Israelische Soldaten ziehen sich aus dem Gazastreifen zurück. Foto: dpa

Die vergangenen Feuerpausen hatten sich als brüchig erwiesen, doch diese Waffenruhe hält - vorerst. Jetzt arbeiten die internationalen Vermittler daran, eine langfristige Vereinbarung zwischen Hamas und Israel zu erzielen.

Die vergangenen Feuerpausen hatten sich als brüchig erwiesen, doch diese Waffenruhe hält - vorerst. Jetzt arbeiten die internationalen Vermittler daran, eine langfristige Vereinbarung zwischen Hamas und Israel zu erzielen.

Gaza/Tel Aviv - Erstmals seit Ausbruch des Gaza-Kriegs vor einem Monat haben Israel und die militanten Palästinenser eine Waffenruhe eingehalten. Es habe bisher keine Verstöße gegeben, bestätigte eine israelische Armeesprecherin am Dienstagnachmittag. Israel zog noch vor Beginn der von Ägypten vermittelten dreitägigen Feuerpause um 8 Uhr Ortszeit alle Bodentruppen wieder aus dem Gazastreifen ab.

Nächstes Ziel ist jetzt eine längerfristige Vereinbarung. Dazu sollen Delegationen Israels und der Palästinenser indirekte Gespräche in Kairo führen. Nach Medienberichten garantierte Israel ranghohen Repräsentanten der Palästinenser in Gaza eine sichere Reise nach Kairo. Die einen Monat dauernde Offensive Israels hat im Gazastreifen schwere Verwüstungen hinterlassen. Tausende Menschen haben nach UN-Angaben keine Bleibe mehr. Rettungskräfte begannen am Dienstag damit, Leichen aus Trümmerhaufen zu bergen.

Nach Beginn der Waffenruhe begaben sich viele Bewohner des Gaza-Streifens zurück in ihre Wohnviertel. „Die Menschen beginnen, die UN-Schutzräume zu verlassen“, sagte der Sprecher des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Chris Gunness. Mit 267.970 Flüchtlingen in 90 UN-Schutzräumen sei „zum ersten Mal ein leichter Rückgang der Zahlen“ zu verzeichnen.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu äußerte sich zur Zerstörung von 32 Hamas-Tunneln im Grenzgebiet. „Es gibt keine hundertprozentige Erfolgsgarantie, aber wir haben alles getan, um das bestmögliche Resultat zu erzielen.“

Palästinenser wollen Israel vor dem Strafgerichthof sehen

Der palästinensische Außenminister Riad Malki traf sich am Dienstag mit Fatou Bensouda, Chefanklägerin beim internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, um Möglichkeiten einer Anklage Israels wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Krieg zu erörtern. Er kündigte an, dass Palästina noch in diesem Jahr die Mitgliedschaft beim Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) beantragen werde.

Humanitäre Organisationen wollen nun die Versorgung notleidender Palästinenser verbessern. Bei UN-Organisationen hieß es allerdings, sie benötigen dazu wegen der Zerstörungen auch mehr Finanzhilfe. Allein das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) gab den zusätzlichen Bedarf für humanitäre Hilfe in den kommenden drei Monaten mit 48 Millionen Dollar an (rund 36 Millionen Euro).

Wenige Minuten vor der offiziellen Waffenruhe feuerten militante Palästinenser noch etwa 20 Raketen auf israelische Städte wie Jerusalem, Beerscheva und Aschdod ab. Der militärische Arm der Hamas teilte mit, seine Kämpfer hätten damit Rache für Israels „Massaker“ im Gazastreifen üben wollen. Nach palästinensischen Angaben reagierte Israel mit Luftangriffen in Gaza und in Chan Junis.

Ban appelliert an Konfliktparteien

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüßte die Vereinbarung über die Feuerpause. In einer in New York herausgegebenen Erklärung rief er alle Parteien auf, sich an die 72 Stunden lange Waffenruhe zu halten.

Nach den Worten des israelischen Regierungssprechers Mark Regev entsprechen die Bedingungen der aktuellen Feuerpause jenen, die Ägypten bereits vor drei Wochen vorgelegt hatte. Die im Gazastreifen herrschende Hamas lehnte sie damals mit der Begründung ab, dass die Blockade des Gazastreifens durch Israel und Ägypten nicht aufgehoben werde.

Armeesprecher Peter Lerner kündigte an, Israel werde weiter auf Angriffe reagieren. „Wir werden Verteidigungspositionen aufrechterhalten.“ Die Bodenoffensive hatte am 17. Juli begonnen; zuvor waren Ziele aus der Luft angegriffen worden. Insgesamt habe die Armee seit dem 8. Juli 4800 Ziele in dem Palästinensergebiet angegriffen, sagte Lerner. Bei Kämpfen und Luftangriffen seien rund 900 militante Palästinenser getötet worden.

Laut UN waren acht von zehn getöteten Palästinensern Zivilisten. Insgesamt kamen nach Angaben des Gesundheitsministeriums mehr als 1860 Menschen ums Leben, knapp 10 000 wurden verletzt. Auf israelischer Seite starben 64 Soldaten und drei Zivilisten. Rund 100 verletzte Soldaten werden noch in Krankenhäusern behandelt.

Die israelische Armee habe bei ihren Angriffen etwa 3000 Raketen der Hamas zerstört, diese hätten während des Kriegs mehr als 3300 Raketen auf Israel abgefeuert, sagte Lerner. Damit verfügten sie etwa noch über 3000 Geschosse.