Die Feuerwehrleute in Göppingen sind stets bereit – ihre Kommandanten eher nicht. Foto: FACTUM-WEISE

Der ehemalige Feuerwehr-Kommandant bereitet der Stadt eine teure Überraschung. Diese will den Ärger wenn möglich weiterleiten. Ob das klappt, ist offen.

Göppingen - Gerade eben schien es noch so, als sei die Sache endlich ausgestanden – und schon ist wieder alles ganz anders: Der ehemaliger Göppinger Feuerwehr-Kommandant Harald Knobloch hat nämlich Berufung gegen ein Urteil des Amtsgerichts Augsburg eingelegt. Dies führt nun dazu, dass die Stadt Göppingen weiterhin die – wenn auch reduzierten – Bezüge des seit September 2015 suspendierten Kommandanten bezahlen muss. Denn bis es ein rechtskräftiges Urteil gibt, steht Knobloch in einem Dienstverhältnis mit der Stadt. Im Rathaus ist man über diese Entwicklung alles andere als erfreut und denkt Insidern zufolge darüber nach, zu versuchen, sich das Geld aus Augsburg zurückzuholen. Die Göppinger werfen der Stadt vor, sie nicht über Ermittlungen gegen Knobloch informiert zu haben.

Wie berichtet, hat das Amtsgericht den ehemaligen Göppinger Kommandanten, der zuvor in Augsburg angestellt gewesen war, jüngst wegen Untreue zu einen Jahr und sieben Monaten auf Bewährung verurteilt. Das verhältnismäßig milde Urteil geht auf eine Absprache mit der örtlichen Staatsanwaltschaft zurück, nach der Knobloch einräumte, in 69 Fällen Privat-Bestellungen auf Kosten der Augsburger Feuerwehr aufgegeben zu haben.

Stadt sucht inzwischen einen Nachfolger

Im Göppinger Rathaus atmete man auf, als Mitte Mai das Urteil fiel. Denn nun, so glaubte man, könne man endlich das Dienstverhältnis beenden und einen neuen Kommandanten für die Feuerwehr suchen, die seit Jahren immer wieder Pech mit ihren Führungskräften hat. Knoblochs Vorgänger etwa lag mit einem Großteil seiner Mitarbeiter im Clinch, die Stadt musste die Zusammenarbeit schließlich beenden. Immer wieder musste in den vergangenen Jahren der eigentlich ehrenamtliche Stellvertreter des jeweiligen Kommandanten, Peter Melzer, die Feuerwehr führen.

Inzwischen hat die Kommune die Stelle bereits erneut ausgeschrieben. Wie der Oberbürgermeister Guido Till ankündigte, suche man „eine herausragende Persönlichkeit“, die die Feuerwehr wieder in ruhiges Fahrwasser bringe. Die Stadt wird also in absehbarer Zeit doppelt bezahlen müssen: den neuen Kommandanten und den alten. Denn bis der Fall vor dem Augsburger Landgericht in die nächste Runde geht, wird wohl noch einige Zeit verstreichen.

Die Stadt Augsburg hat Göppingen offenbar nicht über Ermittlungen informiert

Das Amtsgericht hat auf Nachfrage bestätigt, dass Knobloch und auch die Staatsanwaltschaft ihren Deal aufgekündigt und beide Seiten Berufung eingelegt haben. Die jeweilige Begründung liege dem Gericht aber noch nicht vor. Bis die Akten ans Landgericht gehen, würden voraussichtlich zwei Monate vergehen und dann müsse das Landgericht einen neuen Verhandlungstermin anberaumen. Wann der Prozess stattfinde, sei nicht absehbar.

Im Göppinger Rathaus ist man es nun offenbar leid, für einen Kommandanten zu bezahlen, der nur wenige Monate in der Stadt tätig war. Insidern aus dem Gemeinderat zufolge, spielt die Stadtspitze mit dem Gedanken, die Stadt Augsburg jetzt auf Schadenersatz zu verklagen. Denn als Knobloch im März 2015 seinen Dienst in Göppingen antrat, war seinem früheren Arbeitgeber bereits bekannt, dass gegen ihn ermittelt wurde – schließlich hatte die Stadt Augsburg ihn selbst bei der Polizei angezeigt.

Stadträte vermuten, dem Kommandanten geht es ums Geld

„Eigentlich ist es in so einem Fall normal, dass eine Stadt die andere auf so ein Verfahren hinweist“, berichtet ein Stadtrat. Das sei in anderen Fällen auch so gehandhabt worden. Die Augsburger hätten die Göppinger mit Knobloch hingegen schlicht und einfach „reingelegt“. Der Gemeinderat stehe deshalb einstimmig hinter dem Vorhaben der Stadt, gegen Augsburg vorzugehen.

Ob das rechtlich tatsächlich möglich ist, wird offenbar zurzeit im Rathaus geprüft. Die Stadt selbst will das allerdings weder bestätigen noch dementieren. Auch über Knoblochs Motiv für die Berufung will man im Rathaus nicht spekulieren. Dafür tun es die Stadträte. Diese gehen davon aus, dass der ehemalige Kommandant schlicht und einfach versuche, so lange wie möglich Geld zu beziehen und deshalb mit der Berufung ein rechtskräftiges Urteil hinauszögere.

Die Stadt Augsburg will zu dem Thema derzeit keine Stellung beziehen, weil die zuständige Juristin im Urlaub ist.