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Gegen die Pläne der Stadt Fellbach, die Buslinie 212 zu verlegen, begehren Bürger von Kernen auf. Für sie ergeben sich einige Nachteile.

Kernen - „Der öffentliche Personennahverkehr muss attraktiver werden und darf nicht für uns unattraktiv gemacht werden.“ Dies sagt Klaus-Dieter Bothner aus Stetten. Unangenehmer und mit Zeitverlust zu benutzen ist der Bus der Linie 212 von Stetten nach Fellbach, wenn dieser, wie vom Gemeinderat der Stadt Fellbach beschlossen, ab dem nächsten Fahrplanwechsel im Dezember statt durch die Bahnhofstraße erst zum Familien- und Freizeitbad F.3 und durch die Esslinger Straße zum S-Bahn-Halt fährt.

Bei Bothners besitzen vier Familienmitglieder Jahreskarten für Bahn und Schlienz-Bus. Tochter Elisabeth Bothner kennt sich mit dem Bus zum Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) aus. Der Schülerverkehr ist zwar zu den Stoßzeiten, also zum Beginn der ersten Stunde und nach der fünften und sechsten Stunde, mit den extra eingesetzten, dennoch häufig übervollen Schlienz-Bussen, abgedeckt. Sie fragt aber: Was passiert, wenn der Schülerbus zum Ende der achten Stunde im Nachmittagsunterricht nicht kommt, wie sie es häufiger beobachtet hat? Auch wer sich nach der vierten Stunde oder nach der siebten über den Unterrichtsschluss freut, oder wegen wichtiger Gespräche mit Lehrern oder überzogener Unterrichtsstunden den Bus versäumt, muss in Zukunft eine deutlich weiter als bisher entfernte Haltestelle „Adlerstraße“ aufsuchen und dazu viel befahrene Straßen queren. Vater Bothner sagt voraus: „Wenn der Bus schlechter fährt, werden künftig weniger Kernener Schüler aufs FSG kommen.“

Haltestelle ohne Dach

Christoph Schönleber, Monatskarten-Besitzer sowie Vorsitzender des SPD-Ortsvereins, und Klaus-Dieter Bothner kritisieren die neue Haltestelle der Linie 212 am Bahnhof – westlich des Kreisverkehrs an der Eisenbahnstraße. „Uns kann dann das schöne Dach nichts nützen. Es geht durch den Regen beim Umsteigen auf die S-Bahn. Und es ist der dreifache Weg“, sagt Bothner. Umsteigen wird unsicherer, Wartezeiten auf die nächste Bahn drohen. Er sagt dazu: „Im öffentlichen Nahverkehr sind zwei oder drei Minuten Verspätung gleich eine halbe Stunde Zeitverlust.“ Schönleber kommentiert: „Jede Minute Verzögerung wirbt gegen den Nahverkehr.“

Auch Brigitte Hahn aus Rommelshausen hat zukünftig weniger Komfort: Sie arbeitet in einem Ärztehaus in der Bahnhofstraße und muss ab Dezember an der Haltestelle Lutherkirche in die Linie 60 umsteigen: „Für mich ist das eine Katastrophe“, sagt sie. Klaus-Dieter Bothner springt ihr bei: „Umsteigen ist immer unattraktiv.“ Sie muss dann eine Wartezeit auf den nächsten Sechziger zusätzlich einplanen, mindestens 5 bis 10 Minuten. Gerade bei solchen Unterbrechungen macht das Busfahren wenig Freude, besonders im Winter, wo sie künftig bei Kälte, bei Wind und Wetter an einer zugigen Haltestelle steht.

Hindernisse beim Arztbesuch

Brigitte Hahn ist überzeugt, kein Einzelfall zu sein. Sie hat viele Bürger aus Kernen beobachtet, die den Bus bis zu Haltestellen in der Cannstatter und Bahnhofstraße nutzen: „Was glauben Sie, wie viele bei uns im Ärztehaus zum Arzt gehen.“ Sie weist auf Mütter mit Kinderwagen hin, die den Kinderarzt im Ärztehaus oder eine Praxis im weiteren Verlauf der Bahnhofstraße besuchen, weil es in Rommelshausen keine Praxis für die Kleinen mehr gibt. Pech hat eine Mutter, wenn ein 60-er kommt, der an der Lutherkirche schon einen Kinderwagen und einen Rollator transportiert und keinen Wagen mehr aufnehmen kann. „Das habe ich schon erlebt“, sagt Brigitte Hahn. „Nun geht die Mutter 300 oder 400 Meter mit einem hochfiebrigen Kind im Kinderwagen. Das kann nicht gut sein.“ Auch eine kieferorthopädische Praxis im Ärztehaus wird von Rommelshauser Schülern regelmäßig besucht. Manche Mutter wird versucht sein, den Sprössling mit dem Auto zu fahren statt ihn auf die Umsteigetour zu schicken. Brigitte Hahn erinnert die Fellbacher an ihre eigenen Ziele: „Man will doch das Auto weg haben von der Straße.“