Gedankenspiele: ein Holzturm auf dem Hasenberg Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Geht es nach der Initiative Stadtraum West und den Bezirksvorstehern von West und Ost, soll der Hasenberg zum Naherholungsgebiet werden. Am Sonntag gab es einen Vorgeschmack.

Picknickdecken und Hängematten malen bunte Sprenkel ins Grün, vom Kaffeewägele aus zieht ein appetitlicher Duft auf heran. Ja, der Sonntag ist ein Vorgeschmack darauf, wie es sein könnte auf dem Hasenberg. Noch verirren sich vor allem Nachbarn und Eingeweihte in den lang gestreckten Park hoch oben auf dem Berg, der Stuttgart-West und -Süd trennt. Seit einiger Zeit jedoch schwelt der Plan, das ringsherum zugewucherte Areal „aus dem Dornröschenschlaf zu wecken“, wie Bernhard Mellert, der Bezirksvorsteher West, sich ausdrückt.

Bis 1930 gab es mehr als 1000 Sitzplätze in mehreren Gastwirtschaften

Das Ansinnen treibt die Initiative Stadtraum West voran, mit Unterstützung von Bernhard Mellert sowie Raiko Grieb, dem Bezirksvorsteher aus Süd. Die Gruppierung hat am Sonntag die Kulturveranstaltung „Out in the Green“ ausgerichtet, um für den Hasenberg als Naherholungsgebiet zu werben und zu zeigen, was rund um den Blauen Weg, die Aussichtsplattform am Wasserwerk oder das Hauff-Denkmal drin wäre. Eckhard Ernst, Architekt aus der Initiative, könnte sich allerhand vorstellen. „Ein großes Thema ist die Gastronomie“, sagt er. Bis 1930 habe es hier oben mehr als 1000 Sitzplätze in mehreren Gastwirtschaften gegeben, sagt er und schaut zu den Grundmauern des ehemaligen Jägerhauses. Anbieten würde sich ein Lokal aus seiner Sicht allemal, denn „hier ist eigentlich die beste Aussicht in Stuttgart“.

Gedankenspiele stehen bei „Out in the Green“ im Fokus. Der Architekt Thomas Fadini hat sich im Rahmen seiner Bachelorarbeit dem Hasenberg angenähert. Zentrale Idee: den von den Nazis gesprengten Turm als Holzkonstruktion wiederaufbauen und zu einem prägnanten Ausguck zu machen, außerdem dort, wo einst das Jägerhaus war, einen Multifunktionsraum, „den sich die Bürger aneignen können“, und eine kleine Gastronomie errichten. Außerdem, so Thomas Fadini, würde sich das abschüssige Gelände für eine Freilichtbühne eigenen.

Ideen sind üppig vorhanden, was fehlt, sind Geld und grünes Licht aus dem Rathaus

Das Interesse der Menschen am Hasenberg ist groß. An einer Führung zu den Skulpturen von Otto Herbert Hajek nehmen gut 50 Personen teil. Auch der 2005 verstorbene Künstler und dessen leer stehende Villa, um die seit Jahren gezankt wird, spielen in den Träumen der Hasenberg-Aktivisten eine zentrale Rolle. In der Villa könnte sich Eckhard Ernst Räume für Kunststipendiaten, ein kleines Museum und ein Café vorstellen.

Die Ideen sind also üppig vorhanden, was fehlt, sind Geld und grünes Licht aus dem Rathaus. Laut Eckhard Ernst gibt es „einstimmige und begeisterte Beschlüsse“ der Bezirksbeiräte, in einem nächsten Schritt soll das Thema bei der Verwaltung und im Gemeinderat platziert werden. Das Fest soll helfen, „das alles in den nächsten Doppelhaushalt zu hieven“. Zugeständnisse von OB Frank Nopper, der am Sonntag ebenfalls gekommen ist, gibt es indes nicht, obwohl er voll des Lobes ist. Hier oben könne man einen „typisch stuttgarterischen Panoramablick“ genießen, zudem gebe es die höchste Villendichte der Stadt. Der Hasenberg sei fantastisch, aber wenig bekannt. Daher begrüße er das Ansinnen, das Areal zu beleben. Der Bezirksvorsteher Bernhard Mellert stellt indes klar: „Wir zählen auf Ihre Unterstützung.“