Nach israelischen Angaben ist der vermisste 23-jährige Soldat tot. Foto: EPA

Nach Angaben des israelischen Militärs ist der vermisste israelische Leutnant tot. Der 23-Jährige sei im Kampf gefallen. Außenminister Fran-Walter Steinmeier fordert indessen eine umfassende Lösung des Konflikts.

Nach Angaben des israelischen Militärs ist der vermisste israelische Leutnant tot. Der 23-Jährige sei im Kampf gefallen. Außenminister Fran-Walter Steinmeier fordert indessen eine umfassende Lösung des Konflikts.

Tel Aviv/Gaza-Stadt - Der entführt geglaubte israelische Leutnant Hadar Goldin ist nach Angaben des Militärs tot. Wie die israelischen Streitkräfte am frühen Sonntagmorgen mitteilten, starb Goldin am Freitag bei Kämpfen im Gazastreifen. Die Familie des Soldaten sei unterrichtet worden. Eine Kommission unter Leitung des Chefrabbiners der Streitkräfte habe am späten Samstagabend mitgeteilt, dass der Leutnant tot sei. Der Familie wurde nach Angaben des israelischen Onlineportals „Ynet“ erklärt, dass es an Ort des Geschehens genügend pathologische Erkenntnisse gab, um Hadar für tot zu erklären.

Massive Luftangriffe auf den Gazastreifen in der Nacht

Auch in der Nacht zum Sonntag gingen die Kampfhandlungen auf beiden Seiten weiter. Israel flog nach palästinensischen Angaben massive Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen, bei denen sieben Menschen getötet worden seien. Auch der Raketenbeschuss Israels wurde fortgesetzt.

Israel hatte mit einem massiven Armeeeinsatz nach dem Soldaten gesucht, den militante Palästinenser am Freitag im Gazastreifen entführt haben sollten. Ganze Truppenformationen durchkämmten im südlichen Gazastreifen Häuser und verdächtige Orte, unterstützt von massivem Artilleriefeuer.

Der bewaffnete Arm der Hamas, die Al-Kassam-Brigaden, bestritt am Samstagmorgen, den Soldaten in seine Gewalt gebracht zu haben. „Wir haben den Kontakt zu den an dem Überfall beteiligten Kämpfern verloren, und wir vermuten, dass sie alle bei dem (nachfolgenden israelischen) Bombardement getötet wurden“, hieß es in einer Mitteilung. Dabei sei wohl auch der Soldat ums Leben gekommen.

Nach Angaben des israelischen Militärs arbeitete die Einheit Goldins an der Zerstörung eines sogenannten „Terror-Tunnels“, als militante Palästinenser sie angriffen. Der unterirdische Gang reichte zwei Kilometer tief in israelisches Gebiet hinein. Die palästinensischen Kämpfer seien aus dem Tunnel heraus aufgetaucht und hätten den israelischen Trupp angegriffen, berichtete die „Jerusalem Post“. Demnach zündete einer von ihnen eine Sprengstoffweste, wie sie Selbstmordattentäter verwenden. Zwei israelische Soldaten wurden dabei getötet.

Goldin habe bei der Explosion direkt neben den beiden gestanden, sagte ein hoher israelischer Offizier nach Medienangaben vom frühen Sonntagmorgen.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Freitag eine harte Reaktion angekündigt. Die USA forderten die bedingungslose Freilassung des Soldaten.

2006 war der Soldat Gilad Schalit von einem Kommando unter Leitung der Hamas von israelischem Boden aus durch einen Tunnel in den Gazastreifen verschleppt worden. Er kam erst mehr als fünf Jahre später frei - im Tausch gegen mehr als 1000 palästinensische Häftlinge. Israel hat inzwischen eine Reihe dieser Freigelassenen wieder festgenommen.

"Wir sind dabei, die Zerstörung der Tunnel zu vollenden"

Netanjahu und die Hamas hatten vor dem Bekanntwerden der Nachricht vom Tod des Soldaten eine Fortsetzung der Kämpfe angekündigt. „Die Armee wird so lange im Einsatz sein, bis sie ihre Arbeit getan hat“, sagte Netanjahu am Samstag auf einer Pressekonferenz. Hamas-Sprecher Fawsi Barhum erklärte, der „bewaffnete Widerstand wird weitergehen, bis er seine Ziele erreicht hat“.

Eines der Hauptziele Israels, die Vernichtung der Angriffstunnel der Hamas, sei bald erreicht. „Wir sind dabei, die Zerstörung der Tunnel zu vollenden.“ Danach werde Israel die Lage neu bewerten und weitere Schritte entsprechend seinen Sicherheitsbedürfnissen unternehmen, fügte Netanjahu hinzu.

Steinmeier: Umfassende Lösung für den Gazastreifen

Unterdessen fordert Außenminister Frank-Walter Steinmeier für eine dauerhafte Waffenruhe eine umfassende Lösung für den Gazastreifen. „Der Status quo, das zeigen die immer wiederkehrenden militärischen Auseinandersetzungen der letzten Jahre, ist nicht haltbar“, schrieb der SPD-Politiker in einem Beitrag für die „Welt am Sonntag“.

Eine langfristige Lösung kann es nach den Worten des Außenministers nur geben, wenn die Waffen der Hamas in Gaza für Israel nicht mehr eine ständige militärische Bedrohung darstellten, und wenn die Menschen in Gaza auf eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen hoffen könnten. Steinmeier forderte eine Öffnung von Grenzübergängen unter internationaler Überwachung, damit der Waffenschmuggel unterbunden werde. Dazu solle eine EU-Grenzmission reaktiviert werden.

Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi rief die Konfliktparteien dazu auf, sich so schnell wie möglich einer früheren ägyptischen Waffenstillstandsinitiative anzuschließen. „Wenn wir Zeit verlieren, wird die Situation komplizierter“, erklärte er in Kairo. Eine palästinensische Delegation traf am Samstagabend zu möglichen Verhandlungen über eine Waffenruhe in Kairo ein. Hamas-Politiker gehören nach ägyptischen Angaben nicht zu der Gruppe.

Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden in Gaza seit dem 8. Juli mehr als 1700 Palästinenser getötet. Über 9000 Menschen wurden demnach verletzt. Laut UN-Nothilfeorganisation Ocha hat die Gewalt fast jeden vierten Einwohner im Gazastreifen in die Flucht getrieben. Mehr als 254 000 der 1,8 Millionen Palästinenser hätten Zuflucht in eine der 90 UN-Unterkünfte gesucht.

Auf israelischer Seite wurden mehr als 60 Soldaten und drei Zivilisten getötet.