Israelische Soldaten an der Grenze zum Gazastreifen Foto: dpa

Die Waffenruhe hielt kaum eine Stunde: Militante Palästinenser verschleppen ein israelischen Soldaten, Israel reagiert mit Angriffen. Nun schieben sich beide Seiten die Schuld zu.

Die Waffenruhe hielt kaum eine Stunde: Militante Palästinenser verschleppen ein israelischen Soldaten, Israel reagiert mit Angriffen. Nun schieben sich beide Seiten die Schuld zu.

Gaza/Tel Aviv - Militante Palästinenser haben im Gazastreifen einen israelischen Soldaten verschleppt. „Terroristen griffen israelische Streitkräfte an, die an einem Tunnel im Einsatz waren. Ein Soldat wurde vermutlich entführt“, teilte der israelische Militärsprecher Peter Lerner am Freitag über Twitter mit. Es handele sich um den 23-jährigen Leutnant Hadar Goldin. Ein ranghohes Hamas-Mitglied sagte der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu, der Soldat sei vor Inkrafttreten der Waffenruhe gefangen genommen worden. Israel widersprach: Die Aktion sei innerhalb der vereinbarten Waffenruhe durchgeführt worden.

Die Entführung des Soldaten nahe der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen löste neue heftige Kämpfe aus. Wie der Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums, Aschraf al-Kidra, mitteilte, wurden bei israelischen Angriffen 35 Palästinenser getötet und mehr als 100 verletzt. Militante aus dem Gazastreifen feuerten mindestens acht Geschosse auf Israel ab. Drei wurden von der Raketenabwehr abgefangen, die anderen landeten auf freiem Feld.

Israel erklärte die in der Nacht zuvor vereinbarte Waffenruhe im Anschluss an die Verschleppung für gescheitert. Der israelische Militärrepräsentant General Joav Mordechai habe den UN-Vermittler Robert Serry darüber informiert, gab das Regierungspresseamt bekannt. „Israel wird die Aggression der Hamas und anderer Terrororganisationen im Gazastreifen mit harten Maßnahmen beantworten“, sagte Mordechai dem UN-Diplomaten.

In einer Erklärung, die Serry am Freitag in New York veröffentlichte, verwies der UN-Vermittler auf die mutmaßliche Verantwortung der palästinensischen Seite. „Die UN ist nicht in der Lage, diese Berichte unabhängig zu bestätigen. Sollten sie sich aber bewahrheiten, würde dies eine schwere Verletzung des humanitären Waffenstillstands darstellen“, hieß es.