Die Kassenautomaten am Parkhaus Österfeld funktionieren einwandfrei, versichert der Parkhausbetreiber. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Wer ein VVS-Ticket hat, kann sein Auto für wenig Geld im Parkhaus Österfeld in Stuttgart-Vaihingen abstellen – theoretisch zumindest. Ein Bürger berichtet von Problemen. Und das scheint kein Einzelfall zu sein.

Vaihingen - Rita und Peter Wunsch sind gern und oft mit den Öffentlichen unterwegs. Darum haben die beiden Senioren schon seit einem Dreivierteljahr zwei sogenannte Polygo-Karten. Das sind Dauerkarten für die Nutzung von Bus und Bahn innerhalb des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS), die noch einige weitere Funktionen haben. Weil die Busverbindungen in das Wohngebiet Lauchhau nicht zu jeder Tageszeit die besten sind, fahren die beiden manchmal mit dem Auto in die Nähe einer S-Bahn- oder U-Bahnhaltestelle und steigen dort um. Dafür hat der Gemeinderat extra Park-und-ride-Parkhäuser geschaffen, nämlich an der Albstraße in Degerloch und beim S-Bahnhalt Österfeld in Vaihingen. Dort können sie ihr Auto einen Tag lang für zwei Euro abstellen.

Allerdings nur theoretisch. Vergangenen Samstag versuchten sie es nach längerer Zeit wieder einmal, aber wie schon so oft nahm der Automat die Funktion Polygo-Card plus Zwei-Euro-Ticket nicht an. Also betätigten die Vaihinger die Ruftaste. Der Herr vom Service am anderen Ende der Leitung gab das Ticket frei. Mit diesem wollte das Ehepaar einige Stunden später wieder aus dem Parkhaus rausfahren. „Doch beim Einschieben des Tickets in den Automaten kam die Anzeige: nicht leserlich“, berichten die beiden Senioren. Die Schranke blieb zu. Wiederum betätigte das Ehepaar die Ruftaste, schilderte sein Problem, und der Servicemitarbeiter öffnete daraufhin die Schranke.

Wer keine Fahrkarte braucht, für den ist das Parkhaus zu teuer

„Diese Prozedur kennen wir seit April 2018. Wir haben einen Schriftwechsel mit dem Parkhausbetreiber in dieser Angelegenheit, der zu nichts führte“, schreiben die beiden aus dem Lauchhau. Darum haben sie das Parkhaus auch nicht mehr angefahren – bis zum vergangenen Samstag eben, als sie es wieder einmal probieren wollten. „Denn ein Parkschein plus VVS-Ticket – obwohl wir mit der Polygo-Card das VVS-Ticket ja bereits haben – ist unzumutbar, weil zu teuer“, heißt es in der Mail. Es sei traurig, dass man das Österfeld-Parkhaus nicht mehr wie früher anfahren könne. „Es ist ja auch jämmerlich schwach belegt. Woran das wohl liegt?“, fragen die beiden Vaihinger.

An der Parkraumgesellschaft Baden-Württemberg (PBW) jedenfalls nicht, sagt dessen Geschäftsführer Gebhard Hruby. Allerdings gebe es in der Tat Probleme mit einigen Polygo-Cards. Der Vertrieb der Deutschen Bahn habe insgesamt eine halbe Million dieser Karten ausgegeben. Etwa 20 000 Karten, also vier Prozent, seien fehlerhaft. Auf diesen könnten die Abo-Informationen nicht gelesen werden. „Das Problem liegt daher nicht bei der PBW und ist denjenigen, die es abstellen könnten, bekannt“, sagt Hruby.

Parkhausbetreiber ist zufrieden mit der Auslastung im Österfeld

Die Kassenautomaten würden derweil einwandfrei funktionieren. „Wir haben jeden Tag zwischen 50 und 60 Tagesparker, die das rabattierte Tagesticket für zwei Euro in Anspruch nehmen. Darüber hinaus haben wir jeden Monat zwischen 40 und 50 Monatsparker, die das Monatsticket für 28 Euro nutzen“, sagt der PBW-Geschäftsführer und ergänzt: „Kunden mit Problem-Polygo-Cards wird durch unsere Leitstelle direkt geholfen und sie können das Angebot Tagesparken für zwei Euro jederzeit nutzen.“

Prinzipiell ist Hruby zufrieden mit der Auslastung des Parkhauses. Dass diese geringer sei im Vergleich zu der Zeit, als das Parkhaus Österfeld noch keine offizielle Park-und-ride-Anlage gewesen sei, sei logisch. „Früher haben zwischen 150 und 250 Parker die P+R-Anlage genutzt, die keinen VVS-Fahrschein hatten“, sagt Hruby. Das seien zum Beispiel Besucher des Step-Geländes gewesen, oder Menschen die dort arbeiten oder auch Flughafenparker. Für diese Nutzergruppen sei die P+R-Anlage Österfeld nicht vorgesehen, so Hruby. Mit der Gebührenordnung werde betrieblich sichergestellt, „dass es diesbezüglich zu keiner Fehlbelegung kommt“, sagt der Geschäftsführer. Für den Erfolg des neuen Konzepts spreche auch, dass die Auslastung im Jahr 2018 im Vergleich zu 2017 gestiegen sei. Allerdings könnte die Auslastung Hrubys Meinung nach weiter gesteigert werden, „wenn die attraktiven Angebote insbesondere durch den VVS noch weiter bekannt gemacht würden“.

Der Deutschen Bahn ist kein grundsätzliches Problem bekannt

Die Deutsche Bahn schreibt in einer schriftlichen Stellungnahme: „Ein grundsätzliches Problem mit den Polygo-Cards ist uns nicht bekannt. Die Angaben zu 20 000 fehlerhaften Karten von insgesamt 500 000 ausgegebenen Karten kann auf DB Vertrieb nicht zutreffen.“ Sicherlich gebe es bei dem elektronischen Ticket hin und wieder Probleme beim Ablesen. Dieses liege dann meist an den Lesegeräten zum Beispiel in Bussen, wenn es länger kein Update gegeben habe, so der Bahnsprecher. Peter Wunsch sagt aber, dass seine Karte im Bus und auch sonst einwandfrei funktioniere. Nur das Parkhaus mache Probleme.