Die U19 des VfB Stuttgart empfängt am kommenden Mittwoch den FC Barcelona in der Uefa Youth League. Die Mannschaft von Trainer Nico Willig kann mit einigen Hochkarätern aufwarten, die Sie kennen sollten. Wir stellen sie vor.
Es nichts weniger als das wohl größte Spiel des Stuttgarter Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) in der Geschichte des VfB Stuttgart. Der VfB Stuttgart empfängt den FC Barcelona im Viertelfinale der Uefa Youth League (Mittwoch, 16 Uhr, Liveticker). Die Mannschaft von Trainer Nico Willig steht unter den besten Acht Europas, mit einem Sieg würde man sich für das Final-Four-Turnier Ende April in Nyon qualifizieren (25. und 28. April im Sportzentrum Colovray).
Mit viel Wohlwollen ist höchstens das DFB-Pokalspiel der VfB-Amateure Anfang des Jahrtausends gegen Eintracht Frankfurt vergleichbar, als das von Rainer Adrion trainierte Rudel Nachwuchsspieler die SGE-Mannschaft von Felix Magath mit 6:1 aus dem Gottlieb-Daimler-Stadion schoss. Dennoch ist das Spiel gegen die Katalanen mehr als das. Es ist die Manifestation der exzellenten Ausbildungsarbeit der Stuttgarter, die als einziges deutsches Team weiter im Wettbewerb sind und eine ganze Reihe an Spielern in ihren Reihen haben, denen man große Karrieren zutraut. Einige haben bereits langfristige Lizenzspielerverträge bei den Schwaben unterzeichnet. Wir stellen eine Auswahl vor. Spieler, die man auf jeden Fall kennen sollte.
Mirza Catovic – Ruhepol im Zentrum
Als Mirza Catovic 2022 von Rot-Weiss Frankfurt zum VfB Stuttgart ins Internat wechselte, hatte er eine ganze Weile lang mit der Anpassung an das deutlich höhere Niveau zu kämpfen. Kein Wunder, schließlich wagte der hochgeschossene Mittelfeldspieler ganz allein den Sprung von Hessen nach Schwaben. Doch spätestens in der U17 des VfB war schnell klar, Catovic war gekommen, um zu bleiben. Er war aus dem zentralen, defensiven Mittelfeld der Mannschaft nicht wegzudenken. Und das setzte sich in der U19 von Willig nahtlos fort. Catovic ist gern mitten im Geschehen. Dort besticht er mit seiner Ruhe, Übersicht und Technik. Er ahnt Situationen voraus, antizipiert gut, löst Duelle mit einer gewissen Eleganz – und weiß auch, wo das Tor steht. 23 Spiele, 3 Tore und 4 Vorlagen hat er bereits geliefert und mit seinen erst 17 Jahren auch schon 6 Spiele (1 Tor) bei der U21 in der 3. Liga absolviert. Catovic hat unlängst einen langfristigen Lizenzspieler-Vertrag bis 20230 unterschrieben: Er ist ganz sicher ein Spieler, von dem man in Zukunft noch viel hören wird.
Kenny Freßle – Dribbler auf den Außenbahnen
Auch Kenny Freßle kam 2022 von einem anderen Club zum VfB – allerdings von einem mit vergleichbarem Niveau, nämlich aus dem NLZ des SC Freiburg. Der Dribbler etablierte sich schneller, wurde aber auch von einer langwierigen Verletzung gebremst. Freßle ist das, was die Trainer gern einen „Unterschiedsspieler“ nennen. Sprich: An guten Tagen kann der feingliedrige Techniker, der mit seinem Bewegungsmuster manchmal an Jamal Musiala erinnert, eine Mannschaft tragen und zum Sieg führen. So wie vor Kurzem in Mönchengladbach, als er die Fohlen am Niederrhein mit zwei Treffern fast im Alleingang auseinander nahm. Aber Freßle, der gern mit Zug über die Außenbahnen, aber auch als hängende Spitze durch die Mitte kommen kann, ist noch gewissen Schwankungen unterworfen. Er hat in Sachen Leistungskonstanz und Zweikampfhärte noch an sich zu arbeiten. Dann klappt es vielleicht auch bald mit einer Vertragsverlängerung. Sein aktuelles Arbeitspapier garantiert ihm noch ein Jahr Spielzeit in der U21 und läuft 2026 aus.
Florian Hellstern – Stuttgarts nächste Torhüter-Hoffnung
Den Spruch „In Deutschland muss man sich keine Sorgen um die Torhüter-Ausbildung machen“ kann man auch gut auf den VfB herunterbrechen. Ein perfektes Beispiel dafür ist der Waiblinger Florian Hellstern. Der Blondschopf fiel bei einem Sichtungstraining auf, kam 2017 vom FSV Waiblingen zum VfB, durchlief dort bisher alle Jugendmannschaften als klare Nummer eins und kann in den deutschen Juniorennationalteams bereits über ein Dutzend Spiele vorweisen. Seine Stärken liegen im Linienspiel, der Kommunikation und dem Eins-gegen-Eins; Hellstern ist nur schwer zu überwinden. In den letzten Monaten hat er sich zudem zum wahren Elfmeter-Killer gemausert, er kommt in seinen bisher 23 Pflichtspielen schon auf eine gute Handvoll gehaltene Strafstöße. Dazu kommen noch einige Neunmeter beim Mercedes-Benz-Junior-Cup, den die Truppe in diesem Januar zum zweiten Mal in Folge gewinnen konnte. Eines scheint sicher: Auch im Spiel gegen Barcelona kann sich die Mannschaft auf ihren zuverlässigen Rückhalt verlassen.
