Wie sieht die Zukunft des Nahverkehrs in Stuttgart aus? Ein Symposium hat sich mit der Frage befasst. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Rund 100 Regional- und Kommunalpolitiker haben sich zum ersten VVS-Tarifsymposium getroffen. Auf der nichtöffentlichen Sitzung wurden Themen wie ein Jugendticket oder Wegfall von Tarifzonen besprochen. Doch was wird davon umgesetzt?

Stuttgart - Fallen die Sektorengrenzen in den Außenbereichen des VVS-Gebiets weg? Werden die beiden Zonen in Stuttgart zu einer zusammengefasst? Gibt es neue Ticketangebote für Teilzeitkräfte und Jugendliche? Sollten Stadt Stuttgart und die umliegenden Kreise mehr Geld für den Nahverkehr pumpen, um die jährlichen Tariferhöhungen zu vermeiden? Diese Fragen wurden auf dem ersten, vom Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart initiierten VVS-Tarifsymposium behandelt, zu dem sich am Donnerstag rund 100 Politiker aus der Regionalversammlung, aus den Kreistagen und dem Stuttgarter Gemeinderat in der IHK-Zentrale trafen. Das Fazit: Es war gut, dass wir uns getroffen haben. Doch der „offene Meinungstausch“ mündet, wenn überhaupt, erst später in Beschlüsse.

„Das Ziel war nicht, Beschlüsse zu fassen, sondern die Themen zu identifizieren, an denen der VVS für den Tarif 2020 arbeiten soll“, sagte VVS-Geschäftsführer Horst Stammler zu der nichtöffentlichen Sitzung.

Was könnte sich bei den Zonen ändern?
Nach den Gesprächen am Donnerstag ergeben sich wohl zwei Handlungsfelder für den VVS: die Zusammenlegung der beiden Stuttgarter Tarifzonen 10 und 20 zu einer Zone mit einem einzigen Preis sowie der Wegfall von Sektorengrenzen in den Außenbereichen. Beides zusammen würde nach Berechnungen des VVS zu Einnahmeausfällen von rund 40 Millionen Euro führen. Vertreter aus den Randbereichen haben auf die hohen Ticketpreise und das vergleichsweise dünne Fahrangebot hingewiesen, was sich mit größere Zonen beheben ließe.
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Was könnte sich bei den Tickets ändern?
„Wir haben uns in den vergangenen Jahren erfolgreich um die Stammkundengewinnung gekümmert“, sagt VVS-Geschäftsführer Stammler und führt die Erfolge des Job- und Seniorentickets an. Künftig wolle man stärker darauf schauen, „auch mehr Gelegenheitskunden zu gewinnen“. So sind neue Angebote für Teilzeitkräfte und Ab-und-zu-Fahrer im Gespräch, auch über das 9-Uhr-Ticket, das nach einem SPD-Vorschlag in Stuttgart 365 Euro kosten soll, und Fahrkarten-Angebote für Jugendliche wird nachgedacht. Dazu hat Stammler auch ein Gespräch mit dem Stuttgarter Jugendrat geführt, der fordert, das Kinderticket, das bis 14 Jahren gültig ist, bis zum Alter 18 oder 21 Jahre auszudehnen. Stammler: „Wir werden das Angebot für Jugendliche überprüfen“.
Womit können Smartphone-Nutzer rechnen?
Neu ist die Idee, bei Mehrfahrten eine Rabattierung einzuführen – so denken Teilnehmer und Stammler an eine Vergünstigung ab zehn Fahrten, wobei sich der Rabatt mit der Zahl der Fahrten noch weiter erhöhen könnte. Das sei aber nur bei der Abrechnung über elektronische Medien, also Smartphones, denkbar, wobei sich Stammler auch eine Bestpreis-Variante vorstellen kann. Das heißt: je nach Zahl und Umfang der Fahrten wird automatisch das günstigste Angebot ausgewählt. So könnte in einem Monat eine rabattierte Mehrfahrtenkarte gewählt werden, in einem anderen dann ein Monatsticket, im dritten zwei Wochenkarten.
Was könnte sich bei der Tarifbildung ändern?
In den drei Workshops ging es nicht nur um Tarifzonen und neue Angebote, sondern auch um die Tarifbildung. Dabei wurde über die jährliche Tariferhöhungen und über die Fahrkartenpreise gesprochen – vor allem nachdem im vergangenen Sommer sowohl in der Regionalversammlung als auch in einigen Kreistagen die zum 1. Januar 2017 erfolgte Preissteigerung um 1,9 Prozent kritisiert worden war. Dabei wurde in Frage gestellt, dass allein die Verkehrsunternehmen im VVS die Tariferhöhung festsetzen. Dies könne doch auch die Aufgabe aller Gesellschafter sein – also auch der Stadt Stuttgart, der Kreise und der Region. Gerade mit Blick auf die hohen Einnahmeausfälle bei der Zonenvereinfachung, pochten manche Teilnehmer darauf, dass sich die Zuschüsse der öffentlichen Hand nicht erhöhen dürften. Andere – vor allem von der SPD – halten dies für notwendig und gerechtfertigt.
Wie geht es weiter?
Mit den gesamten Vorschlägen wird sich wohl im Februar der VVS-Aufsichtsrat auf einer Tarifklausur intensiv beschäftigen. Viele Teilnehmer begrüßten es, dass eine solche Veranstaltung angeboten wurde. Das sieht auch Regionaldirektorin Nicola Schelling so. „Der Austausch mit politisch Verantwortlichen unterschiedlicher Ebenen, aus den Landkreisen, der Stadt Stuttgart und der Region, war sehr gewinnbringend.“ Das Thema Vereinfachung und Transparenz sei ein wichtiges Thema. „Es wird darum gehen, die Anregungen zu bündeln und in den Gremien des VVS sowie den politischen Gremien zu beraten. Bei der Tarifstruktur wird die Politik ein entscheidendes Wort mitreden“, kündigte sie an.