Auch auf der Internationalen Raumstation ISS soll es künftig Lachs-Carpaccio geben – zumindest an Feiertagen Foto: NASA

Ein italienischer Hersteller versorgt den Außenposten der Menschheit an Festtagen künftig mit allerlei Leckereien. Das bringt ein neues Lebensgefühl auf der Internationalen Raumstation ISS.

Mailand - Erster Gang: ein auf 121 Grad thermostabilisiertes Risotto mit Kurkuma. Hauptgang: ein Salat aus besonders eiweißreichen Quinoa-Samen mit Makrelenfilet. Als Beilage: Tomaten aus Apulien. Alles erhitzt in einer Art Mikrowelle, von der keine elektrische Strahlung ausgeht. Ob es sich dabei um das Weihnachtsmenü in der internationalen Raumstation ISS handelt, ist noch unklar. Doch David Avino würde sich „sehr freuen, wenn unsere Helden im All unser Menü an Weihnachten oder zum Jahreswechsel genießen könnten“.

Avino ist Generaldirektor des Unternehmens Argotec mit Sitz in Turin, das von der europäischen Raumfahrtbehörde Esa ausgewählt wurde, künftig das sogenannte „bonus food“ zu liefern, das in der Raumstation zu besonderen Anlässen serviert wird. Das Unternehmen Argotec hat sich auf die Ernährung im schwerelosen Raum spezialisiert – an einem Ort, an dem es keinen Herd gibt.

Für die Gerichte ist der italienische Koch Stefano Polato verantwortlich. Er entwickelt in der Laborküche von Argotec die Gerichte und experimentiert mit Gartechniken für das Weltraumlabor. „Wenn man an Essen im Weltraum denkt“, erzählt Polato, „dann denken doch die meisten Menschen an geschmacksintensiven, aber hässlich anzuschauenden Tubeninhalt oder Pillen.“ Er und seine Kochcrew beweisen aber, dass „man im All und in der Schwerelosigkeit auch ein echtes Curryhuhn und ein Lachs-Carpaccio genießen kann“.

Alle Zutaten für die ISS stammen aus Italien

Polato ist ein Fan von Slow-Food-Produzenten, die Bioqualität liefern. Kein Wunder, denn Turin ist die Heimatstadt der Feinschmeckervereinigung Slow Food, die auch in Deutschland viele Anhänger hat. Alles, was Polato und seine Mitarbeiter für die ISS an Essbarem zubereiten, stammt ausschließlich aus Italien und ist biologisch einwandfreie Ware. Doch muss er beim Entwickeln von Weltraumkost auf bestimmte Voraussetzungen achten. So wird beispielsweise so gut wie kein Salz genutzt, denn Salz befördert den Knochenschwund der Astronauten auf der ISS. Das Gemüse wird roh serviert – nachdem es in einem mit Aluminium beschichteten Kochbeutel mit einer frisch zubereiteten Gemüsebrühe überschüttet worden ist.

Alle Gerichte müssen, um den Metabolismus in Gang zu halten, schonend gegart werden. Garverfahren in der ISS nehmen viel Zeit in Anspruch, um möglichst wenig Hitze zu erzeugen. So werden tierische Produkte wie Fisch und Fleisch bei 65 Grad etwa 24 Stunden gegart. Und das in einem garantiert keimfreien Raum. Wie beim irdischen Dünsten, das ja auch einige Zeit dauert, bleiben sämtliche Zutaten auf diese Weise bissfest und werden doch angenehm zart. Doch die Gerichte werden nicht etwa auf Tellern serviert. In der Schwerelosigkeit würden sämtliche Zutaten eines Gerichts frei durch die ISS schweben. Jedes Gericht muss, was für irdische Feinschmecker nicht gerade ästhetisch wirkt, einen klebrig anmutenden Charakter haben, damit sämtliche Zutaten gebunden werden. Da die Gerichte in Tüten serviert werden, aus denen man die Italo-Weltraumkost in den Mund drückt, wird garantiert, dass keine Zutat entweicht und in der Schwerelosigkeit wieder eingefangen werden muss.

Nach dem Genuss der in den Turiner Gastrolabors entwickelten Gerichte für besondere Momente im All gibt es auf Wunsch auch Kaffee. Nicht irgendwelchen Kaffee natürlich, sondern echt italienischen Espresso. Die Espressomaschine des italienischem Unternehmens Lavazza sieht allerdings nicht aus wie entsprechende Maschinen, die man auch in deutschen Haushalten nutzt. Das viereckige Gerät wurde extra für den Weltraum entwickelt, womit Lavazza weltweit eine Espresso-im-All-Vorreiterrolle einnimmt.

Selbst an Espresso soll es künftig auf der ISS nicht mangeln

Der Apparat von der Größe einer Mikrowelle wiegt stolze 20 Kilogramm und passt sich den Bedingungen der Schwerelosigkeit an. Benutzt werden Kapseln, denn loses Kaffeepulver würde davonschweben. Tassen gibt es natürlich auch keine. Die Bewohner der Weltraumstation werden den italienischen Espresso aus Bechern trinken, die extra für den Einsatz im Weltall entwickelt wurden.

Argotec wird die Raumfahrer auch mit Trinkwasser versorgen. Nicht mir irgendwelchem Mineralwasser, sondern mit dem Nass aus dem italienischen Tal Val di Lanzo, das mit Silberpartikeln und Fluor veredelt wird, und das stolze 200 Euro pro Liter kostet – so viel wie die besten Weine Frankreichs.