Gute Stimmung am Fellbacher Bahnsteig: Die OBs Zull und Kuhn. Foto: Patricia Sigerist

Von Montag an verkehrt zwischen Fellbach und Stuttgart-Giebel eine neue Linie – allerdings nur in den morgendlichen und abendlichen Hauptverkehrszeiten. Wer direkt in die Mitte der Landeshauptstadt will, kann in Cannstatt umsteigen.

Fellbach - Gibt’s noch ein früheres Ereignis als die Jungfernfahrt? Na klar, die Eröffnungsfahrt. Während der reguläre Betrieb der neuen Stadtbahnstrecke U 16 zwischen Giebel und Fellbach erst am frühen Morgen des kommenden Montags (10. Dezember) beginnt, schaukelten die ersten Honoratioren bereits am späten Donnerstagvormittag gen Fellbach.

Mit an Bord waren bei dieser Testfahrt als bekannteste Promis der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn und der Technische Vorstand der Stuttgarter Straßenbahnen AG, Wolfgang Arnold. Mit dreiminütiger Verspätung traf die Bahn an der Endhaltestelle Lutherkirche ein – die Signaltafel über dem Zugführer machte klar: „Betriebsfahrt, nicht einsteigen.“ Zum Empfangskomitee mit OB Gabriele Zull an der Spitze gehörten neben gut drei Dutzend normalen Interessenten auch einige Fellbacher Stadträte, die fleißig mit ihren Handys Fotoaufnahmen machten.

Das Duo war also an diesem „guten Tag“ (Kuhn) in bester Plauderstimmung

Die neue Linie sei eine tolle Ergänzung in der Hauptverkehrszeit, erklärte Gabriele Zull. Wer von der Fellbacher Stadtmitte aus nach Stuttgart gelangen wolle, brauche nun gar nicht mehr nach dem Fahrplan zu gucken, sondern könne einfach in der Stadtbahn Platz nehmen.

Auch OB Kuhn wies darauf hin, dass es nun eine direkte Verbindung im Zehn-Minuten-Takt von Fellbach über Bad Cannstatt, Pragsattel und Feuerbach bis in den Stuttgarter Stadtteil Giebel im Bezirk Weilimdorf gebe – also auch zu den „großen Arbeitgebern“. Es gebe damit hoffentlich auch weniger Autofahrten und Staus in Richtung Stuttgart. Durch die U 16 „werden beide Städte noch schneller zusammenwachsen“, erklärte Kuhn – was Zull spontan mit einem ironisch-lautstarken „Nein!“ quittierte. Der Stuttgarter Kollege lenkte umgehend ein, es gehe darum, zügig von Fellbach nach Stuttgart zu kommen – „und umgekehrt“, so Zulls nächster Einwurf.

Das Duo war also an diesem „guten Tag“ (Kuhn) in bester Plauderstimmung. Dritter Redner im Bunde war SSB-Mann Arnold. Die Idee für die neue Stadtbahn U 16 sei im Juli 2016 entstanden und somit sehr zügig umgesetzt worden, um „die Tangentialbeziehung zu stärken“. Fellbacher, die in die Stuttgarter City wollten, könnten am Cannstatter Wilhelmsplatz in den Schnellbus X 1 steigen. „In Fellbach haben sie künftig im Fünf-Minuten-Takt Anschluss.“

Die erste U 16 startet somit am Montag in Fellbach um 6.11 Uhr

So ganz stimmt dies allerdings nicht. Denn die  als „Hauptverkehrslinie“ bezeichnete U 16 fährt nur in den Hauptverkehrszeiten – also von Montag bis Freitag (auch in den Schulferien) jeweils im Zehn-Minuten-Takt zwischen circa 6 Uhr und 9 Uhr sowie am Nachmittag von 16 Uhr bis 18.15 Uhr.

Das Angebot am Vormittag vom Stuttgarter Nordwesten her kommend verdient zudem einen genaueren Blick in den Fahrplan: Die letzten vier in Giebel beginnenden Fahrten (8.25 Uhr, 8.35 Uhr, 8.45 Uhr, 8.55 Uhr) führen nicht etwa bis ganz nach Fellbach, sondern enden bereits am Löwentor beziehungsweise bei der vorletzten Fahrt an der Rosensteinbrücke.

Dass manche Kritiker das reduzierte Angebot als „schwach“ einstufen, hat auch OB Kuhn schon vernommen. Allerdings: „Es muss sich ja auch rechnen“, verwies er auf die Kosten. Und wenn der Zuspruch künftig nicht zu wünschen übrig lasse, könne man ja über eine Verbesserung der Frequenzen und Taktzeiten nachdenken.

Noch mit mehr Dampf als die Stuttgarter Führungskräfte preisen die Werbefachleute der SSB die neue Achse zwischen dem Nachbarn im Osten der Landeshauptstadt und dem Stuttgarter Nordwesten. „U 16 – Der Rushhour-Retter“ ist ein gelber Flyer überschrieben, den Mitarbeiterinnen des Verkehrsbetriebs am Donnerstag verteilten. Oder: „Die Strecke zwischen Fellbach und Giebel hat einen neuen Helden.“

Da die neue Stadtbahn sonntags nicht verkehrt, beginnt sie ihre Karriere also auch einen Tag nach dem Fahrplanwechsel im Verkehrsverbund Stuttgart, der an diesem Sonntag erfolgt. Die erste U 16 startet somit am Montag in Fellbach um 6.11 Uhr. Die erste Bahn von Giebel her kommt in Fellbach um 7.01 Uhr an.

Auswirkungen hat die neue Stadtbahn im Übrigen auch auf den Straßenverkehr: An der Fellbacher Höhenstraße beziehungsweise am U-Turn in der Stuttgarter Straße müssen sich Autofahrer angesichts des nun verdoppelten Stadtbahn-Takts auf längere Wartezeiten einstellen.