Foto: Gottfried Stoppel/Gottfried Stoppel

Auf Facebook gibt es Beschwerden über Müll und Fäkalien am renaturierten Remsabschnitt zwischen Winterbach und Remshalden – den Behörden ist nichts bekannt.

Winterbach - Kleine Kinder planschen im seichten Wasser, Jugendliche sonnen sich auf den Steinen am Ufer der renaturierten Rems zwischen Winterbach und Remshalden. Wer an diesem heißen Julitag hier vorbeikommt, dem fallen aber auch Chipstüten und Pappbecher auf, die im Gras liegen. Von Fäkalien, Windeln und Kondomen schreibt gar jemand auf Facebook: „Jede freie Ecke wird als WC benützt“, heißt es da.

Mehr Müll in der Natur

„Ob es stimmt oder nicht, ist auf Facebook immer die Frage“, sagt Sven Müller, der Winterbacher Bürgermeister. Er könne das weder bestätigen noch dementieren. Er habe jedoch schon von Beschwerden wegen Wildpinkelns gehört, außerdem hätten Leute Zweifel daran geäußert, dass am renaturierten Remsabschnitt das Abstandsgebot eingehalten werde. Von einer zunehmenden Vermüllung am Fluss sei ihm noch nichts zu Ohren gekommen, aber: „Durch das Coronavirus sind momentan viele Menschen draußen in der freien Natur unterwegs und manche vergessen dabei ihre gute Kinderstube und lassen einfach ihren Müll liegen“, so der Bürgermeister. An vielen Ausflugszielen falle derzeit eine erhöhte Müllmenge auf. Zusätzliche Mülleimer, das zeige die Erfahrung, brächten da jedoch leider wenig.

Beim Landesbetrieb Gewässer beim Regierungspräsidium Stuttgart, der für die Unterhaltung der Rems zuständig ist, sind bisher keine Beschwerden eingegangen – abgesehen von einer Meldung über eine provisorische Grillstelle. „Das Gelände wurde zeitnah vom Landesbetrieb gesäubert“, teilt das Regierungspräsidium (RP) mit. Grundsätzlich sei die Umgestaltung der Rems im Sinne einer ökologischen Verbesserung erfolgt. „Oberstes Ziel ist es daher, einen weitestgehend natürlichen Zustand zu erreichen“, erklärt die Behörde. Das sei gelungen: „Bewuchs kommt von alleine auf, Kiesbänke lagern sich nach kleineren Hochwässern immer wieder um, es gibt strömende und ruhigere, flache und tiefere Bereiche. Für uns ist es daher wichtig, diese wertvollen Bereiche auch zu schützen.“

Flüsse können stark mit Keimen belastet sein

Die zwei Zugänge zur Rems bedeuteten darum einen Kompromiss zwischen den Zielen der Renaturierung und dem Bedürfnis der Menschen die Natur zu erleben. „Wir gehen davon aus, dass diese Möglichkeit von den Besuchern in eigener Verantwortung wahrgenommen wird“, so das RP. Es sei folglich nicht geplant, einen offiziellen Badebetrieb mit der nötigen Infrastruktur wie Duschen, Toiletten oder Umkleiden zu schaffen. Gleichwohl sei das Baden grundsätzlich gestattet, der renaturierte Bereich ist kein Naturschutzgebiet.

Allerdings: „Nahezu alle Kommunen in Baden-Württemberg entwässern in nahe gelegene Flüsse,“ erklärt das RP. Auch vom renaturierten Remsabschnitt ist die Kläranlage nicht weit entfernt. Flüsse könnten daher „zum Teil sehr hohe Konzentrationen an mikrobiologischen Verunreinigungen durch Krankheitserreger aufweisen.“ Vor diesem Hintergrund rate das Landesgesundheitsamt vom Baden in Fließgewässern ab.