Thomas Eilrich hielt es für eine gute Idee, mit dem Pedelec zum Bahnhof zu pendeln. Doch da gibt es ein Problem. Foto: Malte Klein

Thomas Eilrich aus Filderstadt wollte ohne Auto im Alltag klarkommen. Doch weil er in Bernhausen immer wieder seinen Anschluss verpasst hat, hat er sich wieder eines gekauft. Selbst sein Pedelec hilft ihm nicht weiter, damit gibt es nämlich ein anderes Problem.

Filder - Wenn Thomas Eilrich zur Arbeit fährt, nimmt der 63-Jährige für den Anfang der Strecke das Auto. Das war nicht immer so. Denn bis vor drei Jahren fuhr er mit dem Bus um 6.52 Uhr von der Haltestelle Sielmingen Friedhof nach Bernhausen. Nach den sechs Minuten Fahrt kam er am S-Bahnhof Filderstadt an, stieg in die Bahn und fuhr nach Feuersee. Dort arbeitet er als Redakteur für Französisch beim Klett-Verlag. Doch so einfach war es nicht, der knappe Fahrplan kam ihm dazwischen. „Es war gerade im Winter eine Zitterpartie, ob ich die S-Bahn bekomme“, erinnert er sich. Denn in den kalten Monaten würden mehr Menschen den Bus nutzen, und so sei dieser immer wieder zu spät am Bahnhof Bernhausen angekommen. Dabei hatte Eilrich nur wenige Minuten Zeit, um von der Bushaltestelle zu den Gleisen zwei Etagen tiefer zu laufen. „Ich habe oft die S-Bahn verpasst“, sagt er. Hieß: eine halbe Stunde warten.

Der Rückweg war oft noch schlimmer

Die Rückfahrt nach Sielmingen sei oft noch schlimmer gewesen. „Manchmal haben andere Leute die Türen der S-Bahn blockiert.“ Auch sonst hätte die S-Bahn oft Verspätung gehabt. Doch wenn diese unten im Bahnhof um 16.57 Uhr ankommt und der Bus um 17.02 Uhr oben am Dr.-Peter-Bümlein-Platz nach Sielmingen abfährt, zählt jede Minute. „Vor allem abends war der Bus oft weg, wenn ich oben angerannt kam.“ Auch dann blieb ihm nur, zu warten oder ein Fußmarsch.

2016 reichte es Eilrich, er kaufte sich ein Auto, das er fast nur für die Fahrt zwischen dem Bahnhof in Filderstadt und zu Hause nutzt. Er sei in drei Jahren nicht mal 10 000 Kilometer gefahren. Tagsüber steht der Wagen im Pendler-Parkhaus in Bernhausen.

Er dachte, das Rad sei eine Alternative

Für den Sommer hatte er eine Alternative: das Pedelec. Dachte er. „Das habe ich in der Nextbike-Station am Bahnhof eingeschlossen. Da stand es sicher.“ Doch das geht nicht mehr. „Im November hat ein anderer Anbieter die Station übernommen. Parken ist dort nicht mehr möglich.“ Das bestätigt Lena Gillmeister, die persönliche Referentin des Filderstädter Oberbürgermeisters Christoph Traub.

Eilrich wollte sein Rad also in eine der Fahrradboxen am Bahnhof stellen. Ging aber auch nicht. „Es ist keine frei, und es gibt eine Warteliste dafür.“ Auf der anderen Seite rühmt sich Filderstadt, viel für den Radverkehr zu tun. Und die Gemeinde zählt zur Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg (AGFK). Doch wer mit einem hochwertigen Pedelec pendeln will, hat offenbar Probleme. Ein Hoffnungsschimmer: „Wir überlegen, ob wir mehr Fahrradboxen aufstellen“, sagt Gillmeister von der Filderstädter Stadtverwaltung und ergänzt: „Aktuell gibt es zehn, und sie sind sehr gefragt. Es stünden außerdem drei Leute auf der Warteliste.“

Es gibt einen Lichtblick

Doch wie wäre es mit anderen Umsteigezeiten, denn der Sielminger ist wohl nicht der Einzige mit diesem Problem? Für die Koordination der Verkehrsmittel ist der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) zuständig. „Die Problematik zu knapper Übergangszeiten von der S-Bahn auf die Busse in Bernhausen ist uns bekannt“, sagt Pia Scholz, die VVS-Sprecherin. Sie verstehe, dass Fahrgäste sich ärgerten, wenn sie wegen Bahnverspätungen den Bus nicht mehr erreichten. „Auch uns ist natürlich an einer durchgehenden, attraktiven Mobilitätskette inklusive ausreichender Übergangszeiten zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln gelegen.“ Allerdings sei das in der Praxis nicht einfach. „Die Busse müssen pünktlich von der S-Bahn-Station abfahren, um die Fahrgäste auf der Rückrichtung wieder pünktlich zur S-Bahn zu bringen.“ An den Endhaltestellen gebe es entweder keine oder nur sehr knappe Pufferzeiten oder sie müssten Anschlüsse erreichen.

Einen Lichtblick gibt es aber doch für Eilrich und andere Pendler, denn manche Busse könnten auf eine verspätete S-Bahn warten. „Wir werden noch mal das Gespräch mit den Busunternehmen und dem Landkreis als Aufgabenträger suchen.“ Auch in der anderen Richtung arbeite der VVS an einer Lösung mit dem Unternehmen Friedrich-Müller-Omnibus. Die könnte sein, dass Busse an der Endstation zwei Minuten früher losführen und dann eher in Bernhausen sind.