Michael Ilk (rechts) erklärt an der Wilhelmstraße den Schnellbus. Foto: factum/Granville

Es soll ein Vorzeigeprojekt werden: Beim Spaziergang mit Oberbürgermeister Werner Spec über die geplante Schnellbustrasse in Ludwigsburg gibt es viel Kritik und viele Fragen.

Ludwigsburg - Was ist nicht alles gesagt und geschrieben worden über Stadtbahnen mit hohen oder niedrigen Einstiegen, über BRT-Schnellbusse und Busspuren. Der Streit hat die Ludwigsburger Stadtpolitik fast ein Jahr lang gelähmt. Nun ist politisch alles klar – doch wie ist sie, die Strecke, auf der in zwei Jahren der erste City-Schnellbus Deutschlands fahren soll?

Im Wahlkampf für die Kommunalparlamente und um die Herrschaft im barocken Rathaus rufen der Oberbürgermeister Werner Spec und der Baubürgermeister Michael Ilk (beide Freie Wähler) die Bürger dazu auf, die Trasse doch einfach einmal abzulaufen. Gut 40 Interessierte finden sich ein, viele davon sind politisch engagiert. Treffpunkt Arsenalplatz, der OB ergreift das Mikrofon, ein treuer Helfer zieht den ganzen Weg bis zum Berliner Platz den Lautsprecher in einem Kinder-Fahrradanhänger.

Die Schnellbus- und Stadtbahndebatte lebt wieder auf

Und da ist sie wieder, die komplexe BRT- und Stadtbahndebatte. Spec nennt die von ihm mit Leidenschaft geforderten BRT-Busse eine „schienenlose Bahn“ und hebt noch einmal hervor, dass diese viel schneller kämen als die von Landrat Rainer Haas verfochtene Stadtbahn. „Diese wird frühestens 2030 rollen“, sagt Spec. Den Konflikt mit Haas will er aber nicht wieder aufwärmen – und begrüßt „ganz herzlich“ auch eine Vertreterin des Landratsamtes, die alle Fragen zur Stadtbahn beantworten soll.

Und los geht’s, mitten am Brennpunkt. Denn die Wilhelmstraße ist das Nadelöhr. Prompt fragt ein Bürger: „Wie soll der BRT-Schnellbus hier durchkommen?“ Auch der Ludwigsburger SPD-Chef Yannick Schulze, der derzeit wegen einer Datenschutzaffäre sein Amt ruhen lässt, stellt provokante Fragen: „Sie sprechen davon, dass der Busverkehr beschleunigt werden soll. Doch wenn er am Arsenalplatz mit einer neuen Haltestelle gleich wieder ausgebremst wird, ist das doch keine Beschleunigung, oder?“ Spec und Ilk beantworten die Fragen, sprechen von einer verlängerten Haltestelle und von Kurvenradien. Irgendwann meint Spec zu Schulze: „Sie kennen offenbar die Planungen nicht.“

Keine Busspuren in der Wilhelmstraße

Fazit an der ersten Station: In der Wilhelmstraße gibt es keine Busspuren, der Schnellbus muss mit dem Autoverkehr klarkommen, soll aber Vorrang an der Ampel haben. Einfacher wird es nach der Sternkreuzung beim Blühenden Barock, in der Schorndorfer Straße sind auch Busspuren vorgesehen. Mitarbeiter der Stadt halten Tafeln hoch, die das illustrieren.

Doch auch hier regt sich Widerstand. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der BUND lehnen BRT-Bustrassen ab, halten sie für Geldverschwendung. Auch für die Stadtbahn fordern sie eine alternative Trasse durch die Oststadt: „Bei den bisherigen Planungen fährt die Stadtbahn nicht durch die Wohngebiete.“ Die Debatte frisst sich fest, es sind viele selbst ernannte und tatsächliche Bahnexperten mit dabei. Ein älterer Ludwigsburger ist grundsätzlich gegen Stadtbahn oder Schnellbus: „Da sollen doch nur Subventionen abgegriffen werden.“ Kritisch wird es aus einem anderen Grund: Im Verlauf der Schorndorfer Straße wird es sehr eng.

Viele Bürger und selbst ernannte Bahnexperten

„Hier gibt es keine Busspur“, räumt Michael Ilk ein. Sonst müssten Bäume der herrlichen Allee gefällt werden, die am Alten Friedhof vorbeiführt. Selbst wohlmeinende Beobachter glauben kaum, dass hier Stadtbahnen oder Schnellbusse einfach durchkommen. „Die Niederflurbahn kann sich mit den Autos die Straße teilen“, sagt Michael Ilk. Weiter hinten gibt es immerhin eine Busspur – die sich die Busse in beiden Richtungen teilen sollen. „Nur sollten sie nicht gleichzeitig dort fahren, das verhindern wir“, sagt Ilk und schmunzelt.

Weiter geht es, tief in die Oststadt. Wie fährt die Stadtbahn eines Tages weiter nach Oßweil? Wo wird es dann immer noch Schnellbusse geben? Welcher Hersteller liefert die besten Hybridfahrzeuge? Wie kann die Schaltung der Ampel verbessert werden, an der die Fußgängergruppe drei Minuten warten muss? Je länger der Spaziergang dauert, desto kleinteiliger wird die Diskussion und kleiner die Gruppe.

Am Stadionbad endet der erste Teil des Rundwegs. Am Freitag soll dann vom Fuchshof auf der BRT-Trasse nach Oßweil marschiert werden. Der OB bedankt sich und sagt: „Ich habe von Ihnen viele Fragen und Anregungen mitgenommen.“