Ein Mann der Tat: Stadtrat Paul Rothwein hat am kritisierten Bushalt in der Hofener Straße eine Warnbake aus seinem Fundus aufgestellt. Foto: Patricia Sigerist

Weitere Debatten um die Ausmaße und die „gemeingefährliche Situation“ an der behindertengerecht aufgerüsteten Bushaltestelle in der Hofener Straße in Oeffingen.

Oeffingen - Ist nun ganz Oeffingen in Aufruhr? Nun, vielleicht nicht ganz Oeffingen. Aber Teile der Bevölkerung im Stadtteil sind derzeit nicht gerade gut auf die Fellbacher Bauverwaltung zu sprechen. Der Auslöser des kollektiven Ärgers liegt in der Hofener Straße. Es handelt sich um die kürzlich barrierefrei aufgerüstete Bushaltestelle, die relativ weit in den Straßenraum hineinragt – und für viele Oeffinger buchstäblich ein Stein des Anstoßes ist.

Bislang wenig beteiligt an den Debatten war Stadtrat Paul Rothwein. Der CDU-Mann schritt dafür gleich zur Tat. Ohne Wissen der Stadt Fellbach stiftete der Bauunternehmer eine mobile Warnbake – und stellte sie an der Haltestelle auf. Paul Rothwein ging’s bei der Aktion weniger um einen Affront. Sondern um Gefahren-abwehr und Risikominderung. Denn die neue Haltestelle fällt nach Ansicht vieler Bürger im Gehwegbereich recht üppig aus.

Mit der Kritik am Bushalt steht der CDU-Mann nicht allein

Maurermeister Rothwein hat bei der Inspektion vor Ort natürlich gleich mal den Meterstab angelegt. Ergebnis: Die Haltestelle ragt mindestens 1,95 Meter in die Straße rein. Speziell ortsunkundige Auto- oder Lastwagenfahrer müssten womöglich riskante Ausweichmanöver hinlegen, um nicht auf dem Gehweg zu landen – oder gar einen auf den Bus wartenden Passagier zu erwischen. „Die Situation ist gemein-gefährlich“, urteilt der Stadtrat – weshalb er eine mobile Warnbake aus dem Fundus seiner Baufirma abgezweigt hat.

Mit der Kritik am Bushalt steht der CDU-Mann nicht allein. Auch andere Stadträte liegen auf Rothweins Wellenlänge. Im Verkehrsausschuss wetterten Fraktionskollege Jörg Schiller und der FW/FD-Stadtrat Peter Treiber jüngst über die „total überdimensionierte Haltestelle“. Die derart rüde geschimpfte Baudezernentin Beatrice Soltys und Tiefbauamtsleiter Thomas Stengel hielten in der Sitzung zwar tapfer dagegen: In Fellbach wolle man doch schließlich den öffentlichen Nahverkehr fördern, befanden sie. Da seien doch auch behindertengerecht ausgebaute Haltestellen nötig.

Wenig mit solchen Erklärungen anfangen kann Michael Baumann. Der Oeffinger ist vielmehr mächtig in Wallung. Das zeigt sein dreiseitiges Schreiben ans Rathaus, das er in Kopie an unsere Redaktion geschickt hat. Aufgelistet ist dort ein Mängelpunkt nach dem anderen – auch wenn Baumann versichert, dass er den Ausbau für seh- und gehbehinderte Personen befürwortet. „Aber warum macht man diese Bushaltestelle so breit?“, fragt er fassungslos. Die Station an der Lutherkirche in Fellbach für die Buslinie 60 sei „bei weitem nicht so groß dimensioniert wie die in der Hofener Straße“.

Auch zum Toilettenhäuschen für die Busfahrer direkt an der Haltestelle in der Hofener Straße hat Baumann eine Anmerkung

Wegen der schieren Größe seien die Randsteine der Bushaltestelle bereits mehrfach von Autos oder Lastwagen überfahren worden. „Zum Glück ist niemand dort gestanden und verletzt worden“, sagt Baumann. Ohnehin stellt sich für den KfZ-Fachmann die Frage, wie gehandicapte Mitbürger denn an die Haltestelle kommen. Nach Baumanns Erkenntnis wohnen im Oeffinger Gewerbeschwerpunkt deutlich weniger Menschen als in den Wohngebieten östlich der Daimlerstraße. „Die Wahrscheinlichkeit ist deutlich höher, dass dort jemand seh- oder gehbehindert ist. Allerdings müssen diese Personen mindestens eine Straße überqueren, ohne adäquaten Übergang.“ Baumann schlägt der Stadt deshalb vor, dass sie in diesen Straßen einen Überweg für Personen mit Handicap einrichtet. Besser noch eine Fußgängerampel mit Signalanlage.

Auch zum Toilettenhäuschen für die Busfahrer direkt an der Haltestelle in der Hofener Straße hat Baumann eine Anmerkung. „Wo soll der Bus halten? Sie glauben doch nicht, dass der Busfahrer von der Benzstraße in die Hofener Straße läuft, um seine Notdurft zu verrichten.“ Nein, dieser werde mit dem Bus zur Toilette fahren und entweder die Bushaltestelle oder die Einfahrt der Firma Dr. Fritsch blockieren.

„Stand jetzt“, so Baumann, wurden den Anwohnern fünf Parkplätze genommen, Fremd-Lastkraftwagen „parken weiterhin hier und nehmen weiter Parkplätze weg“. Baumanns geharnischtes Fazit: „Meiner Meinung nach geht es hier nicht um seh- beziehungsweise gehbehinderte Personen oder dass Personen mit Kinderwägen besser einsteigen können, sondern nur darum, dass Sie sich ein Denkmal gesetzt haben.“