Die Schönbuchbahn soll zwischen Holzgerlingen (Bild) und Böblingen Foto: factum/Bach

Der Zweckverband Schönbuchbahn vergibt den Auftrag an den spanischen Zughersteller CAF für 51,3 Millionen Euro. Qualitätsprüfer begleiten die Produktion der Elektrowagen – das kostet zusätzlich 1,85 Millionen Euro.

Böblingen - Der Zeitplan ist nicht sportlich, er sei „mörderisch“, erklärte Reinhold Bauer, der Geschäftsführer des Zweckverbands Schönbuchbahn. In der Sitzung am Montag nannte er ein ganzes Bündel von Problemen beim Ausbau,

bei der Elektrifizierung und bei der Beschaffung neuer Elektrofahrzeuge. Die Beschaffung wurde einstimmig beschlossen, obwohl das Land keine Förderzusage gemacht hat. Beauftragt wurde der spanische Bahnhersteller CAF, der den Auftrag erhält, für den Zweckverband neun Fahrzeuge für 51,3 Millionen Euro zu bauen.

Die Rodungsarbeiten für den zweigleisigen Ausbau zwischen Böblingen und Holzgerlingen sollen im Januar beginnen, die Bagger im nächsten Frühjahr anrollen. Vom 1. August nächsten Jahres an bis zum 10. September 2018, zum Ende der Schulferien, muss der Abschnitt zwischen Böblingen und Holzgerlingen für die Schönbuchbahn gesperrt werden. Bis dahin sollen die Ausbauarbeiten abgeschlossen sein. Auf der Strecke werden Busse eingesetzt, die im 15-Minuten-Takt fahren. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2018 will der Zweckverband auf der Teilstrecke sowohl alte Dieselfahrzeuge, als auch möglicherweise gemietete Elektro-Bahnen einsetzen. „Wie das gehen wird, ist noch unklar“, sagte Bauer. Im Januar wolle er aber dem Gremium einen Vorschlag machen. Mit der Elektrifizierung auf der gesamten Route bis Dettenhausen im Landkreis Tübingen rechnen die Planer im Jahr 2020.

Hersteller soll bis Dezember 2020 liefern

Der Hersteller wird dazu verpflichtet, die neun neuen Elektrofahrzeuge im Dezember 2020 zu liefern, im Jahr darauf sollen sie dann zum Einsatz kommen, „spätestens aber im Frühjahr 2022“, versicherte der Landrat Roland Bernhard.

Die Firma CAF muss zudem für die Zulassung der Fahrzeuge sorgen, die ersten beiden sollen bereits im ersten Quartal des Jahres 2019 vom TÜV abgenommen werden. Während der gesamten Produktionszeit sind technische Berater des Zweckverbands im Einsatz, die den Fahrzeugbau kontrollieren und den Zeitplan überwachen. Der Aufwand dafür wird auf 1,85 Millionen Euro beziffert.

„Wir werden den Zeitplan konsequent einhalten, sonst könnte es noch teurer werden“, erklärte Bernhard. Auch poche der Zweckverband mit Nachdruck beim Land weiterhin auf einen Zuschuss beim Kauf der Fahrezeuge. Die Entscheidung darüber müsse so bald wie möglich fallen. Spätestens mit dem Landeshaushalt im nächsten Frühjahr müsse darüber Klarheit herrschen. So lange wolle man mit der Bestellung der Wagen bei dem Unternehmen CAF aber nicht warten. Dagegen hat das Land die Förderung der Elektrifizierung und des Ausbaus zugesagt. „Im Regierungspräsidium ist man derzeit dabei, Posten für Posten auf den Prüfstand zu stellen“, sagte Bauer. Bisher sind für den Ausbau und die Elektrifizierung insgesamt rund 94 Millionen Euro veranschlagt worden.

Zweckverband muss noch Grundstücke erwerben

Von der Stadt Böblingen muss der Zweckverband noch Grundstücke erwerben. Man sei aber in guten Verhandlungen, unterstrich Bernhard. Daneben fanden laufend Gespräche mit den Anliegerkommunen statt, weil auch neue Bahnübergänge nötig werden.

Böblingen muss zeitweise die Herrenberger Straße schließen und eine Umleitung einrichten. „Da sind noch Details zu klären, damit es nicht zu einem Verkehrschaos kommt“, betonte der Ehninger Bürgermeister Claus Unger, der Mitglied in der Zweckverbandsversammlung ist. Dieser gehört auch Wolfgang Lahl an, der Schultes von Weil im Schönbuch. Er warnte vor Engpässen bei der Schülerbeförderung mit Bussen. „Es wird trotz aller Bemühungen wohl Ärger geben“, sah Bauer voraus, „vor allem zu den Stoßzeiten.“ Möglicherweise müssten dann zusätzliche Busse fahren.