Max Herwerth – Turm in der Defensive
Maximilian Herwerth hat Stationen bei den Clubs in Stuttgart vorzuweisen, die man quasi verpflichtend absolviert haben muss, wenn man es zum VfB Stuttgart schaffen will. MTV Stuttgart, Stuttgarter Kickers, VfB Stuttgart steht in seiner Vita – doch das ist längst nicht alles. Der Abwehrspieler ist U-17-Weltmeister, holte mit dem DFB 2023 den Titel – übrigens gemeinsam mit Finn Jeltsch (damals noch 1. FC Nürnberg), der nun bereits bei den VfB-Profis spielt. Für Herwerth ging es beim VfB bisher nur bis zur U21, doch der Innenverteidiger wird intern ob seiner Zweikampfstärke am Boden und in der Luft hochgeschätzt – wobei er für einen Defensivspieler wenig Fouls begeht. Dazu kommt Herwerths Hingabe – der Youngster gilt als äußerst leidensfähig, gibt immer alles. Zudem zeigt er sich lernwillig und bereit, mehr als manch anderer zu arbeiten, um weiterzukommen. Gemeinhin eine gute Mischung, wenn man es bis ganz nach oben schaffen will. Herwerth debütierte in dieser Saison in der 3. Liga (7 Spiele, 1 Tor) und der DFB U19. Er qualifizierte sich mit dem Team vor wenigen Tagen für die EM-Endrunde in Rumänien im Juni.
Efe Korkut – Feingeist mit Tordrang
Sechs, Acht, Zehn? Für Efe Korkut kein Problem. Der Mittelfeldspieler kann viele Rollen ausfüllen, ist mit einer gewissen Polyvalenz ausgestattet. Dabei ist Korkut schwer zu fassen, feingliedrig und technisch stark ist er gern auch zwischen den Reihen unterwegs und macht es so seinen Gegenspielern schwer, ihn zu verteidigen. Auch in der 3. Liga, wo er letzten Dezember debütierte. Eine weitere Qualität: sein Abschluss. Korkut bleibt auch unter Druck kühl, kann in der Box treffen, aber auch von außerhalb und ist beidfüßig stark, was auch bei Standards zur gefährlichen Waffe werden kann. Dazu kommen ein gutes Passspiel und das Auge für den Mitspieler, den er uneigennützig zu bedienen weiß. Seine Stärken sind zugleich aber auch ein Schwachpunkt. Angesichts dieser Fähigkeiten müsste sein Scoring eigentlich noch besser sein. Doch dafür benötigt es noch mehr Klarheit in seinem Spiel, was dem Jungspund manchmal abgeht. Wenn er das verbessert und im athletischen Bereich zulegen kann, stehen ihm viele Türen offen. Womöglich auch beim VfB, wo er noch bis 2026 unter Vertrag steht.
Julian Lüers – Willigs Mann für alle Fälle
Der Blondschopf aus Rommelshausen ist ein Phänomen. Wie Hellstern auch kam Lüers 2017 vom FSV Waiblingen zum VfB. Und sah sich in jedem Jahrgang massiver Konkurrenz ausgesetzt. Doch während die nicht immer zum Zug kam oder längst weitergezogen ist, spielt einer regelmäßig, mittlerweile eigentlich immer und gern auch über die volle Distanz: Julian Lüers. Der körperlich kompakte Mittelfeldspieler ist inzwischen sogar so etwas wie Willigs Allzweckwaffe. Quasi eine Art menschlicher Dietrich, um den Gegner zu knacken. Beispiel gefällig: Im Achtelfinale in Lissabon stellte Willig Lüers, eigentlich eher in der Defensive zuhause, kurzerhand auf die Zehn, um Sporting bereits weit vorn zu attackieren und wenn möglich den Spielfluss zu unterbrechen. Der Plan ging nicht nur auf, der Youngster erzielte sogar noch das Siegtor beim 3:2 in Portugal. Es war bereits sein zweites in dieser Youth-League-Saison, denn auch beim Spiel in Turin traf er. Doch unabhängig davon ist der Mittelfeldmann ein Spieler, wie ihn sich jeder Trainer im Kader wünscht. Egal welche Position, egal welche Rolle, Lüers erfüllt die Aufgabe mindestens solide und mit viel Leidenschaft und Hingabe.
Lauri Penna – vereint Eleganz und Ehrgeiz
Der Junior-Cup im Sindelfinger Glaspalast wurde zur großen Bühne für Lauri Penna. Der Youngster gewann nicht nur die Auszeichnung zum besten Spieler des Turniers, sondern führte sein Team zum Erfolg und zeigte sich als echter Leader. Penna, der beim SV Sillenbuch seine ersten Schritte machte, gilt als besonders ehrgeizig. Der Offensivspieler wird davon aber nicht zerfressen, sondern weiß diese Energie in die richtigen Bahnen zu lenken. Er gibt gern den Antreiber, kann in der zentralen Offensive zudem mehrere Rollen spielen. Wie beim Aufeinandertreffen mit Atalanta Bergamo, als er gemeinsam mit Korkut die Italiener vor unlösbare Aufgaben stellte. Auffällig bei Penna ist seine Scoring-Fähigkeit – insbesondere unter Berücksichtigung des Umstands, dass er verletzungsbedingt in dieser Saison bereits einige Spiele verpasst hat. Der Youngster, der durch eine gewisse Eleganz zu bestechen weiß, braucht nicht lange, um wieder in den Rhythmus zu kommen. Dies dürfte ihm auch in diesen Tagen zugutekommen – denn zuletzt musste er unter anderem wegen einer tiefsitzenden Muskelverletzung in der Wade aussetzen, er konnte aber am Wochenende jedoch wieder seinen ersten Pflichtspieleinsatz feiern.
*alle genannten Zahlen und Daten beruhen auf Informationen unserer Redaktion oder sind von transfermarkt.de.