Autobahn 8 beim Fasanenhof nach. In dem Kontext, glauben Beobachter, sei auch der Plan der Allianz zu sehen, das Firmenticket zu fördern. Wann der Auftakt ist und wie stark Allianz das Jobticket fördert, sei für ihn noch offen, sagte VVS-Chef Stammler.

Wenn Arbeitgeber pro Mitarbeiter und Monat mindestens zehn Euro zuschießen, gibt der VVS insgesamt zehn Prozent Rabatt auf den Normaltarif der Dauerfahrkarte. Wenn der Arbeitgeber nicht mitzahlt, aber für mindestens 50 Mitarbeiter Firmentickets ordert, gewährt der VVS einen Nachlass von immerhin fünf Prozent. Die rund 620 Unternehmen, die Zuschüsse gewähren, zahlen im Durchschnitt heute 20 Euro pro Mitarbeiter und Monat, sagte Stammler.