Palästinenser liefern sich Straßenschlachten mit der Polizei im Flüchtlingscamp Shuafat. Foto: dpa

In Israel wächst die Angst vor einer neuen Intifada: Am Mittwochabend war ein Kleinbus im Westjordanland in eine Menschengruppe gefahren. Der Verursacher des mutmaßlichen Terrorakts flüchtete.

Jerusalem - Nach einer Serie von Anschlägen wächst in Israel die Angst vor einer neuen Intifada, einem Aufstand der Palästinenser. Bei einem weiteren mutmaßlichen Terrorakt wurden am Mittwochabend im Westjordanland drei israelische Soldaten verletzt, einer davon schwer.

Medienberichten zufolge rammte ein weißer Kleinbus Wartende an einer Schnellstraße nahe der Siedlung Gusch Etzion. Armeesprecher Peter Lerner bestätigte, dass es sich bei den Verletzten um Soldaten handelt.

Es wäre der zweite Anschlag auf Israelis binnen eines Tages und der vierte binnen zweier Wochen. Zuvor war am Mittwoch ein Palästinenser mit einem Kleinbus in zwei Menschengruppen gefahren und hatte einen Polizisten getötet. 13 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Der 38-jährige Attentäter ging anschließend mit einer Eisenstange auf seine Opfer los und wurde dann erschossen. Die radikal-islamische Hamas bekannte sich zu der Tat.

Am 29. Oktober hatte ein militanter Palästinenser den radikalen Tempelberg-Aktivisten Jehuda Glick niedergeschossen. Eine Woche zuvor raste ein Palästinenser in eine Straßenbahnhaltestelle in Ostjerusalem. Zwei Menschen starben, mehrere wurden verletzt.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu gab der Palästinenserführung eine Mitschuld an den jüngsten Anschlägen. Sie seien das Ergebnis der "Aufhetzung" durch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas "und seiner Partner bei der Hamas", sagte Netanjahu. "Wir führen einen Kampf um Jerusalem, und ich habe keine Zweifel, dass wir siegen werden", sagte Netanjahu weiter.

Israel baut in Jerusalem neue Wohnungen

Israels Präsident Reuven Rivlin sagte, Israel werde nicht aufhören, in Jerusalem neue Wohnungen zu bauen. Die USA und andere enge Verbündete Israels halten jedoch die Siedlungspolitik für eines der größten Hindernisse für einen Friedensschluss.

Der später erschossene Attentäter stammte aus dem Stadtteil Schuafat in Ostjerusalem. Dort brachen nach dem Anschlag neue Unruhen aus. Die Hamas bezeichnete den Fahrer als Helden, der darauf bestanden habe, "Angriffe auf die Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg und die Märtyrer des palästinensischen Volkes zu rächen". "Wir rufen zu weiteren Taten dieser Art auf", zitierte die Zeitung "Haaretz" einen Hamas-Sprecher. Der Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt ist sowohl Juden als auch Muslimen heilig.

Bei der letzten Intifada in den Jahren von 2000 bis 2005 waren bei Anschlägen mehr als 1500 Israelis getötet worden, aufseiten der Palästinenser gab es fast 3600 Todesopfer.

Der palästinensische Vertreter bei den Vereinten Nationen forderte vom UN-Sicherheitsrat die Verabschiedung einer israelkritischen Resolution. Der Rat solle die israelische Regierung aufrufen, alle "Aktivitäten und Provokationen" gegen heilige islamische Stätten einzustellen, sagte der permanente Beobachter für Palästina, Botschafter Rijad Mansur.