Die Feuerpause im Nahen Osten scheint zunächst zu halten. Foto: dpa

Mehrmals haben es die Konfliktparteien schon vergeblich versucht, diesmal stimmt der erste Tag der Feuerpause hoffnungsfroh. Bisher hält man sich an die Waffenruhe. Das schürt weitere Hoffnung auf eine langfristige Lösung bei indirekten Gesprächen zwischen Palästinensern und Israelis in Kairo.

Mehrmals haben es die Konfliktparteien schon vergeblich versucht, diesmal stimmt der erste Tag der Feuerpause hoffnungsfroh. Bisher hält man sich an die Waffenruhe. Das schürt weitere Hoffnung auf eine langfristige Lösung bei indirekten Gesprächen zwischen Palästinensern und Israelis in Kairo.

Tel Aviv/Washington - Eine von Ägypten vermittelte Waffenruhe zwischen Israel und militanten Palästinensern ist bis zum Mittwochmorgen offensichtlich eingehalten worden.

Ägypten habe vorgeschlagen, angesichts der Fortschritte bei den Verhandlungen in Kairo die dreitägige Feuerpause um zwei Tage zu verlängern, berichtete das israelische Onlineportal „Ynet“ unter Berufung auf einen libanesischen Fernsehsender. Nach vier Wochen Gaza-Krieg hatte am Dienstag um 8 Uhr (Ortszeit/7 Uhr MESZ) die Waffenruhe begonnen.

Mitglieder der israelischen Delegation, die am Dienstagabend in Kairo eingetroffen war, haben bereits an früheren Verhandlungen über Waffenruhen in der ägyptischen Hauptstadt teilgenommen, berichteten israelische Medien am frühen Mittwochmorgen. Auch der Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Bet sei vor Ort. Die israelischen Vertreter werden sich mit ägyptischen Vertretern treffen, die die indirekten Verhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern führen. Ziel ist es, einen Rahmen für eine dauerhafte Waffenruhe auszuhandeln.

Die USA werden nach Angaben der Regierung in Washington vermutlich an geplanten Gesprächen in Kairo über eine dauerhafte Nahost-Waffenruhe teilnehmen. Das sagte Außenamtssprecherin Jen Psaki am Dienstag in Washington. Man müsse aber noch entscheiden, „auf welcher Ebene, in welcher Funktion und wann“ eine US-Delegation dabei sein werde. Man sei mit Israel und Ägypten darüber im Gespräch.

US-Außenminister John Kerry sagte dem britischen Fernsehsender BBC, die Gespräche in Kairo müssten Wegbereiter für breiter angelegte Verhandlungen in Richtung auf eine Zwei-Staaten-Lösung sein, um einen dauerhaften Frieden in der Region zu sichern.

„Ich hoffe, dass es gelingt, die Feuerpause zu verlängern und verstetigen, damit das unendliche Leid der Zivilbevölkerung endlich ein Ende hat“, erklärte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in Berlin. „Die Bilder der vielen getöteten und verletzten Kinder sollten ein Weckruf für alle sein.“ Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüßte die Vereinbarung der Feuerpause.

Die einen Monat dauernde Offensive Israels hat im Gazastreifen schwere Zerstörungen hinterlassen. 65.000 Menschen haben nach UN-Angaben keine Bleibe mehr. Rettungskräfte begannen am Dienstag damit, Leichen aus Trümmerbergen zu bergen.

Der palästinensische Außenminister Riad Malki traf sich mit Fatou Bensouda, Chefanklägerin beim internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, um Möglichkeiten einer Anklage Israels wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Krieg zu erörtern. Er kündigte an, dass Palästina noch in diesem Jahr die Mitgliedschaft beim Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) beantragen werde.

Nach Beginn der Waffenruhe strömten viele Bewohner des Gazastreifens zurück in ihre Wohnviertel. „Die Menschen beginnen, die UN-Schutzräume zu verlassen“, sagte der Sprecher des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Chris Gunness. Mit 267 970 Flüchtlingen in 90 UN-Schutzräumen sei „zum ersten Mal ein leichter Rückgang der Zahlen“ zu verzeichnen. Humanitäre Einrichtungen wollen nun die Versorgung notleidender Palästinenser verbessern.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu begrüßte die Zerstörung von 32 Hamas-Tunneln im Grenzgebiet. „Es gibt keine hundertprozentige Erfolgsgarantie, aber wir haben alles getan, um das bestmögliche Resultat zu erzielen.“

Wenige Minuten vor der offiziellen Waffenruhe feuerten militante Palästinenser noch etwa 20 Raketen auf israelische Städte wie Jerusalem, Beerscheva und Aschdod ab. Der militärische Arm der Hamas teilte mit, seine Kämpfer hätten damit Rache für Israels „Massaker“ im Gazastreifen üben wollen. Nach palästinensischen Angaben reagierte Israel mit Luftangriffen in Gaza und in Chan Junis.

Nach den Worten des israelischen Regierungssprechers Mark Regev entsprechen die Bedingungen der aktuellen Feuerpause jenen, die Ägypten bereits vor drei Wochen vorgelegt hatte. Die im Gazastreifen herrschende Hamas lehnte sie damals mit der Begründung ab, dass die Blockade des Gazastreifens durch Israel und Ägypten nicht aufgehoben werde.

Armeesprecher Peter Lerner sagte, Israel werde weiter auf Angriffe reagieren. „Wir werden Verteidigungspositionen aufrechterhalten.“ Die Bodenoffensive hatte am 17. Juli begonnen; zuvor waren Ziele aus der Luft angegriffen worden. Insgesamt habe die Armee seit dem 8. Juli 4800 Ziele in dem Palästinensergebiet angegriffen, sagte Lerner. Bei Kämpfen und Luftangriffen seien rund 900 militante Palästinenser getötet worden.

Nach UN-Angaben waren acht von zehn toten Palästinensern Zivilisten. Insgesamt kamen nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums mehr als 1860 Menschen ums Leben, knapp 10 000 wurden verletzt. Auf israelischer Seite starben 64 Soldaten und drei Zivilisten. Rund 100 verletzte Soldaten werden noch in Krankenhäusern behandelt.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen könnte noch in dieser Woche über eine Resolution zum Gaza-Konflikt entscheiden. „Wir diskutieren gerade auf Fachebene über das Papier“, sagte Großbritanniens UN-Botschafter Mark Lyall Grant, der den Rat in diesem Monat führt, in New York.

Die Ermordung von drei israelischen Jugendlichen im Juni im Westjordanland und eines 16-jährigen Arabers bei Jerusalem kurz darauf hatte eine Gewaltspirale in Gang gesetzt, die ein Auslöser für den jüngsten Gaza-Krieg war. Im Fall der getöteten Israelis ist ein verdächtiger Palästinenser aus Hebron bereits vor drei Wochen gefasst worden, meldete die israelische Nachrichtenseite „ynet“ am Dienstag nach Aufhebung einer Nachrichtensperre. Er habe demnach versucht, mit gefälschten Papieren nach Jordanien zu fliehen. Hussam Kawasme habe während eines Verhörs gestanden, der Kopf der Gruppe gewesen zu sein. Seine mutmaßlichen Komplizen, Marwan Kawasme und Omar Abu Ajschah, seien auf der Flucht.