Die Polizei hat verhindert, dass Nationalisten mit Israel-Flaggen durch arabische Viertel von Jerusalem laufen. Foto: dpa/Ariel Schalit

Radikale Palästinenser haben erneut Raketen auf Israel abgefeuert. Vorher hatten israelischen Nationalisten versucht, mit Flaggen durch Jerusalem zu marschieren.

Die angespannte Lage in Israel heizt sich weiter auf. In der Nacht auf Donnerstag feuerten radikale Palästinenser im Gazastreifen erneut Raketen nach Israel. Ein Geschoss schlug auf einer unbebauten Fläche in der südisraelischen Stadt Sderot ein, das zweite flog nicht weit und landete in Gaza selbst, wie Israels Armee mitteilte. Am frühen Donnerstagmorgen flog Israels Luftwaffe zur Vergeltung mehrere Angriffe auf militärische Einrichtungen im Gazastreifen, darunter nach Armeeangaben auf eine unterirdische Anlage zur Produktion von Raketenantrieben. „Dies wird die Kapazitäten zur Herstellung von Raketen in Gaza erheblich beeinträchtigen“, teilte die Armee mit.

 

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Der jüngsten Eskalation waren Tage voller Unruhen und gewaltsamer Übergriffe in Jerusalem vorausgegangen. Seit Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan Anfang April, schon in früheren Jahren eine Zeit erhöhter Spannungen, geraten Palästinenser und israelische Polizisten in Jerusalem immer wieder aneinander, vor allem vor der Al-Aksa-Moschee, dem drittwichtigsten Heiligtum im Islam.

Während Zehntausende Muslime friedlich in und vor der Moschee beteten, hatten sich manche junge Männer offenbar gezielt auf Konfrontationen vorbereitet: Videos und Fotos zeigen vermummte Männer, die in der Moschee Steine anhäufen und auf dem Vorplatz des Gotteshauses Feuerwerkskörper zünden. Dazu kam es in den vergangenen Tagen zu mehreren gewaltsamen Übergriffen auf Juden: Einige Palästinenser warfen Steine auf israelische Busse, andere griffen ultraorthodoxe Juden in der Jerusalemer Altstadt an.

Polizisten dringen in die Moschee ein

Auf der anderen Seite gingen auch manche israelische Polizisten brutal vor: Videos zeigen Beamte, die mit Knüppeln auf offenbar unbewaffnete Männer und Frauen einprügeln, darunter auch Fotojournalisten. Zudem drangen die Polizisten mehrfach in die Moschee ein, in den Augen vieler Muslime eine Provokation. Am vergangenen Wochenende wurden bei den Zusammenstößen nach palästinensischen Angaben über 150 Menschen verwundet, nach israelischen Angaben zudem mehrere Polizisten.

Darüber hinaus hatte eine kleine, radikale jüdische Gruppierung vor einigen Tagen dazu aufgerufen, anlässlich des jüdischen Pessachfestes, das vorigen Freitag begann, ein Lamm auf dem Tempelberg zu opfern, auf dem einst der jüdische Tempel gethront hatte und heute die Al-Aksa-Moschee steht. Etliche Palästinenser verbreiteten die Nachricht in den sozialen Medien und interpretierten sie als weiteren Beleg für das haltlose, unter Palästinensern jedoch populäre Gerücht, Israel wolle aus der Al-Aksa-Moschee eine jüdische Stätte machen.

Auf dem Areal des Tempelbergs gilt ein sensibler Status quo

Die Klagemauer am Tempelberg, der letzte Überrest des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem, gilt als wichtigste Stätte des Judentums. Seitdem Israel Ostjerusalem einschließlich der heiligen Stätten 1967 von Jordanien eroberte, gilt auf dem Areal der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg ein sensibler Status quo: Israelische Polizisten sind für die Sicherheit der Stätte verantwortlich, verwaltet wird sie aber von einer jordanisch-muslimischen Stiftung. Juden dürfen das Areal besuchen, dort aber nicht beten – was manche rechte Aktivisten nicht davon abhält, es zu versuchen.

Zusätzlich aufgeheizt wurde die Lage in Jerusalem am Mittwoch von mehreren Hunderten israelischen Nationalisten, die versuchten, mit israelischen Flaggen durch die arabischen Viertel der Jerusalemer Altstadt zu marschieren. Die israelischen Behörden hatten den Flaggenmarsch verboten, und Polizisten stoppten die Marschierer nach wenigen Minuten.

Anführer der Hamas droht

Der Anführer der islamistischen Hamas im Gazastreifen, die von westlichen Staaten als Terrororganisation eingestuft wird, nahm den versuchten Marsch zum Anlass für weitere Drohungen. „Wir sind erst am Beginn des Kampfes“, verkündete der Hamas-Chef Ismail Hanija. „Ebenso, wie wir den sogenannten Flaggenmarsch besiegt haben, werden wir die Politik des Eindringens (in die Al-Aksa-Moschee) besiegen.“