Wie lange müssen die Bewohner des Egert noch warten? Foto: Horst Rudel

Noch ist offen, wann und ob überhaupt das ökologische Vorzeige-Wohngebiet an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen wird.

Esslingen - Wir arbeiten wirklich mit Hochdruck an einer Lösung.“ Vehement weist der in Esslingen für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zuständige Finanzbürgermeister Ingo Rust Spekulationen zurück, die Verwaltung lasse sich bei der Bearbeitung des Antrags des Jugendgemeinderats viel Zeit. Das Gremium hatte eine schnelle Anbindung des Wohngebiets Egert im Stadtteil Zell an den ÖPNV gefordert – und dafür im Technischen Ausschuss viel Zustimmung geerntet.

„Aber“, das betont Rust auch, „selbst wenn die vom Jugendgemeinderat vorgeschlagene provisorische Lösung möglich sein sollte, muss die Stadt die Voraussetzungen dafür schaffen.“ Dazu gehöre unter anderem, auf dem dann als Endhaltestelle dienende Lindenplatz im Egert ein Toilettenhäuschen für den Busfahrer zu bauen. Dazu brauche man eine Baugenehmigung.

Die Ruhezeiten könnten das Problem sein.

Das dauere zwar, sei aber möglich. Problematischer seien die vorgeschriebenen Ruhezeiten für die Fahrer. Der Jugendgemeinderat hatte gestoppt und festgestellt, dass die aktuellen Ruhezeiten der Busfahrer so lang seien, dass auch der Abstecher hinauf ins Wohngebiet Egert noch möglich sei, „wenn unsere Messungen zu einem ähnlichen Ergebnis kommen, werden wir eine Lösung nach der Sommerpause finden“, stellt Ingo Rust in Aussicht.

Klappe das nicht, heiße das aber nicht, dass die seit mehr als zehn Jahren existierende und als ökologisches Vorzeigeprojekt beworbene Siedlung dauerhaft ohne Busverbindung bleiben müsse. Schon in der Ausschusssitzung hatte Rust angekündigt, die Verwaltung arbeite gerade an einem umfassenden Projekt, um den ÖPNV in Esslingen deutlich attraktiver zu machen. Dabei werde auch an die Ausweitung des Busliniennetzes gedacht. Der Egert werde darin eine Rolle spielen.

Allerdings wird es wohl noch zumindest bis Ende des Jahres dauern, ehe die Verwaltung ihren Vorschlag für ein neues, erweitertes Liniennetz präsentieren kann. „Dafür brauchen wir externe Hilfe – und die muss uns der Gemeinderat zunächst genehmigen“, erläutert Rust. Noch vor der Sommerpause will er deshalb die in monatelanger Kleinarbeit erarbeiteten Eckpunkte für eine Reform und Erweiterung des ÖPNV-Angebots in Esslingen in den städtischen Gremien vorstellen.

Kürzerer Takt, mehr Busse, mehr Linien

„Wir müssen deutlich mehr tun, wenn wir einen Beitrag zum Erreichen unserer ehrgeizigen Klimaziele leisten wollen“, sagt Rust. Bei den Details hält er sich noch bedeckt. Klar sei aber, dass eine Taktverdichtung, der Einsatz größerer Busse und eben ein an die heutigen Bedingungen angepasstes Bus-Liniennetz neben vielen anderen kleineren Faktoren die Grundvoraussetzungen dafür seien, um mehr Menschen als bisher davon überzeugen zu können, ihr Auto in der Garage stehen zu lassen. Der Wille in der Verwaltung, etwas für den Egert zu tun, sei also da, sagt Rust.

Natürlich weiß aber auch er, dass eine solche Reform viel Geld kosten wird – und dass sie ohne die Zustimmung des für den ÖPNV zuständigen Landkreises Esslingen und des Verkehrsverbunds Stuttgart sich kaum wird finanzieren lassen. Auch auf Esslingen selbst werden höhere Kosten für den Busverkehr zukommen. „Da brauchen wir dann ein klares Bekenntnis des Gemeinderats zur Notwendigkeit des Ausbaus des öffentlichen Nahverkehrs“, sagt Rust. Sollte das ausbleiben und sollten sich die Pläne für ein Provisorium zerschlagen, könnte der Egert doch noch ziemlich lange ohne eine Busverbindung bleiben.