Eine Niederflurbahn am Arsenalplatz – das ist die Vision von zwei Umweltverbänden. Foto: VCD/BUND

In Ludwigsburg wird die Debatte über die Optionen Stadtbahn oder Schnellbusse geführt. Zwei Umweltverbände haben ein Konzept für eine Niederflur-Alternative vorgelegt.

Ludwigsburg - Bislang geht es in der Ludwigsburger Verkehrsdebatte um die Frage Schnellbus oder SSB-Stadtbahn mit Hochbahnsteigen. Diese beiden Varianten wurden auch im aktuellen Gutachten der Stadt verglichen. Doch nicht nur die Grünen im Gemeinderat, auch die Ökoverbände Verkehrsclub Deutschland (VCD) und BUND drängen auf die dritte Variante einer Niederflur-Bahn.

Das wäre nach Straßburger Vorbild eine Straßenbahn, die ohne hohe Bahnsteige auf Schienen direkt auf der Straße fährt. „Das hätte keine gravierenden Folgen für das barocke Stadtbild“, erklärt etwa Andreas Stier, der Ortsvorsitzende des VCD. Für viele Bürger seien aufwändige Oberleitungen und hohe Bahnsteige abschreckend – und auch die Umweltschützer wollen die gelben SSB-Wägen nicht in der Stadt sehen.

Sie haben konkret untersucht, wie eine Niederflur-Bahn für Ludwigsburg aussehen könnte, und sich dazu sogar schon mögliche Betreiber ausgeschaut. Man könnte auf zwei Linien Fahren: Von Aldingen bis nach Markgröningen und von Oßweil bis nach Pflugfelden. „Damit wären das Krankenhaus, das Berufsschulzentrum oder sogar das Tammerfeld angebunden“, sagt Andreas Stier. Durch die Wilhelmstraße, über den Arsenalplatz und über die Gänsfußallee ins Gewerbegebiet könnte die Bahn rollen und so viele Buslinien ersetzen. Die SSB-Stadtbahn mit Hochbahnsteigen, wie sie vom Landrat Rainer Haas favorisiert wird, würde hingegen an der Innenstadt vorbei fahren. Zudem haben die Ökoverbände auch eine Lösung für den Knackpunkt Bahnhof ausgearbeitet.

Eine neue Brücke beim Bahnhof über die Gleise

Das ist für jede Bahnlösung eine kaum überwindbare Hürde, nach bisherigen Plänen müsste man entweder durch den Schillerdurchlass oder in dem Tunnel unter dem ZOB durchquetschen. Stier und sein Kollegen Werner Bischof, der auch für den BUND-Kreisverband spricht, schlagen hingegen eine neue Brücke beim Kepler-Dreieck vor, sie nennen sie „Kepler-Brücke“. Die Bahn würde über eine Rampe von der MHP-Arena anfahren, um dann wieder nach unten in die Bahnhofstraße einzubiegen. „Die Niederflurbahn könnte an den gleichen Haltestellen wie die Busse am umgebauten ZOB halten“, sagt Stier.

Eine Brücke über die Gleise – das ist ein völlig neuer Vorschlag für Ludwigsburg. „Das wäre allemal günstiger als ein neuer Tunnel“, meint Werner Bischof. Für die beiden Umweltgruppen ist die Niederflurbahn das modernere und flexiblere System, mit dem die kommende Großstadt Ludwigsburg ihr Verkehrsproblem lösen würde.

Die beiden Hauteinwände gegen die Niederflurbahn sind bislang, dass sie eine Insellösung im VVS wäre, ohne Anbindung an Stuttgart, und dass die Stadt keinen Partner wie die SSB hätte. Daher schlagen sich Stier und Bischof vor, sich einen anderen Betreiber als Partner zu suchen. „Eine neue Werkstatt müsste ohnehin gebaut werden, weil die bestehende in Aldingen nicht für zehn neue Waggons ausreicht“, sagt Stier.

Es fehlt an Verbündeten

Auch im Vergleich zum BRT-Schnellbussystem sieht er viele Vorteile: So könnten deutlich mehr Personen transportiert werden, es gebe keine Abgasemissionen und man könnte Stadtteile wie das Schlösslesfeld, die Oststadt und Oßweil an die Innenstadt anbinden.

Eines ist den Umweltaktivisten allerdings auch klar: Bislang fehlt es an Verbündeten im Rathaus. Nur die Grünen-Fraktion kämpft für ein Niederflursystem, während die SPD die SSB-Stadtbahn bevorzugt. CDU und Freie Wähler sind ohnehin skeptisch gegenüber jedem Straßenbahnsystem. Stier: „Wir setzen daher darauf, die Öffentlichkeit zu informieren und von den Vorteilen unseres Modells zu überzeugen.“