S-Bahn in der Innenstadt: Im vergangenen Jahr kamen die Züge oft verspätet. Foto: Michele Danze

Die S-Bahnen in Stuttgart und der Region sollen Anfang Februar wieder ihre frühere Pünktlichkeit erreichen. 2012 fuhren sie so viel Verspätung ein wie noch nie. Ab Mitte 2013 gilt für den Nah- und Fernverkehr wegen Stuttgart 21 ein ausgedünnter Fahrplan.

Stuttgart - Die S-Bahnen in Stuttgart und der Region sollen bis in zwei Wochen wieder ihre früheren Pünktlichkeitswerte erreichen. 2012 waren in der Hauptverkehrszeit 24,7 Prozent mehr als drei Minuten und 6,3 Prozent der Züge sogar mehr als sechs Minuten verspätet. Ab Mitte 2013 müssen Reisende aber bereits wieder mit Problemen rechnen. Dann wird wegen Stuttgart 21 der Fahrplan eingeschränkt.

Am Dienstag hat das Eisenbahn-Bundesamt (Eba) die bisher teilweise oder ganz gesperrten Gleise 8 und 10 im Hauptbahnhof wieder freigegeben. Die Aufsichtsbehörde hatte nach drei Entgleisungen an der Weiche Nummer 227 am 9. Oktober die (Teil-)Sperrung verfügt. Dadurch mussten Fern- und Regionalzüge von und nach Bad Cannstatt auf S-Bahn-Gleise ausweichen. Auf diesen aber gibt es so gut wie keine Kapazität mehr. Bei der Schnellbahn ging daher die Pünktlichkeit massiv in die Knie. Vor allem Pendler verpassen ihre Anschlüsse. Bei der jüngsten Befragung zur Zufriedenheit mit der S-Bahn-Pünktlichkeit vergaben die Nutzer im vierten Quartal 2012 nur noch die Schulnote 3,5. Für das Gesamtjahr lautet die Note 2,7.

Die Bundesbehörde Eba erlaubt der Bahn seit Dienstag, 18 Uhr, eine eingeschränkte Nutzung der Gleise 8 und 10. Zunächst dürfen dort aber nur gezogene Züge verkehren. Bei den Unfällen waren jeweils von einer Lok geschobene Wagen aus den für das Bahnprojekt Stuttgart 21 umgebauten Gleisen gesprungen. Seitdem wird die Frage erörtert, ob überlange Speisewagen und schlecht gewartete Puffer oder aber zu enge Gleisradien Auslöser der Unfälle waren. „Wir haben den Nachweis geliefert, dass wir das Gleisfeld den Gesetzen entsprechend umgebaut haben“, sagte Christian Becker, Leiter Vertrieb und Fahrplan der DB Netz AG, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz.

Stabilisierung der Pünktlichkeit auch ohne Notfahrplan

Die Bahn hatte dem Land am Dienstag einen Notfahrplan zugeleitet, mit dem die S-Bahn stabilisiert werden sollte. Zur Entlastung hätten vom Land bezahlte Nahverkehrszüge den Hauptbahnhof nicht mehr ansteuern sollen. Fahrgäste hätten in der Region umsteigen müssen. Nach der Teilfreigabe durch das Eba erwarte man eine „dramatische Stabilisierung der Pünktlichkeit“ auch ohne Notfahrplan. Ob Eingriffe noch nötig seien, werde man prüfen, so Becker.

Die Unpünktlichkeit der S-Bahn sei „in keiner Weise mehr akzeptabel“, sagte der Regionaldirektor Jürgen Wurmthaler bei der Pressekonferenz im Bahnhofsturm. Der Regionalverband bestellt und bezahlt die S-Bahn. Ein Wert von drei Minuten sei „beim Umsteigen wesentlich“, so Wurmthaler. Der Verband habe leider „keinen Einfluss auf die Leistung des Unternehmens Bahn“. Er erhält auch keine Entschädigungszahlungen, weil die Maximalstrafe von 62 000 Euro durch zum Beispiel gute Reinigungsleistungen kompensiert wird. Das S-Bahn-Chaos war am Mittwoch Thema im Verkehrsausschuss des Regionalverbands. Grüne und SPD forderten Entschädigungszahlungen.

S-Bahn-Navi im Internet und auf Smartphones

Die DB Regio AG fahre pro Werktag 720 S-Bahnen in einem „sehr engmaschigen System“, sagte S-Bahn-Sprecher Hans-Albrecht Krause. Vom 23. Januar an soll es im Internet (www.vvs.de) und auf Smartphones ein S-Bahn-Navi geben. Verspätungen und die Lage der Züge würden aktuell angezeigt. Krause kündigte technische Verbesserungen für den Innenstadttunnel an, die die Pünktlichkeit erhöhen sollen.

Von Jahresmitte an sollen im Hauptbahnhof alle Bahnsteige um 120 Meter von der Kopfbahnsteighalle abgerückt werden. So wird Platz für die Baugrube des Tiefbahnhofs geschaffen. Weil dazu jeweils zwei Gleise gesperrt werden, ändert sich der Fahrplan. Voraussichtlich werden dann nicht mehr alle Nahverkehrs- und Fernzüge den Hauptbahnhof erreichen. Die Station nutzen laut Sven Hantel, Leiter des Regionalbereichs Südwest DB Station und Service, täglich 240 000 Menschen. Weil durch den Umbau der bisherige S-Bahn-Abgang entfällt, werde sich der weiteste Weg vom Zug zur S-Bahn von heute 610 Metern und 8:50 Minuten auf 800 Meter und 11:10 Minuten verlängern. Umsteiger müssen durch die Klett-Passage. Dort könne es zu Staus auf den Treppen kommen. Laut Gutachten träten „gegenseitige Behinderungen“ der Reisenden auf, und „die Kapazität wird erreicht“.