S-Bahn-Chef Dirk Rothenstein vor dem dem neuen Display Foto: Horst Rudel

Displays an den Seitenscheiben, aktuelle Informationen über eine App, schnelle Rückmeldung der Fahrgäste – die S-Bahn Stuttgart setzt auf Digitalisierung und ein mobiles Werkstattauto.

Stuttgart - Fast täglich kommt es im S-Bahn-Verkehr zu Verspätungen und Zugausfällen. Zum berechtigten Unmut der bis zu 400 000 Fahrgäste pro Tag trägt aber auch bei, dass die Information bei Störungsfällen ebenfalls störanfällig ist. Regelmäßig gibt’s dafür schlechte Noten bei der Befragung der Pendler. Auch von der Politik hagelt es harsche Kritik. Die musste sich S-Bahnchef Dirk Rothenstein auch beim jüngsten S-Bahngipfel im Verkehrsaussschuss des Regionalverbands Anfang Juli anhören. Doch er versprach Abhilfe. „Die S-Bahn wird digital. Wir wollen bei der Fahrgastinformatioin innovative Wege gehen“, kündigte Rothenstein jetzt an. Das reicht von der WLAN-Ausstattung, die mit Kosten von fünf Millionen Euro im Herbst beginnt und im Sommer 2019 fertig sein soll, bis zu neuen Serviceangeboten.

Erprobung für Displays

Das Smartphone in der Hand, im Hintergrund ein buntes Display, das als dünne Folie auf der Seitenscheibe eines S-Bahnzugs vandalismussischer angebracht ist – so präsentiert Rothenstein die neue digitale Welt. „Wir bieten wohl als erste S-Bahn diesen Service an“, sagte er. Die Displays sind zunächst in zwei Fahrzeugen der Baureihe ET 423 eingebaut, also auf den Linien 4, 5 und 6 unterwegs. Zunächst soll bis Mitte 2018 ihre Praxistauglichkeit erprobt werden. Dabei werden die 25 000 Euro teuren Displays die Informationstafeln in den S-Bahnzügen, die die Fahrtzeit und Anschlüsse anzeigen, nicht ersetzen, sondern ergänzen. „Wir erhoffen uns durch die neue Technik, dass wir die Fahrgäste schnell und flexibel informieren können – und das mit hoher Effizienz“, sagte Rothenstein.

Auf den Displasy sollen später vor allem die Informationen aus dem DB-Streckenagenten gezeigt werden. Diese App gibt es seit dem Frühjahr. Sie alarmiert die Bahnkunden, wenn die von ihnen ausgewählten Züge ausfallen oder Verspätung haben, und schlägt Alternativstrecken vor. „Der DB-Streckenagent überwacht die persönliche Verbindung auch über einen längeren Zeitraum“, sagte Rothenstein. Damit eigne sich die App auch für S-Bahnnutzer.

Vier neue Mitarbeiter für Fahrgastinformation

Um diesen Kanal zuverlässig mit Informationen zu bespielen, stellte die S-Bahn vier neue Mitarbeiter ein. Einer dieser, Achtung Bahnsprech, Fahrgastinformationsmanager ist Daniel Bauer. „Unser Anspruch ist, dem Kunden bestmögliche Informationen zu geben, wie er so schell und mit so wenigen Umständen und Zeitverlust wie möglich doch noch an sein Ziel kommt“, sagte er. Dabei würden auch andere Verkehrsmittel einbezogen, also in Stuttgart Stadtbahn und Busse. Die Fahrgastinformationsmanager sitzen in der Leitstelle und erfahren so rasch, wenn es Probleme gibt und was sinnvolle Alternativen sind. „Das geben wir dem Fahrgast so schnell wie möglich weiter“, sagte Bauer.

Bereits in mehr als 30 der insgesamt 157 S-Bahnen sind jeweils mehr als 90 QR-Codes angebracht, über die Kunden während der Fahrt Eindrücke, Kritik und Lob mit ihrem Smartphone weitergeben können.

Rothenstein erhofft sich aber vor allem auch Hinweise auf Schäden und Mängel, sei es ein voller Müllereimer oder ein verdreckter Sitz. Sobald die S-Bahn irgendwo länger abgestellt werde, fahre ein mobiles Werkstattauto zu ihr, um den Schaden zu reparieren. Das gehe wesentlich schneller, als wenn man warte, bis sie wieder in den Betriebshof komme, sagte Rothenstein. Zusammen mit der geplanten WLAN-Ausstattung und dem Anfang des Jahres eingeführten mobilen S-Bahnportal sollen diese Neuerungen „mehr Qualität und Service bieten“, erklärte der S-Bahnchef, der aber auch um Verständnis warb, dass man in einer Erprobungsphase sei: „Wenn etwas nicht klappt, beenden wir es wieder.“

Der Experte und S-Bahnvielfahrer Markus O. Robold teilt den Optimismus der Bahn, dass die Information in der digitalen Medien verbessert werden könne – insbesondere wenn der Streckenagent von den vier neuen Mitarbeitern „gut gefüttert“ werde. Seiner Erfahrung nach seien damit genaue Informationen über Ausfälle und Verspätungen vor Fahrtantritt möglich. Unverändert seien aber die Probleme mit den Infomonitoren und Lautsprecherdurchsagen an den Bahnhöfen, die nicht aktuell seien. Auch hier müsse dringend nachgebessert werden.

Handyticket und Navigator

Das VVS-Handyticket gibt es jetzt auch über die bundesweit bekannte App DB Navigator. Wer in der App eine Verbindung im VVS sucht, bekommt nun die Tickets im VVS-Tarif angezeigt oder man findet sie direkt unter dem Menüpunkt Verbundtickets. Sie können dann gekauft und abgelegt werden.

Der DB Navigator ist eine Reise-App, mit der Fahrgäste bundesweit Bahnverbindungen abrufen und Fahrkarten kaufen können, auch die anderer Verbünde. Das VVS-Handyticket wird auch über die Apps VVS mobil, SSB move und moovel vertrieben. Der VVS rechnet 2017 mit mehr als fünf Millionen verkauften Handytickets und einem Umsatz auf diesem Vertriebsweg von 15 Millionen Euro.