85 Prozent der Fahrgäste im ÖPNV fahren mit dem Deutschlandticket. Foto: Gottfried Stoppel

14 Prozent von 550 000 dieser D-Tickets im VVS-Gebiet wurden von Fahrgästen aus dem Rems-Murr-Kreises bezogen.

Was Kunden und Einnahmenstruktur beim Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) angeht, berichtete die VVS-Geschäftsführerin Cornelia Christian beim ÖPNV-Sommergespräch in Waiblingen von einem „völligen Wechsel im öffentlichen Nahverkehr“. Der Grund dafür sei das Deutschlandticket. Dieses komme hervorragend an. Rund 550 000 Menschen haben in der Region Stuttgart demnach derzeit ein Deutschlandticket, fast doppelt so viele wie im Vorjahr.

169 Millionen Fahrten im ersten Halbjahr

Allein 14 Prozent diese Deutschlandtickets sind im Besitz von Bahnkunden aus dem Rems-Murr-Kreis. Insgesamt sind laut der VVS-Zahlen etwa 85 Prozent der Fahrgäste im VVS-Gebiet mit dem Deutschlandticket unterwegs.

Insgesamt sind im Verkehrsverbund im ersten Halbjahr 2024 knapp 169 Millionen Fahrten mit den Bussen und Bahnen unternommen unternommen worden, eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 7,9 Prozent. Christian: „Das Deutschlandticket hat dafür gesorgt, dass die Fahrgastzahlen kontinuierlich weiter steigen und wieder annähernd so viele Menschen mit Bus und Bahn fahren wie vor der Pandemie.“

Im sogenannten Gelegenheitsverkehr sind – eben wegen der steigenden Beliebtheit des Deutschlandtickets – die Fahrgastzahlen nochmals um ein Drittel zurückgegangen. Mit knapp 19 Millionen Fahrten machen sie im VVS-Gebiet nur noch zehn Prozent des Gesamtaufkommens im öffentlichen Nahverkehr aus. „Zahlreiche Gelegenheitskunden sind angesichts des günstigen Preises und der bundesweiten Gültigkeit ins D-Ticket-Abo eingestiegen“, sagte Cornelia Christian.

Die veränderte Ticketstruktur wirkt sich auch die Einnahmen aus: Hier stehen laut der Halbjahreszahlen unter dem Strich zehn Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Dies entspricht einem Minus von etwas mehr als vier Prozent.

Mehrkosten für Kreise und Kommunen

Angesichts sinkender Fahrgasteinnahmen schließen Verkehrsunternehmen hauptsächlich sogenannte „Bruttoverträge“ ab, bei denen der Besteller für eine Verkehrsdienstleistung einen vereinbarten Betrag bezahlt – unabhängig von der tatsächlichen Fahrgastzahl. Die Fahrkartenerlöse gehen an den Besteller, beim Busverkehr also der Landkreis, der das Einnahmerisiko trägt. Dies wird zu Mehrkosten für Landkreis und Kommunen führen. Landrat Richard Sigel rechnet hier mit 2,25 bis 3,25 Millionen Euro zusätzlich bis 2028. Derzeit investiert der Rems-Murr-Kreis pro Jahr 46 Millionen Euro in den ÖPNV. Klar sei aber, so Sigel beim Sommergespräch: „Ein gutes, verlässliches Angebot kostet eben Geld.“

Beim S-Bahnverkehr gibt es andererseits aber auch weiterhin Einschränkungen. Vom 3. bis zum 8. Januar kommenden Jahres wird die Strecke zwischen Waiblingen und Bad Cannstatt erneut gesperrt. Generell sind die Fahrgäste im Rems-Murr-Kreis mit der Zuverlässigkeit der S-Bahn unzufrieden. Hier gibt es kurzfristig keine Hoffnung auf Besserung. „Die Bahn hat jahrelang nichts gemacht, und das muss nun nachgeholt werden“, sagte dazu Landrat Sigel.