Rauch steigt nach einem Luftangriff auf Jericho im westlichen Gazastreifen auf. Foto: dpa/Fatima Shbair

Nachdem militante Palästinenser aus dem Gazastreifen sechs Raketen auf Israel abgefeuert haben, hat das Militär nun mit Luftangriffen unter anderem gegen eine Waffenfabrik reagiert.

Nach einer tödlichen Razzia im Westjordanland hat sich die Gewalt in Nahost wieder hochgeschaukelt. Nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen griff die israelische Luftwaffe in der Nacht auf Donnerstag mehrere Ziele in dem Palästinensergebiet an. Einen Tag zuvor war ein israelischer Militäreinsatz in der palästinensischen Stadt Nablus eskaliert. Elf Palästinenser wurden getötet, mehr als 100 nach palästinensischen Angaben verletzt.

Bei dem israelischen Angriff in der Nacht im Gazastreifen wurden nach Armeeangaben eine Waffenfabrik sowie ein Militärgelände der dort herrschenden radikalislamischen Hamas zerstört. Berichten aus dem Gazastreifen zufolge wurde niemand verletzt. Von den beiden Militärposten stiegen demnach Rauchsäulen auf. Mehrere Häuser in der Nähe seien leicht beschädigt worden.

Sechs Raketen auf Israel abgefeuert

Wenige Stunden zuvor hatten militante Palästinenser im Gazastreifen sechs Raketen auf Israel abgefeuert. Fünf Raketen seien abgefangen worden, eine Rakete sei in offenes Gebiet gefallen, teilte die israelische Armee mit. Offiziell bekannte sich zunächst keine palästinensische Gruppierung zu dem Angriff.

Ein Hamas-Sprecher sagte, die „bewaffneten Widerstandsgruppen im Gazastreifen sind das Schild und Schwert“ des palästinensischen Volkes. „Ihre Geduld ist am Ende.“ Die militante Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad teilte mit, dass die Angriffe eine Warnung an die israelische Regierung seien, ihre Aggressionen einzustellen, „da die Situation sonst explodieren und weiter eskalieren wird“.

Polizei ist in erhöhter Alarmbereitschaft

Ziel des tödlichsten Militäreinsatzes seit Jahren am Mittwoch im besetzten Westjordanland war israelischen Angaben zufolge die Festnahme von drei Terrorverdächtigen. Dabei sei es zu heftigen Konfrontationen mit bewaffneten Palästinensern gekommen. Die Einsatzkräfte seien unter Beschuss geraten und hätten mit Schüssen geantwortet. Insgesamt dauerte das Feuergefecht rund vier Stunden. Unter den Toten waren palästinensischen Angaben zufolge auch ein 72-Jähriger sowie ein 16-Jähriger.

Im Westjordanland und Ost-Jerusalem wurde am Donnerstag wegen der Razzia zu einem Generalstreik aufgerufen. Betroffen sind den Behördenangaben zufolge Schulen, Universitäten, Geschäfte, Banken und der öffentliche Nahverkehr. Die israelische Polizei sagte, sie sei in erhöhter Alarmbereitschaft.

Keine Entspannung absehbar

Die Sicherheitslage in Israel und den Palästinensergebieten ist seit langem extrem angespannt. Seit Beginn des Jahres wurden zehn Israelis und eine Ukrainerin in Zusammenhang mit palästinensischen Anschlägen getötet. Im gleichen Zeitraum kamen 61 Palästinenser ums Leben - sie wurden etwa bei Konfrontationen mit der israelischen Armee oder nach eigenen Anschlägen erschossen. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden noch nie seit dem Jahr 2000 so viele Palästinenser in den ersten zwei Monaten eines Jahres getötet.

Bereits nach einer tödlichen Razzia in der palästinensischen Stadt Dschenin vor wenigen Wochen war die Lage eskaliert. Zehn Palästinenser wurden getötet, darunter auch mindestens eine Zivilistin. Nur einen Tag später erschoss ein palästinensischer Attentäter bei einer Synagoge in Ost-Jerusalem acht Menschen - es war der schwerste Anschlag seit 2008.

Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute mehr als 600 000 israelische Siedler. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.