Der Prototyp für den Umbau aller ET 423 entsteht zurzeit in Plochingen. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto: Michele Danze

Zwölf von 87 neuen S-Bahn-Zügen sind bereits auf der S 1 unterwegs. Wenn alle da sind, werden die bisher aktuellsten Fahrzeuge die betagten Züge auf der S 4, S 5 und S 6 ablösen. Außerdem baut die Bahn Bildschirme für Informationen und einige Hilfen für Behinderte ein.

Plochingen/Stuttgart - Die S-Bahnen des Modells ET 423 sind seit 1999 auf der S 1 und der S 3 unterwegs. Seit Ende April werden sie Zug um Zug durch die komplett neue Baureihe ET 430 ersetzt, die exklusiv für die Region Stuttgart entworfen wurde. Auch die S 2 wird in den Genuss des neuen Modells kommen, wo bisher ebenso wie auf der S 4, S 5 und S 6 noch die S-Bahnen der ersten Stunde verkehren. Dieses Trio soll ebenfalls etwas Neues bekommen, und zwar die ET 423, ergänzt um einige Neuerungen. „Wir wollen auf allen Linien den gleichen Standard bieten“, sagt Jürgen Wurmthaler vom Verband Region Stuttgart bei der Vorstellung des sogenannten Re-Designs am Dienstag in der S-Bahn-Werkstatt in Plochingen.

Sie sind auf rund 60 von 67 Metern Zuglänge durchgängig begehbar und verfügen im Gegensatz zu den alten ET 420 serienmäßig über Klimaanlagen. 2012 ließ die Bahntochter DB Regio bereits 16 Videokameras je Kurzzug an den Decken installieren. Sie übertragen die Bilder nicht, diese werden aber für 72 Stunden gespeichert. „Seitdem haben Vandalismusschäden deutlich abgenommen“, sagt Michael Zörner vom S-Bahn-Flottenmanagement. In Plochingen baut die Bahn zurzeit zusammen mit den Herstellern Bombardier und Alstom einen Zug als Prototyp für die anderen 59 um.

Auch die alten Züge werden modernisiert

Er bekommt nicht nur einen neuen Außenanstrich, sondern auch LED-Beleuchtung und acht Bildschirme im Innenraum, auf denen Fahrgäste Informationen bekommen sollen. Damit es nicht nur Fahrpläne, sondern sogenannte Echtzeit-Informationen geben kann, müssen die Züge mit einem Satelliten-Ortungssystem wie bei den neuen Zügen versehen werden. Dafür fehlt aber die Zulassung vom Eisenbahnbundesamt, die es nach Zörners Angaben frühestens 2014 geben wird. Bis dahin werden auf den neuen Displays doch nur Fahrpläne zu sehen sein, allerdings sogar auf etwas größeren Bildschirmen als beim ET 430 (17 anstatt 15 Zoll). Alle Züge bekommen neue Außenlautsprecher, damit die Ansagen des Fahrers, etwa die Türen freizugeben, öfter gehört werden. „Das könnte helfen, dass die Züge schneller wieder abfahren können und sich weniger verspäten“, hofft Zörner. Die Zielanzeige an der Seite wird künftig auf zwei Zeilen auch ein Zwischenziel nennen.

Außerdem umfasst die Neugestaltung einige Verbesserungen für Fahrgäste mit Handicap. So wird der Ausstieg gelb markiert und zusätzlich beleuchtet, um besser sichtbar zu sein. Der Türöffner wird in der Mitte markiert, damit Blinde ihn besser finden. Die Sprechstelle zum Fahrer wird nicht nur leuchten, sondern auch leise pfeifen, wenn die Taste gedrückt wird. Außen wird es eine Tastleiste zum Türöffner und ein akustisches Signal an der Tür geben.

Diese Neuerungen wird die Bahn bis 2015 in allen 60 Zügen einbauen – aber erst, wenn Ende dieses, Anfang nächsten Jahres alle neuen Züge da sind. In einer zweiten Stufe werden von 2019 bis 2021 neue Sitze eingebaut, und der Innenraum wird neu gestrichen. Alles zusammen lässt sich die Bahn 30 Millionen Euro kosten, also rund 500 00 Euro pro Zug – und ohne öffentliche Zuschüsse. Stolz zeigt sich S-Bahn-Chef Hans-Albrecht Krause auch darüber, dass der Umbau abgesehen vom Prototypen von eigenen Mitarbeitern in Plochingen gestemmt werden soll. Da die neuen ET 430 die ersten Jahre von Bombardier repariert werden, könne er so 16 Arbeitsplätze sichern. „Außerdem fließen rund zehn Prozent der 30 Millionen Euro über Aufträge in die heimische Wirtschaft“, sagt Krause. Für weitere 6,5 Millionen Euro hat die DB Regio ihre Werkstatt an den neuen Zug angepasst.